Ein Frühjahrs-Check fürs Fahrrad ist notwendig und wichtig

Der klassische Frühjahrsputz ist nicht nur für die Wohnräume notwendig, auch das Fahrrad oder E-Bike freut sich über eine gründliche Reinigung.
Der klassische Frühjahrsputz ist nicht nur für die Wohnräume notwendig, auch das Fahrrad oder E-Bike freut sich über eine gründliche Reinigung. (Bild: Pixabay)

Fast jeder in Deutschland besitzt ein Fahrrad. Jetzt, wo die Frühlingstemperaturen nahen und oft die erste Fahrt ansteht, ist es nötig, das Fahrrad gründlich zu checken und zu putzen, bevor es wieder auf Tour geht.

Der Blick auf die Zapfsäulen an den Tankstellen lassen so manchen über einen Wechsel vom Auto aufs Rad nachdenken. Die Spritpreise sind in den letzten Monaten geradezu explodiert. Das stellen sich viele auch heute noch die Frage: Muss man denn jede Fahrt mit dem Auto machen oder lohnt sich der Umstieg aufs Rad mehr denn je? Aber da muss man einiges beachten, bevor man zur ersten Fahrt mit dem Drahtesel startet.

Wer sein Rad regelmäßig pflegt und gründlich reinigt, hat länger Freude daran. Ein sauber gepflegtes und gewartetes Fahrrad fährt sich auch besser und bleibt länger funktionstüchtig.

Reifen, Licht, Bremsen & Co. sollten gecheckt werden, bevor es mit dem Rad wieder auf Tour geht.
Reifen, Licht, Bremsen & Co. sollten gecheckt werden, bevor es mit dem Rad wieder auf Tour geht. (Bild: Vadim B von Pexels)

Viele denken angesichts der hohen Benzinpreise daran, ihr altes Fahrrad wieder aus dem Keller zu holen. Aber ist das Rad denn noch verkehrstüchtig? Die Reifen sind platt, das Licht funktioniert vielleicht nicht mehr. Es fehlt Öl, irgendetwas schleift. Der Rahmen hat Rost angesetzt. Mit diesem Rad sollte man auf gar keinen Fall mehr fahren. Wenn man sich nicht selbst helfen kann, sollte man einen Fachmann aufsuchen. Viele Radhändler bieten einen Frühjahrs-Check an.

Auch wer im Winter mit seinem Rad gefahren ist, sollte es jetzt erst mal durchchecken und alle erkennbaren Mängel beheben, um einen verkehrssicheren Zustand herzustellen.

Eine Grundreinigung steht am Beginn

Zuerst ist also einmal eine gründliche Reinigung dran. Aber bitte keinesfalls mit dem Hochdruckreiniger! Zu starker Wasserduck kann das Fett aus empfindlichen Teilen wie Lagern herausspritzen und dadurch dem Rad mehr schaden als nutzen.

Mit einem Handfeger sollte man den gröbsten Dreck wie Laub und Staub entfernen. Bearbeiten Sie dann das Rad mit einem milden Reiniger oder einem speziellen Fahrradreiniger und lassen Sie das eine Weile einwirken, bevor Sie das Rad mit einem Lappen abwischen. Wer sein Rad liebt, der reibt mit dem Lappen. 40 % aller Räder landen in einer Fachwerkstatt, weil bewegliche Teile durch Schmutz und Dreck schwer gehen. Im Schaltwerk wirken sie wie Schmirgelpapier.

Für die optische Pflege reicht auch genügend lauwarmes Wasser mit etwas Spülmittel. Schwer erreichbare Stellen kann man mit einer Spülbürste oder einer Zahnbürste bearbeiten. Aber bitte nur mit sanftem Druck!

Beginnen sollte man mit dem Rahmen, den Speichen und der Verkleidung.

Lassen Sie dann das Fahrrad gut trocknen und wischen Sie übrig gebliebene Wasserstellen gut trocken. Dabei kann man auch schon mögliche Beschädigungen oder Defekte am Rad erkennen, um die man sich kümmern muss.

Auch der Reifendruck muss stimmen

Jetzt gilt unser Augenmerk den Reifen. Steht ein Rad längere Zeit, verliert es Luft. Platt heißt nicht unbedingt Loch. Jetzt heißt es „Pumpen“. Der passende Luftdruck steht auf den Reifen. Gut aufpumpen, aber bitte nicht an die Obergrenze gehen, sonst könnte es knallen. Dazu aber nur eine passende Fahrradpumpe verwenden.

Platter Reifen: Oft reicht der Griff zur Luftpumpe und der Reifen ist wie neu, reicht dies jedoch nicht aus, kann es verschiedene Ursachen haben.
Platter Reifen: Oft reicht der Griff zur Luftpumpe und der Reifen ist wie neu, reicht dies jedoch nicht aus, kann es verschiedene Ursachen haben. (Bild: Pixabay)

Tipp: Ihr Fahrradhändler pumpt Ihr Rad in der Regel auch kostenlos optimal auf.

Bei dieser Gelegenheit sollte man die Reifen gleich auf Schäden prüfen. Ist das Material an den Rändern porös oder rissig, sollte man den Reifen ersetzen. Auch eingefahrene Scherben, Steinchen oder andere spitze Gegenstände können bei dieser Gelegenheit erkannt und entfernt werden.

Beim Reifencheck sollte man auch prüfen, ob alle Speichen noch fest sitzen und nicht verbogen sind. Bei einem „Achter“ empfiehlt sich ein Besuch in der Werkstatt.

Ein paar Tropfen Öl wirken manchmal Wunder

Jetzt ist der Antrieb an der Reihe. Reinigen Sie die Zwischenräume mit einem Pinsel oder einer feinen Bürste und lassen Sie die Kette einmal durch einen trockenen Lappen laufen. Fetten Sie die Kette danach mit einem Kettenöl. Mittel wie WD-40 bewirken oft kleine Wunder. Wenn das Öl eingezogen ist, sollten Sie überschüssiges Öl mit einem Tuch abtupfen damit sich Dreck und Schmutz nicht gleich wieder darin verkleben können.

Auch der Schaltvorgang sollte einmal geprüft werden. Wenn die Schaltung stark verzögert reagiert oder gar stockt, muss ein Fachmann ran.

Funktionierende Bremsen sind lebenswichtig

Nun gilt unser Augenmerk den Bremsen. Gut funktionierende Bremsen sind das A und O, wenn Sie sich ins Verkehrsgetümmel stürzen. Testen Sie daher unbedingt vor der ersten Fahrt, ob die Bremsen noch gut in Schuss sind. Lassen sich die Bremsen leicht betätigen und reagieren diese gleichmäßig und kräftig, ist alles ok. Greifen sie jedoch nur verzögert oder sind die Bremsbeläge verschlissen, muss man die Bremsen reparieren bzw. die Beläge austauschen. Wer keine Erfahrung damit hat, sollte eine Werkstatt aufsuchen. Noch ein wichtiger Tipp: Halten Sie Fahrradöl von den Bremsen fern, sonst ist deren Funktion beeinträchtigt.

Das A und O bei der Handhabung des Fahrrads sind die Bremsen!
Das A und O bei der Handhabung des Fahrrads sind die Bremsen! (Bild: Markus Spiske von Pexels)

Wichtig ist auch, dass alle Schrauben festsitzen und nichts scheppert. Lockere bzw. klappernde Teile können während der Fahrt ganz schön nerven. Also sollte man vor der ersten Ausfahrt noch mal alle Schrauben am Fahrrad prüfen und, wenn nötig, wieder anziehen. Das gilt für Bauteile wie Lenker, Sattel, Vorbau, Kurbeln und die Kettenblätter, aber auch für die Klingel, den Rahmen und den Fahrradkorb soweit vorhanden.

Sehen und gesehen werden kann Leben retten

Zum Schluss sollte man Licht und Zubehör checken. Funktioniert die Klingel noch? Ist das Fahrradschloss noch in Ordnung? Ist eine passende Fahrradpumpe vorhanden und einsatzbereit?

Auch wenn keine Nachtfahrt geplant ist, sollte man trotzdem die Beleuchtung am Fahrrad unbedingt kontrollieren (vorne und hinten!). Denn bereits bei Fahrten in der Dämmerung sind gutes Licht und ausreichende Reflektoren schon eine „kleine Lebensversicherung“ und im Rahmen der Verkehrstüchtigkeit absolut notwendig und vorgeschrieben. Wichtig ist nicht nur sehen sondern auch gesehen werden.

Wer ein handliches Fahrradwerkzeug für unterwegs besitzt, kann dieses ebenfalls zum Start der Saison auf Vollständigkeit überprüfen und ggf. reinigen. Nur so kann man sich bei Pannen unterwegs auch mal selbst helfen.

Hat sich am Rad Flugrost gebildet, sollte man diese Stellen mit Öl einsprühen, einige Stunden einwirken lassen und dann mit einem Lappen entfernen.

Die Straßenverkehrsordnung gilt auch für Radler

Verhalten Sie sich bitte allen anderen Verkehrsteilnehmern gegenüber rücksichtsvoll und beachten Sie unbedingt die Straßenverkehrsordnung. Denn die gilt auch für Radfahrer (vergessen leider oft viele…). Und ein Helm schützt vor schweren Kopfverletzungen.

Ein Fahrrad gilt nach StVO als Fahrzeug, weshalb sich ein Fahrradfahrer genauso an Vorschriften halten muss wie ein Autofahrer.
Ein Fahrrad gilt nach StVO als Fahrzeug, weshalb sich ein Fahrradfahrer genauso an Vorschriften halten muss wie ein Autofahrer. (Bild: Pixabay)

Gerade ältere Radler, die sich zu Beginn der Saison ein E-Bike gekauft haben, sollten besonders vorsichtig sein. Oft ist die letzte Fahrt mit einem Rad schon länger her. Wichtig ist es, alles langsam und behutsam angehen zu lassen und vorausschauend zu fahren. 

Da hilft ein Sicherheitstraining, das von vielen Fahrradverbänden vor Ort angeboten wird (z.B. ADFC).

Eigene Kondition nicht überschätzen – Belastung nur schrittweise erhöhen

Reicht meine Kondition für eine längere Ausfahrt? Auch daran sollte man nach der Winterpause denken. Also erst mal kleinere Touren unternehmen und sich nicht selbst überschätzen. Dabei merkt man oft sehr schnell, dass es mit der eigenen Kondition nicht so weit her ist.

Ohne Training wird man nicht besser. Das positive: Jede Ausfahrt kann als Training verbucht werden. Jeder Kilometer zählt.

Es gibt verschiedene Trainingsmethoden, um die eigene Ausdauer zu steigern und jeder Körper reagiert anders auf die verschiedenen Trainingsreize. Letztendlich funktioniert alles aber über die Adaption. Sprich, jeder Körper passt sich den neuen Gegebenheiten an. Je besser die jeweilige Ausdauer ist, desto länger benötigt der Körper bis er ermüdet.

Und zum Schluss: Putzen Sie Ihr Rad regelmäßig und nicht nur zum Start in die Fahrradsaison! Dann haben Sie auch lange Freude an Ihrem Rad.

So, jetzt steht der ersten Ausfahrt nichts mehr im Wege. Gute Fahrt!