Die Karriere des „Größten aller Zeiten“ startet vor 30 Jahren

Archiv Bild Team Ferrari (1996-2006) Michael Schumacher
Archiv Bild Team Ferrari (1996-2006) Michael Schumacher (Bild: picture alliance / augenklick/firo Sportphoto | firo Sportphoto/)

Spa (tmy) – Dieser 25. August ist für eingefleischte Formel 1-Fans ein ganz besonderer Tag – und das bereits seit 30 Jahren. Denn an jenem Tag im Jahr 1991 saß zum ersten Mal ein junger Mann aus Kerpen am Lenkrad eines Boliden der Königsklasse, der 15 Jahre später – am Ende der Saison 2006 – als erfolgreichster Fahrer der F1-Geschichte abtreten sollte.

Gemeint ist natürlich Michael Schumacher, damals ein schüchterner und zurückhaltender junger Mann aus Kerpen im Rheinland, der in einer Jugendherberge schlief und im Rennen gerade einmal 500 Meter weit kam. Doch allein dieser halbe Kilometer, den der damals 22-Jährige zurücklegte, ließ die Motorsport-Fachwelt staunen. Dabei hätte eigentlich jemand anders im grünen Jordan sitzen sollen – und nicht der, den später fast alle „Schumi“ nannten.

Denn Schumachers damaliger Manager Willi Weber überredete Teamchef Eddie Jordan, seinem Schützling die Chance zu geben das Cockpit zu übernehmen, weil der eigentliche Pilot – Bertrand Gachot – nach einer Attacke auf einen Londoner Taxifahrer mit Reizgas hinter schwedischen Gardinen saß. Stellen Sie sich das in der heutigen Zeit einmal vor? Doch so war das damals und „Schumi“ bekam die Chance, obwohl er die Strecke gar nicht kannte.

Weber hatte Jordan versichert, dass er die belgische Ardennen-Achterbahn gut kenne, doch das war geflunkert – also zumindest etwas. Immerhin erkundete Michael Schumacher „Spa Francorchamps“ auf zwei Rädern, also mit reinster Muskelkraft auf einem Rad – damals gab es noch keine Pedelecs oder E-Bikes. Zuvor brannte Schumacher, dessen Namen Eddie Jordan noch nie gehört hatte, einen überzeugenden Test in Silverstone auf den Asphalt.

Doch damit nicht genug, denn im Qualifikationstraining zum „Großen Preis von Belgien“ landete der „No Name“ aus Deutschland inmitten von Formel-1-Größen wie Senna, Prost oder Mansell auf Platz sieben (!). Schumacher erwischte einen guten Start, bis ihn ein Defekt an der Kupplung bremste. Viele Experten mutmaßten, dass er das Rennen vielleicht sogar gewonnen hätte – das, ja das holte er übrigens in seinem späteren Wohnzimmer 1992 nach.

Inzwischen aber in den Farben des italienisch-britischen Rennstalls Benetton, mit denen Schumacher in den Jahren 1994 und 1995 seine ersten beiden Weltmeister-Titel holte. Und das, obwohl er disqualifiziert, von Regeln ausgebremst oder der Schummelei bezichtigt wurde. Ja, ganz echt war damals nicht alles – aber das war bei anderen Teams nicht besser in dieser glitzernden „Scheinwelt“ der Königsklasse, die bei den Deutschen neue Fans gewann.

Ja, es brach eine regelrechte „Schumania“ aus – und das auch dank der Übertragungen des Kölner Privatsenders RTL. 1996 wechselte der neue Nationalheld zum altehrwürdigen Ferrari-Rennstall aus Maranello. Auch hier ging nicht alles glatt. Zu viel für den gelernten KFZ-Mechaniker, der selbst an seinem Boliden Hand anlegte, den Rennstall komplett neu ordnete und hinter sich vereinte. 1997 leistete er sich einen Rammstoß gegen Jacques Villeneuve, 1998 und 1999 unterlag er dem Finnen Mika Hakkinen im Duell um den Titel.

Aber dann, ja dann war es soweit und Schumacher setzte Rekorde. Von 2000 bis 2004 wurde er fünfmal in Serie Weltmeister, gewann unzählige Rennen und ist bis heute der frühste Champion aller Zeiten, als er einst im Sommer 2002 schon in Frankreich als Weltmeister feststand.  2005 und 2006 wuchs ein neuer Rivale heran, der – wie Schumi einst selbst – einen Benetton steuerte. Es war ein junger Mann, der – einst wie er – im Auto zur Maschine wurde.

Beide Male hatte Schumacher gegen den noch heute aktiven Fernando Alonso das Nachsehen und beendete nach der Saison 2006 seine beeindruckende Laufbahn nach 91 Siegen. Ein 92. Rennerfolg war ihm bei seinem Sensations-Comeback im Mercedes in den Jahren 2010 bis 2012 zwar nicht vergönnt, aber der „Roboter“ – wie ihn die britische Presse nannte – leistete wichtige Entwicklungsarbeit, von der ein gewisser Lewis Hamilton bis heute noch profitiert.

Und: Hamilton und Mercedes stehen nun bei ebenfalls sieben Titeln, ein achter ist eigentlich nur noch eine Frage der Zeit. Doch diese neue Traum-Ehe der Formel 1 trägt die Handschrift des bisherigen Rekord-Weltmeisters, der seit einem schweren Ski-Unfall 2013 darum kämpft, wieder gesund zu werden. Sein – trotz aller Rekorde – wohl bisher größtes Rennen. Inzwischen ist Schumachers Sohn Mick in der Königsklasse angekommen – 30 Jahre später.