Ein Kommentar: Minister Lucha als Abrissbirne unterwegs

Ein Kommentar: Minister Lucha als Abrissbirne unterwegs
Der baden-württembergische Landtagsabgeordnete Manfred (Manne) Lucha (Bündnis 90/Die Grünen). (Bild: picture alliance / dpa | Felix Kästle)

Normalerweise legen Politiker aus einem einfachen Grund viel Wert auf ihr Ansehen in der Bevölkerung, sie möchten ja gerne wiedergewählt werden. Dazu nutzen sie gerne jedes Mikrofon, das sie erspähen, um sich in Szene zu setzen. Ganz anders zeigt sich der Minister für Soziales und Integration, Manne Lucha.

Vermutlich hat er die Begriffe sozial und integrierend nicht richtig verstanden. Es wäre Zeit, dass der Landesvater sich seiner annimmt und mit seinen erlernten pädagogischen Fähigkeiten Lucha einige Nachhilfestunden gewährt.

Warum Kretschmann dies tun sollte? Ganz einfach, direkt vor seiner privaten Haustüre in Laiz, spielt sich ein Drama bei der Krankenhausversorgung ab, das ihn eigentlich nicht unberührt lassen kann. Die Vorgehensweise des Krankenhausträgers SRH erinnert fatal an die Klinikschließungen im Landkreis Biberach. Hier wurden mit Riedlingen und Laupheim zwei Kliniken geschleift, damit Biberach einen „Leuchtturm der Medizin“ erhält. Dieser Leuchtturm hat nicht mal 400 Betten und wird in einigen Jahren, mit nicht geringer Wahrscheinlichkeit von den, ach so wichtigen Beratungsfirmen, als zu klein und nicht zukunftsfähig beurteilt werden.

Kretschmann und vor allem Lucha sollten sich an den Eid, den sie beim jeweiligen Amtsantritt geschworen haben, erinnern. Der beinhaltet nicht, nur für Groß- und Kreisstädte zuständig zu sein.

Geislingen kann als warnendes Beispiel gelten, hier will eine Stadt den Landkreis wechseln, weil sie das böse Spiel der Krankenhausversorgung nicht mehr mitspielen will. Die Bürger*innen in den Raumschaften Laupheim, Riedlingen, Bad Saulgau, Pfullendorf, Bad Waldsee und Tettnang wissen, dass sie in Lucha nicht nur keinen Fürsprecher haben, er ist eher als Totengräber für deren Kliniken unterwegs.

Oft wird gesagt, dass Kinder die Zukunft unserer Gesellschaft seien. Lucha ficht das nicht an, er meint, auch noch Tettnang inkl. seiner Geburtsklinik geschlossen werden soll. Dort wurde vor wenigen Tagen unlängst die 900. Geburt gemeldet. Wo sollen die Schwangeren denn überhaupt noch Aufnahme für eine gefahrlose Geburt finden? Werden als Ausgleich entlang der Bundesstraßen Geburtsstationen to go eröffnet? Wer einen solchen Kahlschlag der Kliniklandschaft befördert und herbeiredet, hat sein Ministeramt nicht verstanden. Nachdenken wäre angesagt, als mit der Abrissbirne zu drohen.

Gerade jetzt, wo mit Omikron die nächste Covid-Welle auf uns zurollt, wären die kleinen Kliniken wichtig. Hier könnten reguläre, planbare und Notfall-Operationen ohne Probleme realisiert, die Covid-Kranken in den Intensivstationen der großen Häuser behandelt werden. So aber spielen Lucha und die Krankenhausträger ein makabres Spiel mit dem Leben und körperlichen Unversehrtheit der Bürger*innen, die dringend auf Operationen angewiesen sind. Es scheint, als ob sich bei der medizinischen Versorgung der Personenkreis derer, die sich als Menschen zweiter Klasse betrachten müssen, täglich wächst.

Wie lange geht das noch gut? Minister Lucha muss entweder seine Marschrichtung ändern, oder er sollte einfach gehen. So wie er sich gebärdet, wäre der Schaden schnell geschätzt.