Die Nachbarschaftshilfe trotzt der Pandemie

Ein bewegtes Jahr liegt hinter der Einsatzleiterin der Nachbarschaftshilfe Karin Kristen.
Ein bewegtes Jahr liegt hinter der Einsatzleiterin der Nachbarschaftshilfe Karin Kristen. (Bild: Stadt Wangen)

WOCHENBLATT
WOCHENBLATT

Ehrenamtliche Helfer legen Tausende Kilometer in der Region zurück

Wangen – Normalerweise zieht um diese Jahreszeit die Einsatzleiterin der Nachbarschaftshilfe (NBH) Wangen im Allgäu, Karin Kristen, Bilanz über die Tätigkeiten im Jahr. Ihr Forum ist dann die Weihnachtsfeier der 65 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Auch 2021 muss auf diesen Rahmen verzichtet werden. Doch für Karin Kristen ist klar: „Die Nachbarschaftshilfe gab und gibt es trotz allem!“

Natürlich verändert die Pandemie auch die Arbeit ihrer Organisation. „Es fällt viel Nähe weg, wenn wir in die Häuser gehen“, sagt Karin Kristen. Denn Abstandhalten, Maske tragen und Hygiene sind absolut notwendig, wenn die Helferinnen und Helfer die Hilfsbedürftigen besuchen.

Dasselbe gilt auch beim Erstgespräch, wenn die Einsatzleiterin vor Ort ist, um den Bedarf zu klären. „Es ist allen klar, dass wir unsere Tätigkeit nur mit dieser Vorsicht gut machen können. Dennoch ist es bedauerlich, dass die zwischenmenschlichen Kontakte auf der Strecke bleiben“, sagt sie.

Nachdem es im Sommer Erleichterungen gegeben hatte und die Maskenpflicht wegfiel, musste angesichts der Lage die Rolle rückwärts gemacht werden. Während des Jahres fielen viele Fortbildungen und andere Veranstaltungen aus oder mussten verschoben werden. „Was wir sehr stark spüren, ist der Rückgang von Spenden“, sagt Kristen.

Einen Grund sieht sie darin, dass es kaum Möglichkeiten gebe unter den aktuellen Umständen für sich zu werben. „Wenn man bedenkt, dass eine Stunde 12 Euro kostet und davon die Helfenden eine Aufwandsentschädigung von 8 Euro bekommen, dann bleibt für Büro, Versicherungen und andere Ausgaben nicht mehr viel übrig“, sagt sie.

Und doch – eben trotz allem – werden die Helferinnen und Helfer bis zum Jahresende in den vergangenen zwölf Monaten wieder rund 7300 Arbeitsstunden geleistet haben und 30 000 Kilometer zu ihren Klienten gefahren sein. Über das Jahr 2021 verteilt begleitet die NBH rund 120 Einsatzhäuser.

Unter den 65 Helfenden sind auch acht Männer, was Karin Kristen besonders freut. Sie übernehmen überwiegend Fahrdienste zum Arzt oder zum Einkaufen, mähen den Rasen oder unterstützen, wenn hier mal eine Schraube fehlt oder dort ein Nagel in die Wand geschlagen werden muss.

Zum Team gehört auch ein aus Kamerun stammender Mann, der in einer Klinik arbeitet und sich in seiner Freizeit bei der NBH engagiert. „Ich bin ganz glücklich, so jemanden in unserem Kreis zu haben. Denn er weiß auch mit komplexeren Fällen umzugehen“, sagt Kristen.

„Jetzt wo der erste Schnee gefallen ist, kommen wieder Anfragen wegen Schnee schippen. Das dürfen wir aber aus Versicherungsgründen nicht“, erläutert die Einsatzleiterin. Sie verweist in solchen Fällen auf die Profis. Dasselbe gilt für Fragen rund um die Pflege. Bei der NBH landen viele Fragen zu diesem Themenkreis. Inzwischen könne sie wieder auf den Pflegestützpunkt verweisen, sagt sie und ist froh darüber. Denn über den dortigen Mitarbeiter gebe es für Betroffene viele wichtige Informationen und Hilfestellungen.

Was sie sich wünschen würde? Zum Beispiel, dass sich Menschen nicht erst dann, wenn es dringlich ist, sondern schon vorher mit Fragen rund um einen möglichen Unterstützungsbedarf auseinandersetzen würden. „Manche merken dann erst, dass sie schon viel früher Hilfe hätten bekommen können, die für mehr Lebensqualität gesorgt hätte. Das finde ich schade“, sagt Kristen.

Und sie würde sich auch wieder über neue Helferinnen und Helfer freuen. „Es ist ein stetes Kommen und Gehen in unserem Team“, sagt sie. Über Weihnachten und zwischen den Jahren kommen die Helferinnen und Helfer in die Häuser, wo es notwendig ist. „Meist kümmern sich Angehörige in dieser Zeit um die Hilfsbedürftigen“, sagt Kristen. So kann sie in diesen Tagen das Büro schließen, um mit Optimismus ins neue Jahr zu starten. Pläne für Seminare, einen Ausflug mit dem Team und dann auch wieder einer Abschlussfeier hat sie jede Menge – auch um noch mehr für den Zusammenhalt im Team zu sorgen.

Trotz aller Einschränkungen seien die Helferinnen und Helfer an Bord geblieben. „Ich bin ihnen allen sehr, sehr dankbar, dass sie auch in dieser schwierigen Zeit weiter ihren Dienst versehen haben. Ohne sie würde es keine Nachbarschaftshilfe geben“, sagt Karin Kristen.

Alle Infos rund um die Nachbarschaftshilfe finden sich im Internet unter www.nachbarschaftshilfe-wangen.de.

(Pressemitteilung: Stadtverwaltung Wangen im Allgäu)