Die TTF Ochsenhausen haben auch im Derby die Nase vorne

Sind in der Erfolgsspur geblieben: Kanak Jha und seine TTF Ochsenhausen.
Sind in der Erfolgsspur geblieben: Kanak Jha und seine TTF Ochsenhausen. (Bild: TTF Liebherr Ochsenhausen – Nicolai Schaal)

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Biberach – Nein, für schwache Nerven war das – laut Vereinsmitteilung – gewiss nichts. Das prickelnde Derby zwischen den TTF Liebherr Ochsenhausen und dem TTC Neu-Ulm hielt die 200 Fans in der – den Corona-Auflagen entsprechend – restlos ausverkauften Dr.-Hans-Liebherr-Halle drei Stunden und zwölf Minuten (Netto-Spielzeit zwei Stunden 45 Minuten) in Atem.

Und bis zum letzten Ballwechsel des abschließenden Doppels sei nicht abzusehen gewesen, wer die Arena als Sieger verlassen würde. Umso größer war die Freude bei den heftig geforderten Oberschwaben, dass sie abermals eine knifflige Partie siegreich beenden und ihre weiße Weste behalten konnten.

Dies gelang – selbst wenn es abgedroschen klingen mag – aufgrund einer geschlossenen Mannschaftsleistung, nicht aufgrund eines ungeahnten Höhenfluges eines einzelnen Spielers. Kanak Jha und Simon Gauzy gelang jeweils ein Sieg über den Ex-Ochsenhauser Sidorenko und das Doppel Samuel Kulczycki / Maciej Kubik landete einen hart erkämpften Erfolg im dramatischen Schlussdoppel gegen Apolonia / Katsman.

Mit 10:0 Punkten sind die TTF vor dem für vier Wochen letzten Bundesligaspiel gegen Bergneustadt (Sonntag, 15 Uhr, Dr.-Hans-Liebherr-Halle) weiter Tabellenzweiter, direkt hinter Spitzenreiter Düsseldorf (12:0), der eine Partie mehr ausgetragen hat. Eine schöne Ausgangsbasis für den weiteren Saisonverlauf nach knapp einem Viertel der Punktserie – gerechnet nach ausgetragenen Partien.

„Einfach nur großartig. Ich kann mich nicht erinnern, wann wir mal mit fünf Siegen in Folge gestartet sind“, teilte TTF-Präsident Kristijan Pejinovic zufrieden mit. „Der Schlüssel zum Sieg war, dass jeder – wirklich jeder – etwas dazu beigesteuert hat.“

Pejinovic fügte hinzu: „Es war ein hochklassiges Derby gegen einen starken Gegner, der bis zuletzt gut dagegen gehalten hat. Kompliment an beide Mannschaften für diese Leistung.“ Dieses Derby – auch dies mag wie eine Plattitüde klingen, trifft aber absolut zu – sei, so die TTF weiter, tatsächlich eine Werbung für die Tischtennis-Bundesliga gewesen.

Kampf und Können: Beides war reichlich vorhanden, bei beiden Teams im Duell der aktuellen gegen die ehemaligen Ochsenhauser – lediglich der 20-jährige Russe Lev Katsman stand noch nie bei den TTF unter Vertrag. Ständiger Trainingsgast in Oberschwaben war aber auch er schon bis einschließlich vorvergangene Saison.

Es begann etwas überraschend mit dem Duell der beiden Führungsspieler. Eigentlich hätte man den früheren Ochsenhauser Tiago Apolonia eher auf Position eins erwartet, doch er wurde wohl mit Blick auf das mögliche und dann ja auch tatsächlich gespielte Doppel von TTC-Trainer Dmitrij Mazunov als Nummer zwei aufgestellt.

Apolonia zeigte, dass er immer noch richtig gut ist und zwang mit seinem sicheren Spiel den Weltranglisten-18. Gauzy, der keineswegs schwach spielte, wiederholt zu Fehlern, die nach fünf spannenden Sätzen den Ausschlag zu Gunsten des Neu-Ulmers gaben.

An Kanak Jha war es nun, gegen Linkshänder Vladimir Sidorenko für den Ausgleich zu sorgen – ein 0:2 zur Pause wäre schon eine Hypothek gewesen. Und Jha machte den Punkt und baute seine Einzelbilanz auf 6:2 aus. Allerdings machte ihm sein Gegner, der natürlich nur zu gerne ausgerechnet gegen Ochsenhausen einen Sieg eingefahren hätte, das Leben nicht leicht.

Samuel Kulczycki gewann zwar den zweiten Satz gegen Lev Katsman deutlich, doch die anderen Durchgänge gingen alle an den Russen, der diesmal der nervenstärkere Spieler war. Somit ging Neu-Ulm mit 2:1-Führung – Simon Gauzy war also zum Siegen verurteilt, um die TTF im Spiel zu halten. Und wie er das tat: Sidorenko machte keinen Stich, der Ochsenhauser gewann mit 11:7, 11:3 und 11:5 im Eiltempo.

Wieder also, wie zuletzt gegen Bremen, musste das U19-Europameister-Doppel Samuel Kulczycki / Maciej Kubik an den Tisch. Doch es wurde schnell klar, weshalb man beim Gast Tiago Apolonia für das Doppel freigehalten hatte. Der Portugiese harmonierte nämlich mit Linkshänder Lev Katsman vorzüglich – es war der erste Auftritt dieses Duos in einem Punktspiel.

Die beiden jungen Polen im Dress der TTF mussten alles geben. Dennoch ging der erste Satz glatt mit 6:11 verloren. Der enge zweite Durchgang konnte mit 12:10 gewonnen werden, was eminent wichtig war. Auch Satz drei ging an Ochsenhausen (11:8). Und der vierte wurde dann zum echten Thriller. 17:15 hieß es schließlich für Samuel Kulczycki / Maciej Kubik – es war vollbracht. 

TTF Liebherr Ochsenhausen – TTC Neu-Ulm 3:2

  • Simon Gauzy – Tiago Apolonia 2:3 (8:11, 11:9, 12:10, 7:11, 8:11)
  • Kanak Jha – Vladimir Sidorenko 3:2 (9:11, 11:8, 11:7, 5:11, 11:7)
  • Samuel Kulczycki – Lev Katsman 1:3 (11:13, 11:5, 9:11, 8:11)
  • Simon Gauzy – Vladimir Sidorenko 3:0 (11:7, 11:3, 11:5)
  • Kulczycki / Kubik – Apolonia / Katsman 3:2 (6:11, 12:10, 11:8, 17:15)