Die Dreikant- und die Quaggamuschel kommen im Bodensee vor

Die Dreikant- und die Quaggamuschel kommen im Bodensee vor
(Bild: Michaela Berghofer)

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Lindau – Der Landschaftspflegeverband Lindau-Westallgäu e. V. (LPV) stellt unter dem Motto „Draußen umgeschaut“ alle zwei Monate eine Tier- oder Pflanzenart vor. Heute geht es um zwei sehr ähnliche, aber gebietsfremde Muschelarten aus der Familie der Wandermuscheln (Dreissenidae). Mitte der 1960er Jahre wurde die Dreikant-oder auch Zebramuschel (Dreissena polymorpha) erstmals im Bodensee nachgewiesen. Erst im Jahr 2016 wurde eine weitere Art der Familie der Wandermuscheln, die Quaggamuschel (Dreissena rostriformis) hier entdeckt. Beide Arten stammen ursprünglich aus dem Schwarzmeergebiet. Vermutlich wurden sie in das europäische Gewässernetz mit dem Balastwasser von Schiffen verbreitet.

Man kann diese Muschelarten, die bis zu 4 cm lang werden, jetzt im Winter bei klarem Wasser im Bodensee auf mehr oder minder dicht besiedelten Substraten, gut entdecken. Dreissena-Arten besitzen, wie viele andere Muscheln, eine Byssusdrüse, mit der sie sich auf festem Untergrund, wie Felsen, Steine, Äste und Stämme, aber auch Bootsrümpfe, Stege, Ufermauern und Ansaugleitungen, anhaften können. Die Quaggamuschel kann auch weiche Substrate, ohne sich festzusetzen, besiedeln. Man geht von einer Lebenserwartung bis 10 Jahre bei beiden Arten aus.

Unterscheiden lassen sich die beiden Arten nicht so einfach: Die Dreikantmuschel hat eine dreieckige Schalenform, die i. d. R. ein Zebramuster aufweist. Die Quaggamuschel, die ihren Namen vom ausgestorbenen Steppenzebra, dem Quagga, bekommen hat, ist etwas runder geformt. Ihr fehlen die Kanten der Dreikantmuschel. Sie ist meist sehr variabel, von weiss bis fast schwarz und mit verwaschener Zeichnung, gefärbt. Worin sich die beiden Arten noch unterscheiden, ist ihr Auftreten in der Wassertiefe: Dreikantmuscheln treten bis in Tiefen bis maximal 40 m auf, Quaggamuscheln schaffen bis in über 100 m Tiefe.

(Bild: Holger Bayer)

Für überwinternde Wasservogelarten wie Tafelente, Reiherente und Blässhuhn ist die Dreikantmuschel seit ihrer Etablierung im Bodensee ein wichtiger Nahrungsbestandteil geworden. Diese neue Nahrungsquelle führte dazu, dass zeitweise die Zahlen von überwinternden Tauchenten und Blässhühner bis auf das Vierfache anstieg. Die Muscheln können von ihnen bis in eine Tiefe von 7 Metern abgeweidet werden.

Die wohl anspruchslosere Quaggamuschel hat es nun innerhalb von wenigen Jahren geschafft, fast das gesamte Bodenseeufer zu besiedeln. Sie hat die seit den 1960er Jahren etablierte Schwesterart in den meisten Uferbereichen weitgehend verdrängt. Die im Jahr 2016 erstmals im Bodensee nachgewiesene Quaggamuschel wird als hoch invasive Art eingestuft, die den gesamten See bis zum Grund verändern kann. Nähere Infos gibt’s beim LPV unter www.landkreis-lindau.de.

Der Landschaftspflegeverband Lindau-Westallgäu ist ein gemeinnütziger Verein der sich der Erhaltung und Pflege der heimischen Kulturlandschaft und dem Artenschutz widmet.

Holger Bayer/Michaela Berghofer