„Die Sicherheit aller Teilnehmer und Zuschauer steht über der Attraktion MTU-Hallencup“

„Die Sicherheit aller Teilnehmer und Zuschauer steht über der Attraktion MTU-Hallencup“
Muss weiter auf die 18. Auflage warten: „Mr. MTU-Hallencup“ Klaus Segelbacher. (Archivfoto: tmy)

Friedrichshafen (tmy) – Klaus Segelbacher ist seit Jahren beim Fußball-Verbandsligisten VfB Friedrichshafen für die ganz großen Events zuständig, zu denen auch der MTU-Hallencup sowie verschiedene Test- und Jubiläumsspiele gehören, die das Zeppelin-Stadion, die Bodenseesporthalle und zuletzt die ZF-Arena gesehen und viele Fans begeistert hat. Im WOCHENBLATT-Interview erzählt „Mr. MTU-Cup“, warum sein „Baby“ abermals ausfällt.

Herr Segelbacher, zum zweiten Mal gibt es hier in Friedrichshafen keinen Budenzauber…

Ja, das sind leider keine guten Nachrichten. Seit vielen Wochen und Monaten macht man sich Gedanken, ob und wie die inoffizielle U15 Champions League, also unser MTU-Hallencup, stattfinden kann. Es musste nun eine Entscheidung getroffen werden. Nach langen und intensiven Überlegungen und der einen oder anderen schlaflosen Nacht muss der Cup ausfallen.

Worin liegen die Gründe für diese Entscheidung von Ihnen und des Vereins?

Die vielen unberechenbaren Einflüsse, Themen und Probleme rund um Corona sind einfach zu groß, als dass man mit ruhigem Gewissen den Cup planen und in zweieinhalb Monaten austragen kann. Woche für Woche werden Vorrausetzungen, Richtlinien oder Auflagen in Deutschland und Europa für eine Durchführung verändert.

Sie hätten das also alles weder formell noch personell stemmen können?

Es geht ja auch um Faktoren wie geimpft oder nicht geimpft?, 2G-Regel oder 3G-Regel?, Schnell-Tests oder PCR-Tests? oder Tests für Jugendliche und gegebenenfalls ab welchem Alter und so weiter. Aktuell sind da zu viele unterschiedliche Meinungen in der Diskussion.   Es stehen viele Gedanken und Fragen stehen im Raum, vieles ist nicht konkret vorhersehbar und man ist von Dritten – und deren Entscheidungen – abhängig.   

Diese Unklarheiten sind zu gefährlich, was die Gesundheit aller betrifft?

Die oberste Priorität – und das muss man sich realistisch vor Augen halten – ist die Gewährleistung der Gesundheit für die Helfer, Spieler, Betreuer und Zuschauer, eben von allenBeteiligten rund um den Cup. Das ist das Wichtigste. Die Sicherheit aller Teilnehmer und Zuschauer steht über der Attraktion MTU-Hallencup.

Schließlich geht es nicht nur um das Ehrenamt an sich, sondern um die Verantwortung eines ganzen Vereins?

Der VfB hat als Verein eine Fürsorgepflicht für die Jugend, Trainer, Helfer, Zuschauer und somit für alle Beteiligten. Der MTU-Cup ist kein Kurzevent, wie beispielsweise ein einzelnes Handball-, Basketball- oder Volleyballspiel.Aufgrund des ständigen Kommens und Gehens der Zuschauer an zwei Tagen mit je acht bis zehn Stunden ist kein fester Sitzplatz möglich.

Eine vernünftige Kontrolle und gegenseitige Rücksichtnahme wäre also quasi unmöglich?

Es käme zu einer kompletten Vermischung der Zuschauer, Helfer, Spieler und Trainer auf engstem Raum. Das wäre eine große Gefahr von einer Corona-Infektionen.  Aber: Der Hallencup lebt vor allem von der Stimmung in der Halle. Eine Stimmung dieser Art kann mit deutlich reduzierterZuschauerzahl – die durch das Hygienekonzept, die Abstandsregelungen und andere Faktoren erforderlich ist – nicht generiert werden.

Und dann wären da noch die unterschiedlichen Ein- und Ausreisebestimmungen?

Der MTU-Hallencup ist vor allem durch das herausragende Teilnehmerfeld das beste Juniorenturnier Europas geworden. Dieses kann aufgrund der Pandemie im Jahr 2021 nicht ebenso hochwertig zusammengesetzt werden wie in den Vorjahren. Die Top-Teams Europas können aufgrund der Pandemie und möglicher Verbote nicht teilnehmen. Die Frage ist: Müssen Teams aus dem Ausland nach ihrer Rückkehr in ihrem Land in Quarantäne? Dürfen Teams aus dem Ausland nach Deutschland reisen, falls die Kliniken in Deutschland voll sind und es neue Vorschriften von Seiten der deutschen Regierung kurz vor dem Turnier gibt.

Und dann wäre da noch der Kostenfaktor, richtig?

Das Turnier ist kostenintensiv. Die Fixkosten wie Flug-, Bus-, Bahn- oder Hotelkosten sowie die Verpflegung und der Kunstrasen wären auf jeden Fall da. Falls die Ränge nicht vollbesetzt sind, wären minimierte Einnahmen durch den Wegfall der Eintrittsgelder die Folge. Diese Kosten kann man nicht ausgleichen. Die Einnahmen für den Verein durch das vom Verein erbrachte Catering würden ebenso bedeutend geringer ausfallen. Zudem bringen Hygienestandards für Essensausgaben einen personellen und kostenintensiveren Mehraufwand mit sich. Und die Umkleidekabinen müssten ständig neu desinfiziert werden.