„Die Irisblüte versprüht etwas kriminell Geheimnisvolles“

Julian Biberger ist unter die Autoren gegangen.
Julian Biberger ist unter die Autoren gegangen. (Bild: privat)

Friedrichshafen (tmy) – Dr. Julian Biberger ist 1989 in Friedrichshafen geboren, in Eriskirch aufgewachsen und lebt mittlerweile in Meckenbeuren. Warum der Ingenieur, der zum Jahreswechsel den Lead im Program Management Office der autonom fahrenden Level-4-Shuttles bei ZF übernimmt, sich dazu entschlossen hat, unter die Krimiautoren zu gehen, hat er im großen WOCHENBLATT-Interview verraten.

Herr Biberger, ein eigenes Buch zu schreiben ist ja keine komplett neue Idee?

Alles begann mit einem „Was wäre wenn …?“, obwohl ich ja schon in der PR-Beratung Erfahrung sammeln konnte und auch Berichte über Kultur und Sport für die lokale Presse verfasst habe. Was wäre, wenn an einem bilderbuchhaften idyllischen Fleckchen wie der Malerecke in Langenargen, wo jenseits des Bodensees das Alpstein-Panorama über dem Apenzellerland an den Horizont gepinselt ist, ein schrecklicher Mord geschehen würde? So ist die Idee zu meinem Bodenseekrimi entstanden.

Ja, genau. Was wäre dann eigentlich?

Nietzsche sagt: Wer mit Ungeheuern kämpft, sollte schauen, dass er nicht selbst zu einem wird. Und er sagt auch, dass ein Abgrund in einen selbst blickt, wenn man zu lange in selbigen starrt. In meinem Debüt habe ich mich mit dem abgrundtiefen Hass einer durch blinde Vergeltungssucht vergifteten Menschenseele beschäftigt. Mir war als quasi gebürtiger Eriskircher und begeisterter Ried-Spaziergänger auch von Vornherein klar, dass die Schwertlilie mit ihrer mystischen Faszination die eigentliche Hauptrolle spielen muss. Die Irisblüte versprüht etwas kriminell Geheimnisvolles.

Und wie ging es dann weiter?

Die Versatzstücke zu dieser Überlegung habe ich dann nach und nach zu einem Mosaik gesponnen. Und das habe ich dann gedanklich auf einer sehr in mich gekehrten Wanderung, hinauf auf den Karren bei Dornbirn in Österreich, zu einer schlagkräftigen Storyline geformt. Anschließend habe ich dann fleißig in die Tasten gehauen.

Wie ist der Emons-Verlag auf Sie aufmerksam geworden?

Ich habe mich selbst eingängig mit der Verlagswelt der Regionalkrimis beschäftigt. Als eingefleischter Krimi-Fan hatte ich natürlich schon den einen oder anderen Roman aus dem Emons-Verlag zwischen den Fingern gehabt. Ich habe dann direkt mit meiner Erstfassung Kontakt mit dem Lektorat aufgenommen. Ein tolles Team, das meinem Bodenseekrimi direkt höchstes Vertrauen entgegengebracht hat. Eine sehr angenehme Zusammenarbeit, die Lust auf mehr macht. Überzeugt hat meinen Verlag eine toll konstruierte Geschichte mit einer interessanten Hauptfigur, regional verankert und mit wirklich überraschenden Wendungen.

Was machen Sie privat, wenn Sie nicht gerade an Buchprojekten arbeiten?

Wenn ich nicht gerade an meinen Krimi-Ideen schreibe, bin ich viel in unseren Gefilden unterwegs. Dabei sammle ich Anregungen für meine Plots. Die Bodenseeregion hat atmosphärisch und hinsichtlich ihrer Traditionen und Brauchtümer einiges zu bieten. Ich bin zudem sportlich sehr aktiv und begebe mich sehr gerne auf die Laufstrecken in der Umgebung. In Langenargen genieße ich ganzjährig mindestens ein Mal in der Woche im Bodensee ein frisches Bad mit Schwimmgang. Meistens in den frühen Morgenstunden oder abends. Das belebt unheimlich.

Sie haben ja sogar einen Doktortitel, richtig?

Ja. Beruflich war ich in den vergangenen drei Jahren nach meiner Doktorarbeit bei der ZF Friedrichshafen AG als Strategiekoordinator im Vorstandsressort Innovation und Technologie tätig. Zum Jahreswechsel übernehme ich den Lead im Program Management Office unserer autonom fahrenden Level-4-Shuttles. Außerdem habe ich die Wildlife-Fotografie für  mich in der freien Natur entdeckt. Hier hat es mir ganz besonders der Eisvogel angetan.

Zurück zu Ihrem Erstling: Worum geht es in „Irisblütenmord“?

„Irisblütenmord“ ist ein packender Regionalkrimi mit jeder Menge Lokalkolorit in und um Tettnang, Langenargen und Eriskirch. Wie der Titel verrät, sind die Mystik und Symbolik der Irisblume von ganz wesentlicher Bedeutung. In meinem Krimi wird zu Beginn ein umstrittener Arzt aus Lindau, der „Abtreibungspapst“, an der Malerecke in Langenargen grausam gekreuzigt aufgefunden. Das sonst so beschauliche und geruhsame Fleckchen wird dadurch unvermittelt aus der Idylle entrückt.

Die Kommissare Marc Steingruber und Clara Meißner der Kriminalpolizei Friedrichshafen nehmen die Ermittlungen in diesem schrecklichen Mordfall auf. Doch dieser soll nicht der einzige bleiben. Schon bald folgen weitere makabre, altertümlich anmutende Morde in dem malerischen Nachbardorf Eriskirch, das weit über die Landesgrenzen hinaus für das blauviolette Blütenmeer seiner herrlich anzusehenden Iris bekannt ist. Die mystisch anmutende Pflanze scheint mit der Mordserie in Verbindung zu stehen. Insbesondere auch ihre Farbgebung. Und dann gibt es da noch eine Kindstötung im Tettnanger Wald aus dem 17. Jahrhundert, um die sich eine alte Legende um den grauenerregenden Walddämon „Nachtfraul“ rankt.

Kommissar Marc Steingruber ermittelt am Bodensee im „Irisblütenmord“, in dem auch die Schwertlilie eine tragende Rolle spielt.
Kommissar Marc Steingruber ermittelt am Bodensee im „Irisblütenmord“, in dem auch die Schwertlilie eine tragende Rolle spielt. (Bild: Julian Biberger, Cover: Emons Verlag)

Welchen Rat haben Sie für andere Quereinsteiger, die auch ein Buch planen?

Den wohl wichtigsten Rat, den ich anderen Quereinsteigern mit auf den Weg geben kann, ist: Traut euren Gedanken! Vertraut ihnen vor allem! Als ich in meinem Debütroman tiefe menschliche Abgründe zu Papier gebracht habe, sind bei mir zunächst einmal leise Zweifel aufgekeimt. Kann ich meiner geliebten Bodenseeregion – wenn auch fiktiv – wirklich solche Grausamkeiten antun? Aber wenn eine wirklich spannende Story aus den Gedanken ausbrechen möchte, dann sollte man einfach auf seine Intuition hören und seiner Eingebung auch freien Fluss lassen. Das A und O sind wirklich eine fesselnde Geschichte. Ist die schlagkräftig und überzeugend, findet sie auch ihren Weg in ein Verlagsprogramm. Auch wenn der Weg sicherlich erst einmal sehr steinig und kräftezehrend sein kann.

Was sagen Ihre Freunde oder die Familie zum „Erstling“?

Meine Familie ist außerordentlich stolz, dass ich Langenargen und Eriskirch mit meinem Debütroman einen so spannungsgeladenen Krimi gewidmet habe. Auch mein Freundeskreis hat durchwegs positiv auf den bald erscheinenden Krimi reagiert. Alle fiebern der Veröffentlichung schon entgegen. Und natürlich sind alle gespannt, was es mit der Bedeutung der Irisblume und dem Walddämon „Nachtfraul“ denn nun auf sich hat. Mein Buchprojekt hat in meinem Bekanntenkreis sehr hohe Welle geschlagen. 

Was zeichnet denn Ihren Hauptprotagonisten aus – es gibt ja Ähnlichkeiten mit Ihnen?

Mein Hauptcharakter ist Kriminalhauptkommissar Marc Steingruber. Ein laufverrückter und actiongeladener Mittdreißiger in der Blüte seiner Männlichkeit, bei dem das Glas immer halb voll ist. Er ist der „Tschiller“ mit der Kidneybohne. In mancherlei Hinsicht ähnelt er in seiner Erscheinung nämlich Til Schweiger und oberhalb der rechten Augenbraue ziert ihn ein bohnenförmiges Muttermal. Marc ist ausgesprochen ausdauernd, sehr ehrgeizig und wenn es hart auf hart kommt, wirft er alles in eine Waagschale, um einen Fall zu lösen. Eine echte kernige Kämpfernatur eben. Sicherlich haben hierbei auch einige meiner Wesenszüge auf diesen zielstrebigen Charakterkopf abgefärbt.

Es sollen ja schon Lesungen zu „Irisblütenmord“ geplant sein?

Tatsächlich habe ich eine Lesungsreihe in der Region und um den Bodensee geplant. Die Auftaktlesung wird – eine Woche nach Erscheinung meines Krimis – am 23. März 2022 um 18 Uhr im Gasthof Adler in Oberdorf in der schönen Sonntagsstube stattfinden. Es werden Lesungen unter anderem in Tettnang, Langenargen, im Weingut in Lindau / Schachen und auch in Bregenz folgen.

Es ist auch eine abwechslungsreiche Lesung mit thematisch begleitenden Fotografien über die Fotogruppe Eriskirch geplant. Ganz besonders freue ich mich außerdem auch auf eine Speziallesung im Mai im Botanischen Garten in München im Rahmen der dreijährlich stattfindenden Sonderausstellung „Iris – Blüten des Regenbogens“. Vorgemerkt ist zudem eine Lesung bei der Kriminacht in Wien im Oktober. Weitere Lesungen sind aktuell noch in der Planung.  

Weitere Informationen sind auf der Autoren-Website von Dr. Julian Biberger unter https://julian-biberger.jimdofree.com hinterlegt.

„Irisblütenmord“ kann auf allen gängigen Plattformen sowie natürlich direkt beim Emons-Verlag unter https://emons-verlag.de/p/irisbluetenmord-6173 vorbestellt werden.