Die 32-16-8 kennt auch nach 40 Jahren noch jeder: Ein Hit der Spider Murphy Gang

Vor 40 Jahren: Die Münchener Band
Vor 40 Jahren: Die Münchener Band "Spider Murphy Gang" um Sänger Günther Sigl (2. v. r.), (Bild: picture alliance / United Archives/Impress | United Archives/Impress)

Günther Sigl, Frontmann der Spider Murphy Gang, feiert 75. Geburtstag

Stimmung ist seit 40 Jahren garantiert, wenn Günther Sigl mit seiner Spider Murphy Gang die Bühne betritt. Das Münchner Lebensgefühl haben sie mit der Musik und ihren Texten geprägt. Mit ihnen scheint der bayrisch eingefärbte Rock’n´Roll unsterblich zu sein. Und den „Schampus“ an der Bar hat Günther Sigl zum 75. Geburtstag heute wirklich mehr als verdient.

Die Tophits über den „Skandal im Sperrbezirk“ im sauberen München und über die hochnäsige Münchner Schickeria machten die Spiders in den 1980er-Jahren deutschlandweit bekannt.

Eine eigene Gitarre für 40 Mark war der Anfang

Günther Sigl, geboren am 8. Februar 1947 im oberbayerischen Schongau, lernte zunächst den Beruf des Bankkaufmanns. 1962 schenkte ihm sein Vater für 40 Mark eine Gitarre. Und ab jetzt fand man den Günther nur noch beim Gitarre spielen. Er hat viel zugehört und sich das meiste selbst beigebracht. Bereits nach einem Jahr gründete er seine eigene Band.

Aufgetreten sind sie in den vielen Amerikanischen Clubs, die es damals gab. So lernten sie alles sozusagen von der Pike auf.

Seit 1978 spielt Günther Sigl mit der Spider Murphy Gang, zu der heute immer noch Gründungsmitglied Barney Murphy gehört, Rock’n`Roll. Und das höchst erfolgreich.

BR-Moderator Georg Kostya ermunterte die Band, bayrisch zu singen

Bekannt ist, dass der Bayerische Rundfunk eine Radiosendung hatte, und Georg Kostya, der diese Sendung moderiert hat, rasch ein Fan der Band war. Er hatte die Band in einem Club in Schwabing, im „Memoland“, angehört. Sie sangen damals auf englisch. Der BR-Moderator suchte eine Hausband für seine Sendung. Da ist ihm eingefallen, dass sie unbedingt bayrisch singen müssen, weil es ja Bayerischer Rundfunk heißt. Günther Sigl hat das ausprobiert, mit Erfolg. Und so sind die Spiders beim „bayrisch“ geblieben.

Der Durchbruch erfolgte in Ilja Richters „Disco“

Mit dem zweiten Album wurde die Band einem größeren Publikum bekannt. Die Spider Murphy Gang konzentrierte sich von nun an ganz auf den Rock’n`Roll. Ihre Idole waren Chuck Berry, Roy Orbison oder Eddie Cochran. Der ganz große Durchbruch erfolgte, als die Spiders ihren Song „Rock’n`Roll Rendezvous“ in Ilja Richters „Disco“ im deutschen Fernsehen vorstellten.

Hits wie „Schickeria“, der die Münchner Bussi-Bussi-Gesellschaft auf den Arm nimmt, und „Ich schau‘ dich an“ über einen Besuch einer Peepshow landeten ebenfalls weit vorne in den deutschen Charts. Es sind zwei charakteristische Songs der Band, die sich gerne sozialkritisch mit den Themen Doppelmoral und Sex auseinandersetzt.

Der „Skandal im Sperrbezirk“ machte die Band unsterblich

Im Zuge der Neuen Deutschen Welle sorgten sie Anfang der 80er-Jahre auch außerhalb Bayerns für Aufsehen. Der Song „Skandal im Sperrbezirk“ über eine Prostituierte, die reichlich Kundschaft hat, schaffte es auf Platz eins der deutschen Charts. Die Telefonnummer 32-16-8 kennt heute jedes Kind. 1981 hat Sigl den Tophit geschrieben. Und das obwohl sich die Radiostationen damals „aus moralischen Gründen“ zuerst geweigert hatten, den Song überhaupt zu spielen.

Trotz des Erfolges ist den Spiders der Hit teuer zu stehen gekommen, mussten sie doch so manche Änderung der Telefonnummern landauf, landab bezahlen. Als Zugabe bei den vielen Live-Auftritten gab es dann oft noch einen Song, der die Sehnsucht nach Sommer weckt, den „Sommer in der Stadt“ oder ganz entspannt das Lied vom „Kastanienbaum“. 1983 ging die Spider Murphy Gang dann als erste westdeutsche Band in der DDR auf Tour. Danach wurde es ruhiger um sie. Denn auch die Neue Deutsche Welle ebbte langsam ab. Nach ihrem Nummer-1-Album „Dolce Vita“ (1981) brachten sie vier weitere Alben heraus, die sich unter den Top 25 der deutschen Charts platzieren konnten. Die darauffolgenden fünf Platten schafften das nicht mehr.

Die Spider Murphy Gang überlebte den Niedergang der Neue Deutsche Welle

Während für viele Künstler der Neuen Deutschen Welle das Haltbarkeitsdatum bereits Mitte der 1980er-Jahre wieder ablief, stehen die Spiders auch heute noch auf der Bühne. Mit bleibendem Erfolg begeisterten sie mit ihrer Rock’n`Roll Show vor allem als Live-Band. In ihrem Film „Glory Days Of Rock’n`Roll“ erzählen sie die Geschichte der Band. Auch wenn diese nicht mehr ganz oben auf der Erfolgswelle schwimmt: Ihre Hits sind deutschlandweit bekannt, im Freistaat avancierte sie ohnehin längst zu einer Kultband und ihre Konzerte sind heute noch gut besucht.

Günther Sigl und seine Spiders sind auf dem Boden geblieben

Von Günther Sigl und seiner Spider Murphy Gang gibt es zahllose Schallplatten und CDs. Sie haben unzählige Konzerte gegeben und Hits geschrieben. Sie gehören zum Kanon der deutschen Popmusik, die jeder hierzulande liebt und kennt. Dabei ist ihnen der Erfolg nie wirklich zu Kopf gestiegen. Sie sind im besten Sinne am Boden geblieben. Das zeichnet Günther Sigl und die Spiders aus und das ist auch bei den zahlreichen Live-Auftritten heute noch zu spüren: kein unnötiger Bombast oder teure technische Zaubertricks, sondern sauberes Handwerk, große Leidenschaft und ordentlicher, urwüchsiger Rock’n`Roll.

Nicht umsonst haben sie eine ganze Reihe von Preisen abgesahnt, u.a. den Bayerischen Kulturpreis. Und das Schönste daran: Sie machen weiter. Aus Freude an der Musik, aus Freude an der Sache. Das hatte man schon in der 1970er-Jahren gespürt und spürt es auch heute noch. Der bayrisch eingefärbte Rock’n`Roll scheint wirklich unsterblich zu sein.

Herzlichen Glückwunsch Günther Sigl!