Die Genossenschaft „wohnenPlus“ feiert Einzug im ERBA-Gelände

Andreas Skibicki, Helga Raible, OB Michael Lang, Theo Keller, Heidrun Mann und Silvia Hurlebaus (von links) freuen sich über das gelungene Wohnen plus-Projekt in der ERBA. Im Hintergrund zu sehen ist eine alte Fotografie des ERBA-Areals und dort im Fokus die Arbeiterunterkünfte.
Andreas Skibicki, Helga Raible, OB Michael Lang, Theo Keller, Heidrun Mann und Silvia Hurlebaus (von links) freuen sich über das gelungene Wohnen plus-Projekt in der ERBA. Im Hintergrund zu sehen ist eine alte Fotografie des ERBA-Areals und dort im Fokus die Arbeiterunterkünfte. (Bild: Stadt Wangen / sum)

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Mit einem kurzweiligen Apéro hat die Genossenschaft „wohnenPlus“ ihren Einzug in die drei eigenen Gebäude im ERBA-Gelände gefeiert. Mit dabei waren Gründungsmitglieder, Bewohnerinnen und Bewohner sowie Gäste unter anderem von Seiten des Gemeinderats, der Stadt Wangen und der Landesgartenschau GmbH.

Aufsichtsratsvorsitzende Helga Raible, die durch den Nachmittag führte, sprach zu Beginn bei dem Projekt von einem Traum vom selbstbestimmten Wohnen, das Gemeinschaft und Individualität gleichermaßen zulässt. Von 2010 an, so erinnerte sich Gründungsmitglied Eva Wonneberger, liefen die Bemühungen eine Genossenschaft zu gründen.

Aus zehn Personen, die zur Gründung bereit waren, sind inzwischen 188 Genossinnen und Genossen geworden. 2018 erhielt „wohnenPlus“ den Zuschlag für das 2200 Quadratmeter große Grundstück in der ERBA erstellte gemeinsam mit der Umweltbank ein solides Finanzierungskonzept und begann 2020 mit dem Bau nach den Plänen von Theo Keller, der nicht nur Architekt, sondern auch Motor der Genossenschaft und des gesamten Projekts von Anfang an war, wie Oberbürgermeister Michael Lang in seinem Grußwort feststellte. 2021 zogen die ersten Bewohner in den Häusern am Spinnereigarten ein, seit 2022 ist auch der Neubau am Kanal bewohnt. „Wir sind Mieter und Eigentümer“, sagte Eva Wonneberger.

Was das „Plus“ des Projekts ausmacht, ließ sich aus den Beiträgen von Bewohnerinnen und Bewohnern entnehmen. Renate Olfen berichtete vom Umzug mit ihrem Mann aus Simmerberg in die ERBA. Sie verkauften ihr großes Haus an eine junge Familie und bezogen eine helle Wohnung im Neubau. „Wir sind hier glücklich. Es ist eine tolle Mischung aus Alt und Jung“, sagte die Seniorin.

Kein Wunder: 50 Erwachsene und 30 Kinder bewohnen die 30 Wohnungen im Altbau, in den angebauten Reihenhäusern und dem Mehrfamilienhaus mit Laubengängen am Kanal. Renate Olfen schloss mit den Worten: „Die Landesgartenschau 2024 freut mich auch.“

Den Alltag in der ERBA schilderten die beiden Familienväter Benjamin Zürn und Daniel Köhler. Der Unterschied zum Wohnen in der Mietwohnung sei die lebendige Gemeinschaft, für die sich alle Bewohnerinnen und Bewohner bewusst entschieden hätten. Der Alltag sei natürlich auch nicht frei von Konflikten, berichteten sie. Das Zusammenleben erfordere auch ein hohes Maß an Toleranz, sagte Daniel Köhler.

In die Gebäude integriert ist viel Fläche für die Gemeinschaft. Im großen Saal mit Küche treffen sich manche zum Mittagessen, während andere im Kreativraum mit Farbe und Holz werkeln. Im Co-Working-Büro sind alle drei Arbeitsplätze belegt, im Stillen Saal findet ein Yoga-Kurs statt.

Oberbürgermeister Michael Lang gratulierte zur Fertigstellung und zur gelungenen Gemeinschaft. Er zeigte sich sehr beeindruckt vom langen Durchhaltevermögen aller, im Lauf der Jahre an dem Projekt Beteiligter, insbesondere von Architekt Theo Keller. Er habe schon sehr früh gemeinsam mit der damaligen Büchereileiterin Gisela Stetter und Eva Wonneberger für ein solches Projekt Überlegungen angestellt und dabei immer städtische Liegenschaften im Blick gehabt. Nachdem die Stadt 2010 das ERBA-Gelände erworben hatte, wollte Keller mit einen Mitstreiterinnen die alten Arbeiterhäuser übernehmen und sanieren. Die Stadt war bis dahin davon ausgegangen, dass diese Häuser nicht erhalten werden könnten.

Letztlich erhielt die Genossenschaft das alte Gebäude im Anschluss an den Konsum und das anschließende Grundstück. Doch Theo Keller hatte mit seinem Blick auf die Arbeiterhäuser bei der Stadt etwas ausgelöst. „Für uns war klar, wenn Theo Keller sagt, es ist möglich, die alten Gebäude zu retten, dann ist das auch möglich“, sagte OB Lang. Er bezeichnete das Projekt als „soziales Herzstück des ERBA-Quartiers“ und wünschte „weiterhin einen guten Zusammenhalt. Zur Freude der Genossinnen und Genossen übergab er die große Reproduktion eines rund 100 Jahre alten Fotos von der ERBA, das die Wohnhäuser der Arbeiter ins Zentrum rückt.

Theo Keller sprach mit Blick auf sein „Lebensprojekt“ von einem „Architekten-Sechser“. Die drei Gebäude seien ein „satter Auftrag“ für ein kleines Büro, wie das Seine gewesen. „Ich sehe ‚wohnenPlus‘ als einen Puzzlestein zu einer  heileren Welt“, sagte er.

Und was wünschen sich die Genossinnen und Genossen für die Zukunft? Mit bunten Ballons ließen die drei Vorstandsmitglieder Andreas Skibicki, Heidrun Mann und Silvia Hurlebaus ihr Zukunftsvisionen steigen: Ideen fürs Gemeinschaftsleben, aber auch Entwicklungsmöglichkeiten wie Photovoltaik auf den Dächern und „in Zukunft noch viele weitere genossenschaftlichen Wohnprojekte in der Stadt Wangen“.

(Pressemitteilung: Stadtverwaltung Wangen im Allgäu)