Die Wirtschaft in Lindau: Zwischen Aufschwung und Unsicherheiten

Konjunktur im Landkreis Lindau
Konjunktur im Landkreis Lindau (Bild: Uli Stock)

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Die Konjunktur hat im Landkreis Lindau deutlich angezogen und ist nach der Corona-Krise im Aufschwung, wie die IHK-Konjunkturumfrage zum Herbst 2021 zeigt. Der IHK-Konjunkturindex für die Region stieg über den Sommer um 16 Punkte von 110 auf 126 Punkte. Damit wurde das Vorkrisen-Niveau aus dem Herbst 2019 ebenso übertroffen wie der langjährige Durchschnitt. Der Spitzenwert von 132 Punkten aus dem Frühjahr 2019 ist bislang unerreicht. Nun drohen neue Herausforderungen die Entwicklung abzuwürgen.

„Unsere Unternehmen haben sich während der Krise robust erwiesen“, sagt Thomas Holderried, Vorsitzender der IHK-Regionalversammlung Lindau-Bodensee und IHK-Vizepräsident. „Dieser Aufwärtstrend ist jedoch anfällig für die bekannten Herausforderungen wie Fachkräftemangel, überbordende Bürokratie und steigende Energiepreise. Diese Themen dürfen nicht weiter vernachlässigt werden. Die Wirtschaft braucht schnelle und konsequente politische Lösungen, damit der Aufschwung nicht abgewürgt wird.“

Jetzt profitieren alle Branchen von dem Aufschwung

Die Stimmung der Unternehmerinnen und Unternehmer hat sich in den vergangenen Monaten weiter verbessert. 54 Prozent der Befragten berichten von einer guten Geschäftslage. Das ist eine Steigerung um elf Prozentpunkte im Vergleich zur Vorumfrage im Mai dieses Jahres. Der Anteil der Unternehmen, die von einer schlechten Situation sprechen, ist um 13 Prozentpunkte gesunken. Er liegt jetzt bei 20 Prozent. Das Auftragsvolumen aus dem Inland ist bei der Mehrheit der Unternehmen gleichgeblieben. „Erfreulich ist, dass sich eine Erholung auch in den von Corona besonders betroffenen Branchen Gastgewerbe und Handel abzeichnet“, sagt Holderried. „Die Krise hat im Frühjahr zu den stärksten branchenspezifischen Unterschieden der vergangen 20 Jahren geführt. Das nachlassende Infektionsgeschehen und die Lockerung der Corona-Maßnahmen tragen dazu bei, dass sich die Kurven der verschiedenen Branchen wieder annähern.“

Warum Unternehmen sorgenvoll in die Zukunft blicken

Allerdings blicken die Unternehmerinnen und Unternehmer im Landkreis Lindau trotz der vielen positiven Nachrichten nur abwartend verhalten in die Zukunft. 61 Prozent der befragten Unternehmen rechnen mit keiner Veränderung ihrer Situation in den nächsten Monaten. Das gilt auch für das Auftragsvolumen aus dem In- und Ausland, den Inlandsinvestitionen und der Beschäftigungszahl. Auch dort erwartet die Mehrheit keine Veränderungen. Die weitere Entwicklung der konjunkturellen Lage ist abhängig von verschiedenen Faktoren wie dem weiteren Verlauf der Pandemie. Auch die Unsicherheit aufgrund der globalen Rohstoff- und Lieferkettenproblematik dämpft die Erwartungen der Unternehmen.

So ist die Lage im Allgäu

Während sich der Aufschwung in der Region Lindau-Bodensee zuletzt abgeflacht hat, hat die Wirtschaft allgäuweit den Turbo eingelegt. Der Konjunkturindex für die gesamte Region ist um 22 Punkte auf einen Wert von 130 Punkten gestiegen. Er liegt nun über dem Vorkrisen-Niveau aus dem Herbst 2019 und langjährigen Mittel von 125 Punkten.  Die Unternehmerinnen und Unternehmer aus dem Allgäu berichten von einer positiven Stimmung. Jeder zweite Befragte bewertet seine aktuelle Geschäftslage als gut. Das ist eine Steigerung um zwölf Prozentpunkte im Vergleich zum Frühjahr 2021. Abwartend zeigen sich die Unternehmen hinsichtlich ihrer Erwartungen für die kommenden sechs Monate. 58 Prozent rechnen nicht damit, dass sich ihre Situation verändert. Ähnlich fallen die Bewertungen mit Blick auf das erwartete Auftragsvolumen, die Inlandsinvestitionen und die Beschäftigungszahlen aus. 

Reise- und Gastgewerbe gelingt eindrucksvolle Steigerung

Ein Blick auf die einzelnen Branchen zeigt: Der Konjunkturindex für das Reise- und Gastgewerbe im Allgäu hat eine bemerkenswerte Steigerung vollzogen. Er ist über den Sommer um 97 Punkte angestiegen und liegt nun bei einem Wert von 113. Im Frühjahr 2021 waren es noch 16 Punkte. Aktuell berichten 50 Prozent der befragten Unternehmen von einer guten Geschäftslage – bei der Vorumfrage lag dieser Anteil noch bei null. Ermöglicht wurde diese Erholung des Reise- und Gastgewerbes durch die schrittweisen Öffnungen im Frühsommer. Im Gegensatz zum Tourismus hat sich die Lage in der Industrie im Allgäu nur leicht verbessert. Die Erholung hat sich abgeschwächt, wodurch der Index dort nur um neun Punkte angestiegen ist. Auch die Erwartungen dieser Branche sind verhalten. Die Mehrheit der befragten Unternehmerinnen und Unternehmer rechnet mit keiner Veränderung über den Winter. Grund sind die anhaltenden Probleme bei Vorprodukten und Lieferketten. Auch steigende Energiepreise machen der Branche zu schaffen.

Weitere Informationen zur Konjunkturumfrage sowie alle Zahlen finden Sie unter schwaben.ihk.de, Nr. 4904046