„Die aktuelle Situation ist beängstigend und besorgniserregend“

Straßenkunst ist nur eine der vielen Facetten, die der Mann mit den grünen Schuhen zu bieten hat.
Straßenkunst ist nur eine der vielen Facetten, die der Mann mit den grünen Schuhen zu bieten hat. (Bild: Privat)

Lindau (tmy) – Mario Richter ist einer dieser Solo-Selbstständigen, die der erneute „Lockdown“ für den Monat November besonders hart trifft. Warum? Ganz einfach, weil der Zauberer und Moderator bisher noch keine echte Möglichkeit hatte, sich vom ersten „Shutdown“ richtig zu erholen. Das gibt der 37-Jährige im exklusiven Interview mit „Wochenblatt News“ unumwunden zu.

Herr Richter, wie haben Sie den gefassten Beschluss eines erneuten „Lockdowns“ aufgenommen?

Ich verstehe natürlich die Maßnahmen und hoffe, dass das Virus weiter bekämpft wird. Man darf aber nicht vergessen, dass wir Künstler eigentlich nach wie vor im ersten Lockdown feststecken. Und das auch, weil sich die Auftragslage bei uns im Sommer kaum wieder hergestellt hat. Nach dem ersten Lockdown dieses Jahr sind sämtliche Ticketverkäufe eingebrochen und Besucher von Veranstaltungsstätten ausgeblieben.

Wie ist es Ihnen persönlich in der Phase des ersten Lockdowns ergangen?

Viele meiner Aufträge sind schon Anfang des Jahres mit Auftauchen der ersten Fälle weggebrochen. Dann kam die erste Phase des Lockdowns. Das Hat die gesamte Kunst und Kultur Landschaft hart getroffen. Hilfspakete kamen nur teilweise bei den Soloselbständigen an und viele meiner Kollegen sind inzwischen sogar in andere Berufe gegangen, weil Sie kaum Rücklagen hatten.

Und nun stehen Sie mit Ihren Auftritten quasi auch wieder „bei null“?

Das ist richtig. Ich hätte nun eigentlich Auftritte in Stuttgart oder im Legoland in Günzburg gehabt. Und diese Shows wären sogar Corona-konform vonstattengegangen, weil auch wir Künstler unsere Programme und Illusionen an die geltenden Hygieneregeln angepasst haben. Mir tut es insbesondere um die Menschen leid, vor denen ich aufgetreten wäre. Selbst unsere Auftraggeber haben alles Menschenmögliche getan, um Bestimmungen einzuhalten.

Wie sieht nun Ihr persönlicher Schlachtplan aus, um diese abermalige Krise zu meistern?

Man kann nur das Beste hoffen und sich an die neuen Regeln halten – na klar. Ich bin in der glücklichen Lage, noch Reserven zu haben. Aber es wird in absehbarer Zeit, einige Künstlerinnen und Künstler geben, die auf der Straße landen. Es wird auch in vielen anderen Berufszweigen große Existenzängste geben. Ich stelle mir die Frage, ob es im Fall der Fälle überhaupt noch Kunst und Kultur geben wird. Insbesondere die Häuser, die über eine angeschlossene Gastronomie verfügen und sich dadurch finanzieren, wackeln sehr.

Blicken wir in die Zukunft: Glauben Sie, dass es im Dezember wieder „normal“ weitergeht?

Das wage ich stark zu bezweifeln. Das Virus wird uns noch für lange Zeit beschäftigen und ich kann es auch leider nicht wegzaubern, worauf ich schon angesprochen wurde (lacht). Ich habe schlicht und einfach keine Lösung, wie viele andere Menschen auch nicht. Man darf nicht vergessen, dass diese Situation für uns alle neu und so noch nie da gewesen ist. Und da schließe ich übrigens unsere politischen Entscheidungsträger mit ein. Ich kann nur versuchen, irgendwie zu überleben und weiterzukämpfen. Fakt ist, dass es eine existentielle Frage ist.

Haben Sie noch einen persönlichen Appell an unsere Leser?

Durchhalten. Ich kann – wie gesagt – die Pandemie nicht wegzaubern, möchte aber versprechen, dass ich meine Kunst immer dazu einsetzen möchte und werde, um den Menschen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Kreativität, Kunst und Kultur nährt den Geist eines jeden Menschen. Das sollten wir nicht vergessen – und erst recht nicht diejenigen, die Entscheidungen fällen. Fest steht: Ohne einen Lichttechniker, Bühnenbauer, Restaurants und andere Veranstaltungsorte kann auch ich nicht auftreten. Man muss darauf hoffen, dass es einen Ausweg gibt, der möglichst vielen, bei allem Schutz, doch noch  eine Perspektive bietet.  

Mehr über Mario Richter gibt’s im Internet unter www.zaubererundmoderator.de