Eine etwas andere Weihnachtsgeschichte…

Eine etwas andere Weihnachtsgeschichte…
(Bild: pixabay)

WOCHENBLATT
WOCHENBLATT

     …der Weihnachtsengel war spät dran. Oben auf der Bank vor der Hohkreuz-Kapelle blies der Wind immer schärfer um die Ecken und das Schneetreiben wurde immer dichter.

„Ich komm` zu spät!“ dachte er. „Wie soll ich jetzt noch nach Aulendorf kommen, nachdem mich meine Flügel hier an der Kapelle im Stich gelassen haben“. Kreuzbandzerrung an beiden Flügeln. Man wird halt auch als Weihnachtsengel nicht jünger. Schon wollte er aufgeben und die Engel-Heimholhilfe rufen, als er in der Ferne durch das dichte Schneegestöber zwei Scheinwerferkegel kommen sah.

   „Mistwetter“, schimpfte der Fahrer. „Jetzt bleibt der Schnee auch noch liegen und die Fahrbahn wird glatt“. Konzentriert steuerte der Fahrer um die Kurve und gab vorsichtig Gas um die Anhöhe zum Hohkreuz ohne weiteren Stopp zu erreichen. Er war unterwegs mit dem Bürgerbus auf seiner letzten Tour und freute sich gedanklich schon auf seinen wohlverdienten Feierabend.

Urplötzlich, – etwa auf der Höhe der Parkplätze zur Kapelle, – sah er einen Schatten auf die Fahrbahn huschen. Erschrocken trat der Driver auf die Bremse. Das ABS knatterte ein paar Meter und brachte den Bus dann spurgenau zum Halten. Uff…! Grad no…!

„Mein Gott“, rief der Fahrer, „haben sie mich erschreckt“, nachdem er den Türöffner gedrückt hatte.
  Draußen stand ein Mann, so Mitte sechzig, mit einem weiten Umhang aus grobem, gräulichem Leinen. Darunter spitzte immer wieder am Saum der Ärmel ein schöner weißer Stoff hervor. Auf dem Rücken hatte er, – der Wölbung nach zu urteilen, – wohl einen Rucksack.

„Können Sie mich nach Aulendorf mitnehmen?“, fragte der Fremde. „Ich habe dort noch was zu erledigen“.
„Klar“, sagte der Fahrer. „Nur herein. Dazu sind wir da“. Vorsichtig betrat der Fremde den Bus. Schließlich war er noch nie mit solch einem Gefährt chauffiert worden. Immer musste er selber fliegen.
„Sie sind wohl neu hier“, fragte der Fahrer. „Wo kommen sie denn her?“
„Ja, direkt vom Hi…..“ Stop, dachte sich der Weihnachtsengel. Jetzt bloß keinen Fehler machen. „Direkt von Hill. Das ist ganz in der Nähe“, korrigierte er ergänzend.

„Ah ja, – schön“, brummte der Fahrer als er wieder das Gaspedal drückte und der Fremde sich auf die hintere Sitzbank plumpsen ließ. Ach, war das schön warm und weich hier zu sitzen, dachte der Engel. Die schneebedeckte Landschaft zog an ihnen vorbei und mit großen Augen konnte der Weihnachtsengel viele tausend Lichter durch das Schneegestöber erkennen.

(Bild: pixabay)

„Ist das Aulendorf?“
„Ja“ bestätigte der Driver, „Hier bin ich zu Hause“. Seltsam, dachte der Fahrer. Seit der Fremde da ist verbreitet sich im Bus so ein schönes warmes Licht. Er überprüfte alle Lichtschalter im Cockpit, konnte aber nichts feststellen. Alles war auf „off“. Und trotzdem dieses Licht. Äußerst seltsam…

Je näher sie der Stadtgrenze kamen, desto deutlicher konnte man die bunten Lichter erkennen. Es blinkte, leuchtete und zuckte in allen erdenklichen Farben. Das war gar nichts für den Weihnachtsengel.
„Man hat den Eindruck in manchen Gärten und auf Balkonen ist es heller als in den Wohnstuben. Weihnachten ist doch ein Fest der Ruhe, Besinnlichkeit und Rücksicht für die Menschen“. ließ der Weihnachtsengel von sich hören.
Das merkte auch der Fahrer und musste wohl darüber nachdenken, wie viele Lichterketten in seinem Garten blinkten.

„Wo wollen sie denn aussteigen?“, fragte der Fahrer seinen bislang einzigen Fahrgast.    
„Egal“, sagte der, „am liebsten dort wo die meisten Menschen sind“.
„Ok,- dann lasse ich sie mal am Schlossplatz raus“, bestätigte der Fahrer.
Vor dem Aulendorfer Schloß war um diese Zeit erstaunlich viel los. Viele Menschen machten noch Besorgungen für das bevorstehende Weihnachtsfest und hinterließen ihre Spuren im frisch gefallenen Schnee.

„Mach´s gut, Fahrer“, verabschiedete sich der Fremde. „Und vielen Dank für´s mitnehmen.“
„Keine Ursache“, entgegnete der. „Vielleicht sehen wir uns bald wieder.“
„Ganz bestimmt!“, kam es zurück. „Und bleib` immer gesund“.
Damit verschwand sein Fahrgast und tauchte unter  bei den vielen Menschen.

Der Fahrer schloss die Tür und sogleich verebbte auch das schöne schimmernde Licht im Bus. Seltsam, dachte er, äußerst seltsam.

Die frische Schneespur des Weihnachtsengels vermischte sich mit den anderen Spuren und war als bald nicht mehr zu erkennen…

Aber irgendwo wird er wohl sein…                 

Mit dieser doch etwas anderen Weihnachtsgeschichte wünschen wir allen Aulendorfern, unseren Fahrgästen und Freunden ein ruhiges, besinnliches und vor allem gesundes Weihnachtsfest

Das Team vom Bürgerbus

(Bild: Bürgerbus Aulendorf)