Krimi aus Oberschwaben Ein paar Stunden Spannung mit Helmut Jäger

Autor Helmut Jäger ist ein Garant für Nervenkitzel – mit Bezug aus Oberschwaben.
Autor Helmut Jäger ist ein Garant für Nervenkitzel – mit Bezug aus Oberschwaben.

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An einem lauen Sommerabend wird in der Ravensburger Altstadt ein Luxuswagen gestohlen und führerlos auf eine Amokfahrt durch die Marktstraße geschickt. Es ist das Auto von… Hier muss Carl Sopran her, der Spezialermittler aus den Krimis von Helmut Jäger.

„Den Tod geerbt“, heißt der zweite Kriminalroman aus der Feder von Helmut Jäger. Der Autor ist gebürtiger Oberbayer und gelernter Buchhändler. Seit 1991 lebt er mit seiner Familie in Berg, daher auch der Lokalbezug in seinen Werken. Der bei Sparkys Edition erschienene Roman führt seine Leser aber auch über Oberschwaben hinaus bis in die Toskana. Hier ein Interview mit dem Schriftsteller.

Dein Buch ist seit etwas mehr als drei Monate auf dem Markt. Mehrere Auflagen sind inzwischen gedruckt. Die Premierenlesung war ein voller Erfolg: Was glaubst Du, warum hat Dein Buch eine so gute Resonanz? Liegt es an der Geschichte, den Figuren oder am Regionalbezug?

Diese Frage ist für mich erst mal schwer zu beantworten. Wenn ich mir die Beurteilungen anschaue, die das Buch von den Lesern bisher erhalten hat, und die kommen aus ganz Deutschland, stelle ich fest, dass den meisten von ihnen zuerst mein Schreibstil gefällt. Das freut mich sehr und ist entscheidend finde ich. Natürlich ist die Geschichte das Wesentliche an einem Buch, aber sie wird nicht funktionieren, wenn sie nicht von Figuren getragen wird, mit denen die Leser mitfühlen. In einem Krimi natürlich sowohl mit den positiven wie auch den negativen Charakteren. Genau das ist es, was ich am Schreiben so liebe, das Schaffen von Figuren und ihnen Authentizität zu geben, dass man das Gefühl bekommt, sie könnten auch real existieren.

Wenn ich vom Verlag höre, dass das Buch in ganz Deutschland seine Leser findet, spielt der Regionalbezug dennoch eine gewichtige Rolle. Der größte Teil hat in der Region seine Käufer gefunden. Ich verstehe meine Romane aber nicht als reine Regionalkrimis, denn meine Hauptfigur, der ehemalige investigative Journalist und Detektiv aus Verlegenheit, Carl Sopran, und meine Geschichten drängen nach draußen. So spielt mein erster Krimi »Das Grab an der Schussen« teilweise in Finnland und der aktuelle »Den Tod geerbt« in der Toskana. Nach diesen Ausflügen kehren meine Geschichten aber sehr bald nach Oberschwaben zurück. Hier in der Region nördlich des Bodensees leben die handelnden Figuren, die Fälle erreichen hier ihren dramatischen Höhepunkt und finden auch ihre Auflösung.

Wie kamst Du zu der Geschichte »Den Tod geerbt«?

Während eines unserer jährlichen Urlaube in der Toskana. Hier das beschauliche Oberschwaben nördlich des Bodensees mit seinen barocken Kirchen, pittoresken Altstädten, verträumten Seen, die Alpen von der Schweiz bis ins Allgäu zum Greifen nah. Dort die Toskana, das Sehnsuchtsziel vieler Urlauber. Niemand würde diese beiden Idyllen spontan mit einer dunklen Geschichte verbinden. Aber so eine gibt es, sogar in der Realität. Sie hat sich im August 1944 in einem toskanischen Bergdorf ereignet und findet in meinem Roman ihr fiktives Ende acht Jahrzehnte später im dramatischen Schicksal einer Ravensburger Familie mit italienischen Wurzeln.

Was sind Deine Botschaften?

Zuerst schreibe ich Unterhaltungsliteratur. Ich freue mich, wenn ich mit meinen Kriminalromanen meine Leser unterhalten und ein paar Stunden Spannung und Entspannung bieten kann. Wenn sie beim Lesen ebenso viel Spaß haben, wie ich beim Schreiben, dann ist es genau das, was mich antreibt. Was aber nicht ausschließt, dass meine Kriminalromane auch eine Botschaft transportieren dürfen. Ich habe für meine Arbeit als Krimiautor einen Leitgedanken: »Die menschlichen Abgründe können nicht tief genug sein, um darunter noch etwas zu finden.« Im aktuellen Roman finden sich diese Abgründe in der jüngeren deutschen Geschichte. Auch nach Jahrzehnten müssen Kinder und Enkel für die Schuld ihrer Väter und Großväter büßen.

Wie reagieren die Leserinnen und Leser auf Dein Buch?

Das wird sich zeigen, wenn ich jetzt im Herbst zu Lesungen in Buchhandlungen und Büchereien der Region reise – von Bad Waldsee, über Leutkirch, Grünkraut und Weingarten – einige Lesungen werden im Lauf der kommenden Wochen noch hinzukommen. Dann bekomme ich direkten Kontakt zu meinem Publikum, ich freue mich jetzt schon sehr auf anregende Gespräche.

Du als Autor, wie gehst Du damit um, dass Dein Buch so gut ankommt?

Ich freue mich sehr darüber, keine Frage. Jährlich sterben Tausende zwischen zwei Buchdeckeln und auf TV-Bildschirmen den Krimitod. Dass ich unter der Menge von Kriminalromanen, die jedes Jahr erscheinen, meinen Platz gefunden habe, spornt mich an. Krimis schreiben ist meins, es macht mir einfach Spaß.

Was sind Deine nächsten Pläne, was dürfen wir erwarten?

Mein dritter Kriminalroman, wieder mit meinem Ermittler Carl Sopran, ist bis Ende des Jahres fertig geschrieben und der Erscheinungstermin vom Verlag für den Herbst 2023 vorgesehen. Natürlich habe ich schon neue Ideen für einen vierten Krimi, die Geschichte rund um meinen Ermittler ist noch lange nicht auserzählt. Darüber hinaus verfolge ich noch eine Idee und ein Projekt, das mich umtreibt: Einen Ausflug in ein anderes Genre zu wagen, einen Roman ohne Tote zu schreiben. Aus krimineller Sicht unspektakulär, anders als es man von mir bisher kennt. Die Geschichte habe ich bereits im Kopf, jetzt muss ich sehen, was meine Fantasie so hergibt.

Was bedeutet für Dich Oberschwaben, was bedeutet für Dich Heimat?

Heimat – ich habe keinen Plural dafür gefunden. Ich habe für mich aber ganz pragmatisch entschieden, wenn schon, dann habe ich zwei. Dort, wo ich aufgewachsen und groß geworden bin und dort, wo ich seit über dreißig Jahren mit meiner Familie lebe und bleiben werde. Beide beginnen mit Ober – Oberbayern und Oberschwaben. 

Mir den oberschwäbischen Dialekt anzueignen, hatte ich sehr schnell aufgegeben, das war sinnlos. Aber sonst? Weißwurst und Gschlagene, Semmelknödel und Spätzle, Obatzda und Saurer Käs pflegen in meiner Küche ein wunderbar harmonisches Miteinander und die Bretzl sind hier eindeutig besser. Ich habe den Bodensee vor der Nase, die Alpen von der Schweiz bis ins Allgäu im Blick, ich sehe im Spätsommer überall die Äpfel reifen, die ich auch sehr gerne als Obstbrand direkt im Hofladen gekauft, konsumiere. Noch was? Ach ja – die Menschen. Als fröhliches und feierfreudiges Genießervölkchen empfinde ich sie, die Oberschwaben. Ist man mit dem Rad unterwegs, kann man an einem Tag eine Besenwirtschaft nach der anderen abfahren, mehr als der Magen verträgt. Ein Fest nach dem anderen – vom Rutenfest bis zum kleinen Dorffest – spiegeln im Sommer die Lebensfreude einer ganzen Region wider. Und es gibt noch so viel mehr, sich hier heimisch zu fühlen. Über dreißig Jahre leben und wohnen in Oberschwaben haben mich geprägt.

Mehr Infos finden Sie auf: sparkys-edition.de