„Dinner for one“ ist für viele unverzichtbarer Bestandteil des Silvesterabends

„Dinner For One“: Miss Sophie (May Warden) und Butler James (Freddie Frinton).
„Dinner For One“: Miss Sophie (May Warden) und Butler James (Freddie Frinton). (Bild: WDR/NDR/Annemarie Aldag)

„The same procedure as every year“ –„Happy new year Miss Sophie!“

Wer kennt diesen Sketch, der auch unter dem Namen „Der 90. Geburtstag“ lief, nicht?  Trotz englisch gesprochener Originalfassung braucht man die Fremdsprache nicht zu verstehen, um sich köstlich zu amüsieren. „Dinner for one“ läuft, wie auch schon viele Jahrzehnte zuvor, wieder an Silvester in allen 3. Programm der ARD.

„Dinner for One“ ist eine Schwarz-weiß-Fernsehproduktion des NDR aus dem Jahr 1961 und lief erstmals in der Sendung „Lassen Sie sich unterhalten“ mit Evelyn Künneke. In der ebenfalls vom NDR produzierten Sendung „Guten Abend, Peter Frankenfeld“ lief der Sketch am 8. März 1963.

Es handelt sich um einen etwa 18-minütigen Sketch des englischen Komikers Freddie Frinton mit seiner Partnerin May Warden. Regie führte Heinz Dunkhase, obwohl Frinton der eigentliche Schöpfer der Inszenierung war.

Zu Anfang führt Heinz Piper als Conférencier in die Geschichte ein: Miss Sophie (May Warden) feiert ihren 90. Geburtstag. Wie in jedem Jahr hat sie zu ihrem Geburtstagsdinner ihre vier engsten Freunde eingeladen: Sir Toby, Admiral von Schneider, Mr. Pommeroy und Mr. Winterbottom. Sie sind jedoch alle längst verstorben, weshalb Butler James (Freddie Frinton) ihre Rollen übernehmen muss.

James muss nun nicht nur seiner Arbeitgeberin das Menü – Mulligatawny-Suppe, Schellfisch, Hühnchen und Obst – gekonnt und betont untergeben servieren, sondern auch den vier imaginären Herren die jeweils von Miss Sophie ausgewählten Getränke (Sherry, Weißwein, Champagner und Portwein) einschenken, in ihre Rollen schlüpfen und auf die Gastgeberin jeweils einen Toast ausbringen, wobei er den jeweiligen Gast exakt nachahmt und dessen Glas austrinkt. So wird er immer betrunkener und verliert zusehends seine würdevolle Haltung – sowohl in seiner Mimik als auch den Bewegungen. Schließlich zeigt er unzählige Varianten des Einschenkens und trinkt (nach fünfzehn Glas alkoholischer Getränke) versehentlich aus der Blumenvase, was er mit einer Grimasse und dem Ausruf „Huuuhhh, I’ll kill that cat!“ („Ich bring die Katze um“) quittiert.

Im Stück gibt es mehrere Running Gags: James stolpert elfmal über den Kopf eines ausgelegten Tigerfells; als zusätzliche Pointen läuft er einmal zu seinem eigenen Erstaunen daran vorbei, stolpert dann aber auf dem Rückweg, einmal schreitet er grazil darüber hinweg und zu guter Letzt springt er, schon sehr angeheitert, im Schlusssprung hinüber. Sir Toby möchte von jedem Getränk zusätzlich etwas eingeschenkt haben, wobei James der Aufforderung zunächst höflich und dann zunehmend sarkastisch nachkommt.

 Miss Sophie erwartet, dass James als Admiral von Schneider mit dem Ausruf „Skål!“ (schwedisch für „Prost!“) die Hacken zusammenschlägt. Weil er sich dabei den Fußknöchel schmerzhaft anschlägt, fragt er jedes Mal nach, ob er das wirklich müsse (James: „Muss ich es dieses Jahr sagen, Miss Sophie?“ – Miss Sophie: „Mir zuliebe, James“ – James: „Nur Ihnen zuliebe. Sehr wohl, ja, ja. Skål!“). Dieser Gag wird als Zusatzpointe durchbrochen, als die Füße des schon angetrunkenen James einander verfehlen, was ihn straucheln lässt.

Vor jedem Gang, zunehmend vom Alkoholgenuss geprägt, fragt James: “The same procedure as last year, Miss Sophie?” (deutsch: „Der gleiche Ablauf wie im vergangenen Jahr, Miss Sophie?“); diese erwidert stets: “The same procedure as every year, James.” (deutsch: „Der gleiche Ablauf wie in jedem Jahr, James.“)

Schließlich beendet Miss Sophie den Abend mit einem Augenaufschlag und einem einladenden “I think I’ll retire” (deutsch: „Ich denke, ich werde mich zurückziehen“), was James nach dem obligatorischen „The same procedure as last year?“ – „The same procedure as every year“ mit einem süffisanten Augenzwinkern und einem nonchalanten “Well, I’ll do my very best” (deutsch: „Gut, ich werde mein Bestes geben“) quittiert, um sich dann mit ihr in die oberen Räumlichkeiten zurückzuziehen.

Die gesamte Geschichte spielt in einem einzigen Raum. In der Mitte des Raums steht der Esstisch. An diesem Esstisch sitzen Miss Sophie und ihre imaginären Gäste. Der Butler James läuft während der Geschichte mehrmals um den Esstisch, um die Gäste und die Gastgeberin zu bedienen. Die Getränke und Speisen holt er von einem Tisch an der Seite des Raumes.

Der Autor des Sketches ist Lauri Wylie, der ihn in den 1920er Jahren geschrieben haben soll. Offiziell wurde das Stück 1948 im Londoner Theater Duke of Yorks uraufgeführt. Der uns heute bekannte Sketch ist in Großbritannien heutzutage eher unbekannt.

1962 wurde Dinner for One von Peter Frankenfeld und dem Regisseur Heinz Dunkhase im englischen Blackpool, einer Hochburg des Varieté-Theaters, für das Fernsehen wiederentdeckt. Am 8. März 1963 wurde der Sketch in der von Frankenfeld moderierten Livesendung „Guten Abend, Peter Frankenfeld“ gezeigt und am 8. Juli 1963 im Theater am Besenbinderhof in Hamburg vor Publikum wiederholt und aufgezeichnet.

Ursprünglich war der Sketch gar nicht als Silvester-Unterhaltung geplant. Nachdem er einige Male als Pausenfüller in der ARD und dem NDR gesendet worden war, bekam die Sendung neun Jahre nach der ersten Ausstrahlung ihren festen Sendeplatz. Am 31. Dezember 1972 holte NDR-Unterhaltungschef Henri Regnier das Band aus dem Archiv hervor. Seitdem wird „Dinner for One“ zu jedem Jahreswechsel ausgestrahlt. Zur Wahl als Silvestersketch könnte der Spruch “Happy new year, Miss Sophie” (James als Mr. Pommeroy) beigetragen haben.

Die Sendetermine an Silvester, 31.12.2020:

  • 15.45 Uhr, NDR
  • 15.50 Uhr, Das Erste
  • 17.10 Uhr, NER
  • 17.35 Uhr, WDR
  • 18.45 Uhr, BR
  • 19.00 Uhr, MDR
  • 19.10 Uhr, HR
  • 19.25 Uhr, SWR/SR
  • 19.40 Uhr, NDR
  • 23.35 Uhr, NDR

Die Sendetermine am 01.01.2021:

  • 00.05 Uhr, BR
  • 03.30 Uhr, RBB
  • 05.10 Uhr, Das Erste