Ein Erinnerungsort an das Wirken der Ordensschwestern und Ordensbrüder in Sigmaringen

Zwei Stelen zu Ehren und zum Gedenken an die verstorbenen Vinzentinerinnen und die Gorheimer Franziskaner auf dem Hedinger Friedhof haben die Katholische Kirchengemeinde Sigmaringen in Kooperation mit der Vinzenz von Paul gGmbH und der Stadt Sigmaringen gestaltet und errichtet. Nun wurden die Stelen gesegnet. v.l. Sr. Damiana, Barbara Jungwirth Regionalleitung Vinzenz von Paul gGmbH, Sr. Friedhilde, Sr. Bernadette, Pastoralreferent Hermann Brodmann, Sr. Martina Nyoni, Sr. Karin, Sr. Maria Brigitta, Bürgermeister Dr. Marcus Ehm, Erster Beigeordneter Manfred Storrer, Elmar Belthle stellvertretender Bürgermeister, Pfarrer Ekkehard Baumgartner, Bernhard Boll.
Zwei Stelen zu Ehren und zum Gedenken an die verstorbenen Vinzentinerinnen und die Gorheimer Franziskaner auf dem Hedinger Friedhof haben die Katholische Kirchengemeinde Sigmaringen in Kooperation mit der Vinzenz von Paul gGmbH und der Stadt Sigmaringen gestaltet und errichtet. Nun wurden die Stelen gesegnet. v.l. Sr. Damiana, Barbara Jungwirth Regionalleitung Vinzenz von Paul gGmbH, Sr. Friedhilde, Sr. Bernadette, Pastoralreferent Hermann Brodmann, Sr. Martina Nyoni, Sr. Karin, Sr. Maria Brigitta, Bürgermeister Dr. Marcus Ehm, Erster Beigeordneter Manfred Storrer, Elmar Belthle stellvertretender Bürgermeister, Pfarrer Ekkehard Baumgartner, Bernhard Boll. (Bild: Sandra Häusler)

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Sigmaringen – An den selbstlosen Dienst an den Nächsten und das Wirken der Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Vinzenz von Paul und der Gorheimer Franziskaner in Sigmaringen erinnern zwei Stelen auf dem Hedinger Friedhof. Die Katholische Kirchengemeinde Sigmaringen hat in Kooperation mit der Vinzenz von Paul gGmbH und der Stadt Sigmaringen im Zuge der Neugestaltung des Hedinger Friedhofs eine Gedenkstätte errichtet, die auf lange Tradition der Schwestern und Ordensbrüder in Sigmaringen zurückblickt.

Vergangenen Donnerstag segnete der Leitende Pfarrer Ekkehart Baumgartner von der Katholischen Kirchengemeinde Sigmaringen die Stelen bei einer kleinen Feierstunde mit Bürgermeister Dr. Marcus Ehm, Vertretern der Stadt, Barbara Jungwirth, Regionalleitung der Vinzenz von Paul gGmbH Sigmaringen/Tübingen, Pastoralreferent Hermann Brodmann, Vinzentinerinnen aus dem Kloster Untermarchtal und dem Mutterhaus in Heppenheim.

„Wie die Menschen ihre Toten bestatten wirft immer ein Licht auf die Gesellschaft, wie sie ihrer Toten gedenken. Was ist ihnen wichtig, an Werten, die sie leben oder was möchten sie auch zum Ausdruck bringen für die Lebenden“, gab Pastoralreferent Hermann Brodmann zu Bedenken und erinnerte an die 171 Jahre selbstlosen Dienst durch die Vinzentinerinnen in Sigmaringen in der Kranken- und Altenpflege und der Erziehung elternloser Kinder. „Es ist eine Gedenkstätte für alle Vinzentinerinnen, die je in Sigmaringen gearbeitet haben“, hob der Pastoralreferent hervor. 2018 waren die letzten fünf Vinzentinerinnen in das Mutterhaus Heppenheim verabschiedet worden.

Ursprünglich gab es auf dem Hedinger Friedhof zwei Grabstätten für die Vinzentinerinnen. Die Grabfelder wurden nun bei der Umgestaltung des Hedinger Friedhofs zusammengelegt und die Gedenksteine bewusst schlicht eingebettet in das Gesamtkonzept, schilderte Bürgermeister Dr. Marcus Ehm. Die Stadt habe dafür rund 9.000 Euro in die Hand genommen. Der Bürgermeister begründete: „Von 1847-2018 haben die ehrwürdigen Schwestern vom Hl. Vinzenz von Paul in Sigmaringen den Kranken, Armen, Alten und Kindern gedient und dadurch einen sehr wertvollen Teil zu unserem gesellschaftlichen Zusammenleben in unserer Stadt und dem nahen Umland geleistet.

Gleichsam möchten wir heute auch den Franziskanermönchen der Thüringischen Ordensprovinz Fulda gedenken, die von 1892 bis in das Jahr 2000 in Sigmaringen, vom Kloster Gorheim ausgehend, in vielerlei Hinsicht ebenfalls sehr segensreich gewirkt haben.“ Man wolle mit den Gedenkstelen die Dankbarkeit von Seiten der Stadt für die geleistete Arbeit der Ordensschwestern und Ordensbrüder sichtbar machen. Die Vinzenz von Paul gGmbH hat die Stele zur Grabstätte der Barmherzigen Schwestern zum Heiligen Vinzenz von Paul und zu deren Erinnerung gestiftet.

Barbara Jungwirth, Regionalleitung Sigmaringen/Tübingen der Vinzenz von Paul gGmbH dankte den Vinzentinerinnen aus Untermarchtal und Heppenheim für ihre Anreise und freute sich, gemeinsam mit der Katholischen Kirchengemeinde und der Stadt dieses gemeinsame Projekt durchgeführt zu haben. Sie unterstrich: „Es ist nicht nur eine Stele, sondern einer Symbol unserer Zusammenarbeit, unseres gemeinsamen Auftrags. Wir alle haben einen Auftrag für die Alten, Armen und die Kranken. Wir als Vinzenz von Paul gGmbH sind stolz darauf, diesen vinzentinischen Auftrag fortsetzen zu dürfen.“

Sr. Maria Brigitta vom Mutterhaus der Vinzentinerinnen in Heppenheim zeigte sich erstaunt, erfreut und bewegt darüber, dass sich die Stadt dieser Grabstätte annehme. Die Vinzentinerin überbrachte die Grüße der Mitschwestern aus dem Mutterhaus, die hier in Sigmaringen gelebt und ein Stück Sigmaringer Geschichte mitgeschrieben hätten. Sr. Maria Brigitta dankte: „Wir sind sehr, sehr dankbar für dieses Zeichen des Wohlwollens und Gedenkens der Schwestern.“

Pfarrer Ekkehard Baumgartner blickte zurück: „Klingt das nicht fast wie ein Märchen in unseren Ohren heute? Vor 50 Jahren gab es in Deutschland noch tausende von Frauen – die eigentlich für Gotteslohn die Kranken in den Krankenhäusern und zuhause pflegten, als Gemeindeschwestern die Alten pflegten, im Kindergarten die Kinder betreuten und elternlose Kinder in den Heimen.

Schwestern, die Nähschulen betrieben, und an den Schulen unterrichteten – aus christlicher Nächstenliebe, um so ihrem Leben einen Sinn zu geben, in gelebter Barmherzigkeit als Ordensschwester. Jetzt sind sie aus dem öffentlichen Bewusstsein fast verschwunden und es ist eigentlich erschütternd, wie schnell wir sie als Gesellschaft zu vergessen drohen – bei dem, was sie geleistet haben.“

Nur wenige Schritte von der Gedenkstätte für die Vinzentinerinnen entfernt, neben der Statue des Heiligen Franziskus, die den Heiligen in seiner Nähe zu den Vögeln zeigt, weist eine zweite Stele auf die Gorheimer Franziskaner hin, die über 110 Jahre in Sigmaringen hinweg gelebt und Seelsorge betrieben haben.

1890 hatten Franziskaner aus dem Mutterhaus Frauenberg bei Fulda das Kloster in Gorheim übernommen. Von 1894 an war Gorheim theologisch-philosophische Hochschule der thüringischen Ordensprovinz. Nach dem Zweiten Weltkrieg internationalisierte sich die Einrichtung. In Gorheim studierten Brüder aus polnischen, spanischen, kroatischen und italienischen Provinzen, aus der Japanmission und der eigenen Provinz.

Die Franziskaner leisteten Aushilfe in der Seelsorge in und außerhalb der Stadt Sigmaringen, hielten Missionen und Exerzitien ab und waren als Krankenhausseelsorger am Fürst-Carl-Landeskrankenhaus sowie am späteren Kreiskrankenhaus Sigmaringen tätig, wirkten als Seelsorger. Im Ersten Weltkrieg diente Gorheim als Lazarett, auch die Patres taten dort Dienst. Auch im Zweiten Weltkrieg wurde das Kloster erneut als Lazarett genutzt. 1990 feierte der Konvent sein hundertjähriges Bestehen, Zehn Jahre später, im Jahr 2000, endete die Geschichte der Franziskaner in Gorheim aufgrund von Nachwuchsmangel und Überalterung.

(Pressemitteilung: Stadt Sigmaringen)