DRK: Beratungsstelle für geflüchtete Menschen unterstützt eine Familie aus dem Iran

Endlich Zeit, zur Ruhe zu kommen: Die Flucht der Familie vor sechseinhalb Jahren erfolgte überstützt und dauerte 57 lange Tage.
Endlich Zeit, zur Ruhe zu kommen: Die Flucht der Familie vor sechseinhalb Jahren erfolgte überstützt und dauerte 57 lange Tage. (Bild: DRK)

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Das helle Wohnzimmer wirkt einladend, seine Bewohner sind offen und zufrieden. Kaum zu glauben, was die vierköpfige Familie aus dem Iran in den vergangenen sechs Jahren erlebt hat. Die Beratungsstelle für geflüchtete Menschen des DRK-Kreisverbands Ravensburg unterstützt sie, seit sie 2016 nach Deutschland kamen. Hier ein Bericht der DRK.

Christliche Familie

Die elfjährige Tochter Baran spricht fließend Deutsch. Baran ist mit Feuer und Flamme aktiv bei den Royal Rangers, den christlichen Pfadfindern. Im vergangenen Jahr ließ sie sich taufen und ist von den christlichen Geschichten, die die Leiterin spannend erzähle, begeistert. Bruchstückhaft erinnert sich die damals Fünfjährige an Szenen bei der Flucht auf dem Boot.

Aufenthaltstitel und eigene Wohnung

Die Flucht vor sechseinhalb Jahren erfolgte überstützt und währte 57 lange Tage. Dem Regime gefiel die politische und christliche Einstellung der Familie nicht. Vor fünf Jahren wurde Sohn Rayan in Deutschland geboren. Die Familie lebte an verschiedenen Wohnsitzen. Nach Erhalt des auf zwei Jahre befristeten Aufenthaltstitels zog sie diesen Sommer in die Weststadt in eine Dreizimmerwohnung.

Vater Aboutaleb Khodaband Ali meint: „Dann konnten wir etwas Ruhe haben und atmen.“ Unterstützung bei der Beantragung einer Aufenthaltserlaubnis wegen nachhaltiger Integration erhielt die Familie durch den damals zuständigen Integrationsmanager der Beratungsstelle für geflüchtete Menschen des DRK-Kreisverbandes Ravensburg.

Hochwertige Ausbildungen

Wenn diese jahrelange Odyssee bei den gastfreundlichen Familienmitgliedern Schäden hinterlassen hat, sind sie für Außenstehende nicht erkennbar. Mutter Somayyeh Akhavan Roodposhti macht seit September eine Ausbildung zur Operationstechnischen Assistentin (OTA). Zuvor hat die 36-Jährige in der Klinik in Lindau bereits als Krankenpflegerin gearbeitet. Ihre OTA-Ausbildung aus dem Iran wurde hierzulande nicht anerkannt. Aboutaleb Khodaband Ali macht eine Ausbildung zum Fachlageristen in Ravensburg. Er hatte zuvor eine unbefristete Stelle im Lager eines örtlichen Unternehmens, die er aber verlor, da er eine Duldung erhalten hat. Um die Chance zu erhöhen, nicht abgeschoben zu werden, begann er seine Lehre. Diese macht er in dem Betrieb, in dem er zuvor schon gearbeitet hat.

Fachliche und persönliche Unterstützung

All die Jahre wurde die Familie im Rahmen des Integrationsmanagements Ravensburg von den Beratungsstellen der Diakonie und des DRK beraten. Das Integrationsmanagement ist Teil des Förderprogramms „Pakt für Integration“ des Landes Baden-Württemberg. Beauftragt hat die Stadt Ravensburg das DRK. Heute wird die Familie von der Beratungsstelle für geflüchtete Menschen des DRK-Kreisverbandes Ravensburg unterstützt.

Zu den Beratungsthemen gehörten bislang unter anderem Berufswegeplanung, Mietfragen, Erklärung der Aufgaben und Vorgehensweisen von Behörden und Organisationen, Vermittlung eines Ehrenamtlichen. Eine Freundin etwa hat beim Besuch bei der iranischen Botschaft in München geholfen. Ein Ehrenamtlicher zeigte Abutaleb Khodaband Ali in seinem Betrieb die Funktion eines Hochlagers und unterstützt ihn bei weiteren Fragestellungen rund um das Thema Lager.

Die Schwierigkeiten sind – fast – weg

Von staatlicher Seite bekommt die Familie außer dem Kindergeld keine Unterstützungsleistungen. Sie schultert ihr Leben derzeit mit den Ausbildungsvergütungen und dem Lohn. Allein die Ganztagesbetreuung von Sohn Rayan verschluckt inklusive Kosten für Mittagessen schon fast 400 Euro im Monat. Ihrer Zuversicht tut dies alles keinen Abbruch. Abutaleb Khodaband Ali sagt: „Ohne finanzielle Hilfe ist es besser.“ Seine Frau resümiert: „Am Anfang hatten wir viele Schwierigkeiten in Deutschland, aber jetzt ist alles weg.“

(Quelle: : DRK)