Die Bergwacht ist dort, wo kein Fahrzeug mehr hinkommt

Jederzeit mit Rettungswagen, ATV-Fahrzeug und schweren Rettungs-Rucksäcken zum Einsatz bereit: vier der aktiven von der Bergwacht Ravensburg (v.re.) Michael Hoferer, Markus Mayer (Leiter), Daniel da Silva (stv. Leiter) und Anwärter Daniel Naumann.
Jederzeit mit Rettungswagen, ATV-Fahrzeug und schweren Rettungs-Rucksäcken zum Einsatz bereit: vier der aktiven von der Bergwacht Ravensburg (v.re.) Michael Hoferer, Markus Mayer (Leiter), Daniel da Silva (stv. Leiter) und Anwärter Daniel Naumann. (Bild: DRK Ravensburg)

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Ravensburg – Wo die Bergwacht zu finden ist, vermutet man meist hohe Berge. Aber es reichen durchaus prägnante Hügel, Tobel und viel Natur. Die Region Oberschwaben-Bodensee hat von allem viel zu bieten. Kommt in dieser Region jemand in unwegsamem Gelände in eine Notsituation, ist die Bergwacht Ravensburg gefragt, die an den DRK-Kreisverband Ravensburg angegliedert ist. Einige Kameraden berichten über ihre Einsätze, über das Training und den Zusammenhalt.

Interesse an Natur und Technik

„Wir sind dort, wo der Rettungsdienst nicht mehr hinkommt“, sagt Michael Hoferer von der DRK-Bergwacht. Ein ATV-Fahrzeug – eine Art Quad – gehört zur Ausstattung und bringt sie möglichst nahe zu entlegenen Einsatzorten. Wer sich bei der Bergwacht engagiert, ist gerne in der Natur und das bei Wind und Wetter.

Leiter Markus Mayer schildert die Art der Einsätze: etwa der Sturz eines Mountainbikers im Lauratal, die Rettung eines Waldarbeiters, die Bergung eines Paragliders aus den Bäumen oder die Versorgung eines erschöpften Seniors in einem Tobel. Das ATV lässt sich zum Raupenfahrzeug umbauen: hilfreich zum Beispiel auch im Winter, wenn etwa im Schnee eingeschlossene Autofahrer versorgt werden müssen. Ungefähr einmal im Monat müssen sie zu einem Notfall ausrücken – in der Regel geschieht dies mit bis zu fünf Leuten.

Regelmäßiges Training und körperliche Fitness

„Spätestens wenn man zu viert eine Person mit 80 Kilogramm über 500 Meter schleppen muss weiß man, wie anstrengend solche Einsätze sein können“, schildern die Einsatzkräfte. Zumal noch das Gewicht der Trage und das der Rucksäcke mit der technischen und medizinischen Ausstattung, hinzukommt.

In steilem Gelände, wie dem ausgeprägten Tobelgebiet in Oberschwaben, kann es vorkommen, dass die Bergwachtler mit Seil sichern müssen – die verunfallte Person und auch sich selbst. Die Kunst des Kletterns ist bei der Bergwacht daher auch in vermeintlich flacherem Land unentbehrlich und muss in der Ausbildung gelernt werden.

Regelmäßiges Training in unwegsamen Gelände ist wichtig.
Regelmäßiges Training in unwegsamen Gelände ist wichtig. (Bild: DRK Ravensburg)

Fit machen sich die Einsatzkräfte durch regelmäßiges Training. „Jeden zweiten Dienstag heißt es: raus in die Natur,“ erklärt Daniel Naumann, einer der Bergwacht-Anwärter. 23 Aktive zählt die Bergwacht Ravensburg derzeit, sieben von ihnen sind teils schon lange ausgebildet.

Alle Situationen sind einzigartig

Jeder Notfall ist anders. Gemeinsam ist aber allen, dass sie viel Wissen und Übung erfordern. „Die Ausbildung hat die Schwerpunkte Natur, Medizin und Technik“, schildert Daniel da Silva, der stellvertretende Leiter der Bergwacht. „Naturschutz, alpine Gefahren, Orientierung etwa mit dem Kompass gehören zu den Prüfungseinheiten“, ergänzt Naumann.

Wer einen Knoten 50 Mal gemacht hat, kann ihn zwar. Für Einsätze unter Stress muss er aber 700 Mal geübt sein. Die Symbolik gilt auch für andere Abläufe. Für die schnelle Erstversorgung in unwegsamen und unübersichtlichen Gelände ist oft instinktives Handeln wichtig. Blindes Vertrauen und absolute Verlässlichkeit sind unerlässlich.

Aus Naturschutz entstanden

Die Bergwacht ist ursprünglich aus dem Naturschutz geboren. Der Hintergrund war, Edelweiß & Co vor den zunehmenden Wanderern zu schützen. Mayer und seine Kameraden bewundern die DRK-Senioren für ihr umfassendes Wissen von Naturzusammenhängen. Die Senioren waren es auch, die die Hütte in Ebnit in Vorarlberg im Jahre 1957 aufgebaut haben. Sie dient als Trainingsheim, aber auch als DRK-Erholungsheim. Bei aller Passion sind Einsätze, die Totenbergungen miteinschließen können, auch belastend.

Zusammen mit dem Training erfordern sie einen sehr hohen Zeitaufwand: Allein Leiter Markus Mayer kommt auf 1500 bis 1700 ehrenamtliche Stunden pro Jahr. Neben Beruf und Familie wohlbemerkt. Erholung aber auch die Pflege der Kameradschaft in einer schöngelegenen Hütte mitten in der alpinen Natur sind zwischendurch also willkommen.

Informationen DRK-Bergwacht:
Die Ausbildung bei der DRK-Bergwacht dauert zwei bis drei Jahre. Die Ausbildung teilt sich in mehrere Bereiche (u. a. Bergrettung Sommer, Bergrettung Winter, Höhenrettung, Luftrettung).

(Quelle: DRK Ravensburg)