„Die Ungeimpften sind Schuld daran, dass die Pandemie kein Ende findet!“ (Leserbrief)

Die Ungeimpften sind Schuld daran, dass die Pandemie kein Ende findet!
Heute veröffentlichen wir die Meinung von Carina* (37) ab. Sie versteht nicht, warum Menschen die Impfung ablehnen. (Bild: picture alliance/dpa | Bernd Weißbrod)

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Gestern haben wir den Leserbrief von Claudia* veröffentlicht, die beschrieben hat, wie sie sich als Ungeimpfte in der Pandemie fühlt. Sie erklärt, was der Impfstatus für ihr gesellschaftliches Leben bedeutet und legt ihre Gründe gegen die Covid-Impfung dar.

Heute veröffentlichen wir die Meinung von Carina* (37). Sie versteht nicht, warum Menschen die Impfung ablehnen. Auch den Namen von Carina* haben wir geändert, um sie vor Anfeindungen zu schützen. Denn in dieser Debatte geht es auf beiden Seiten der jeweiligen Lager heiß her. Wir bitten darum, bei der Diskussion dieses Themas die Netiquette zu beachten. Nicht unfair oder gar ausfällig zu werden. Wir bilden wertfrei verschiedene Meinungen zum Thema Corona-Impfung ab.

Es handelt sich auch hierbei um die persönliche Meinung einer Wochenblatt-Leserin und spiegelt nicht die Meinung einzelner Mitarbeiter unserer Redaktion wider.

„Unwissenheit und unbegründete Ängste ruinieren unsere Impfquote!“

„Ich bin geimpft und überlege mir gerade, die Booster-Impfung nachlegen zu lassen. Ich gehöre nicht zur Risiko-Gruppe, habe weder Vorerkrankungen noch enge Verwandtschaft oder Kontakte, die als besonders schützenswert gelten. ABER: Ich habe so gar keinen Bock darauf, diese Scheiß-Infektion durchmachen zu müssen. Ich will niemanden anstecken. Und ich will nicht herausfinden, welche Langzeitfolgen eine Corona-Infektion bei mir verursachen könnte.

Ich bin Fitnesstrainerin und demnach sportlich gut unterwegs. Ich ernähre mich gesund. Genau wie viele meine Kunden und auch Freunde. Und von denen habe ich einfach zu viele gesehen, denen es nach der Infektion so richtig dreckig ging. Darunter sind fast ausschließlich junge, sportliche Menschen. Bei einigen von ihnen geht auch Monate nach Corona-Infekt gar nichts mehr. Menschen, die problemlos dreimal die Woche zehn Kilometer gerannt sind, kommen jetzt die Treppe nicht mehr hoch. Weil ihnen die Luft weg bleibt. Keiner kann ihnen sagen, ob sie jemals wieder so leistungsfähig sind wie früher. Die meisten von ihnen haben Kinder. Kinder, mit denen sie jetzt nicht mehr so spielen können, wie vorher.

Kinder habe ich auch. In der Schule und im Kindergarten. Und da kommt gerade ein Einschlag nach dem anderen. Ich habe aufgehört zu zählen, wie oft meine Kinder schon in Quarantäne mussten. Gott sei Dank hat es sie (noch) nicht erwischt. Und ich hoffe, dass es so bleibt. Doch die Wahrscheinlichkeit ist gering, dass sie coronafrei über den Winter kommen.

Und ja, ich denke, dass all die Ungeimpften maßgeblich mit Schuld daran sind, dass die vierte Welle mit diesem Ausmaß über uns hinwegrollt. Das ist unverantwortlich und macht mich mittlerweile richtig wütend. Vor allem, weil so viele angebliche Argumente der Nicht-Geimpften wissenschaftlich überhaupt nicht haltbar sind. Zum Beispiel dass man Corona ja auch trotz Impfung bekommen könnte. Ja. Kann man. Aber die Wahrscheinlichkeit, an dem Scheiß zu sterben, für einen schweren Krankheitsverslauf ist viel geringer. Als Geimpfte übernehme ich Verantwortung. Für mich selbst. Aber auch für meine Kinder und für jeden Ungeimpften um mich herum. Denn die Ungeimpften machen genau das NICHT. Sie halten diese Pandemie am Laufen und haben kein Recht darüber zu jammern, weil sie ausgeschlossen werden aus unserer Gesellschaft. Das haben sie sich doch ausgesucht.

„Ich habe Angst vor angeblichen Langzeitfolgen“

Angst vor angeblichen Langzeitfolgen wird häufig angeführt. Dabei gibt es die gar nicht. Wenn es Nebenwirkungen gibt, die es ja bei jeder Impfung geben kann, treten innerhalb weniger Wochen nach dem Piks auf und sind sehr sehr selten. An Corona zu verrecken, elendig um Atem zu ringen, dass ist wahrscheinlicher. Und die Möglichkeit, dass mir ein dritter Arm wächst, ist ausgeschlossen. Aber ganz ehrlich: Ich nehme lieber einen dritten Arm als den Tod. Der wäre manchmal sogar ganz praktisch.

Ich find‘s scheiße, dass mein Kleiner mit seinen zwei Jahren wieder keinen Weihnachtsmarkt kennenlernen wird. Dass mein Großer mit Maske in der ersten Klasse sitzt und überhaupt noch nie Schule ohne mehrfache Tests pro Woche erlebt hat. Wir wünschen uns doch alle, dass das Alles endlich überstanden ist. Aber weil es noch so viele Deppen gibt, die unbegründet Schiss vor der Impfung haben, müssen wir kollektiv weiter zurückstecken. Ja, danke auch für nichts.

Es tut mir leid, dass ich so bitter bin. Sonst habe ich Verständnis für alles und jeden. Aber ich bin auch müde. Müde vom Erklären, vom Homeschooling und müde von Ungeimpften, die die Plätze auf den Krankenstationen für Patienten blockieren, die unverschuldet hier gelandet sind.

*Name von der Redaktion geändert

Anmerkung der Redaktion: Wir haben uns dazu entschieden, Carina* Leserbrief zu veröffentlichen, um dazu beizutragen, eine Vielfalt an Meinungen zur Corona-Impfung abzubilden. Es handelt sich bei diesem Schreiben um die PERSÖNLICHE Meinung einer Wochenblatt-Leserin. Sie spiegelt NICHT die Einstellung unserer Mitarbeiter.