Ein Kommentar Die oberschwäbische Gesundheitsversorgung liegt in Trümmern

Das Aus von Dr. Oliver Adolph als Geschäftsführer der Oberschwabenklinik (OSK) wurde bestätigt.
Das Aus von Dr. Oliver Adolph als Geschäftsführer der Oberschwabenklinik (OSK) wurde bestätigt. (Bild: Ramona Pohlner)

Klinikschließungen überall in Oberschwaben. Viele Versprechungen und noch mehr Unsicherheiten. So steht es um die medizinische Versorgung der Bürger in unseren Landkreisen.

Wer aufmerksam die Entwicklung der Gesundheitsversorgung in Oberschwaben verfolgt, dem wird langsam Angst und bange. Was im Kreis Biberach mit den Klinikschließungen begann, setzt sich nun in den Landkreisen Sigmaringen und Ravensburg fort. Damit werden die Menschen in den betroffenen Kreisgebieten mit einer medizinischen Versorgung alleingelassen, die bestenfalls zweitklassig ist. Dass Kliniken geschlossen werden, ist schon schlimm genug, aber die Kommunalpolitiker setzen dem Geschehen noch ein Krönchen auf. Vollmundig erklären Krankenhausbetreiber, Kreisräte und Kreisverwaltungen, dass mit MVZs (Medizinisches Versorgungszentren) oder PVZs (Primär-Versorgungszentren) ein guter Ausgleich geschaffen werde.

Leider sind dies nur Beruhigungspillen, wie das Beispiel Riedlingen zeigt. 10 Jahre nach Schließung des Krankenhauses wurde immer noch kein adäquater Ersatz geschaffen. Statt einer Lösung unter Regie der Stadt, soll nun eine Investorenlösung zum Ziel führen. Doch woher sollen die Investoren Ärzte beibringen, die über eine KV-Zulassung verfügen? Ein Problem, das nicht nur Riedlingen betrifft.

Pläne zur Krankenversorgung mit Fragezeichen

Im benachbarten Bad Saulgau soll ein PVZ entstehen. Da stellen sich dieselben Fragen wie in Riedlingen: In welchen Räumlichkeiten soll das stattfinden, welche Fachärzte sollen dort tätig sein und woher kommen die KV-Zulassungen? Viele Fragen stehen im Raume, der Zeitrahmen ist eher ungewiss. Aber es war auch hier den Entscheidungsträgern wichtiger, die Kliniken in Bad Saulgau und Pfullendorf dicht zu machen, als der betroffenen Bevölkerung umgehend eine existente und funktionierende „Ersatzlösung“ an die Seite zu stellen.

OSK: Trennung vom Geschäftsführer

Gleiches gilt für den Landkreis Ravensburg, in deren Klinikverbund es drunter und drüber geht. Die Klinik in Bad Waldsee wird ohne installierte Ersatzlösung dicht gemacht, obwohl sie schwarze Zahlen schrieb. Jetzt wundern sich die Kreistagsmitglieder und der Aufsichtsrat, dass deren Personal auf allen Ebenen in Scharen davonläuft. Dazu kommen nun auch noch die Querelen bei der OSK, bei der sich sowohl der Landrat als auch der Aufsichtsrat eher zaudernd, als entschlossen handelnd präsentiert. Die gestern bekannt gegebene Trennung von Geschäftsführer Dr. Adolph kann dies nicht kaschieren.

Bürger im Regen stehen gelassen

Es darf schon gefragt werden, ob Kreistags- und Gemeinderatsmitglieder noch an das Wohl ihrer Wähler denken. Eigentlich wären sie denen verpflichtet und nicht Investoren, bei denen das Gemeinwohl nicht im Geschäftsmodell vorgesehen ist. Im Gegenteil! Ärgerlich ist zudem das Verhalten der Politiker in Land und Bund. In den Diskussionen um die bestmögliche Gesundheitsversorgung ihrer Wähler, sind sie weitestgehend abgetaucht, lassen diese ohne eigene öffentlich geäußerte Meinung schlicht im Regen stehen.

Es scheint, als ob Sozialminister Manne Lucha mit seinen unsäglichen Vorgaben ganze Arbeit geleistet hat. Die oberschwäbische Gesundheitsversorgung wird jedenfalls Stück für Stück zertrümmert, viele Menschen leiden unter diesen Entscheidungen. Sind diese Wähler endlich einmal konsequent, werden die dafür verantwortlichen Politiker (Gemeinderat, Kreistag, Land- und Bundestag) bei den nächsten Wahlen dafür einen hohen Preis zahlen müssen.