Erst kürzlich mussten im Gartendenkmal Lindenhofpark 13 Bäume gefällt werden. Dazu kamen noch zwei Linden im angrenzenden Lindenhofbad. Dieses Vorgehen warf Fragen in der Bevölkerung auf. Diese Fragen werden wir hier beantworten.
Die Vorsitzende des 1997 gegründeten Fördervereins „Gartendenkmal Lindenhofpark“, Marigret Brass-Kästl, stimmt das natürlich schon ein bisschen wehmütig. Gilt sie doch als der „gute Geist“ dieses einzigartigen Parks. Das Wochenblatt hat sich mit ihr unterhalten und nach ihrer Stimmungslage und den Hintergründen für die Baumfällungen gefragt.
Der Verlust einer riesigen Nordmanntanne schmerzt besonders
Besonders über den Verlust einer riesigen Nordmanntanne in Ufernähe, die das Bild des Parks mitbestimmt hat, ist sie traurig. Beim genauen Hinsehen des abgesägten Baumstumpfes wird aber schnell klar: Die Fällung war notwendig und nicht zu verhindern. Der heiße Sommer hat die Bäume, so auch die mächtige Nordmanntanne, die weit über 100 Jahre alt war, gestresst und für den Befall mit Schädlingen, insbesondere durch Pilze, anfällig gemacht. Die Standsicherheit war, insbesondere bei Stürmen aus Süden oder Südwesten nicht mehr zu gewährleisten.
Brass-Kästl war von Beginn an in die Diskussion und Entscheidung eingebunden, ob, warum und welche Bäume die zuständige Stadtgärtnerei fällen musste. „Kein Baum lebt ewig“, so die Vorsitzende des Fördervereins. Hier greift die Verkehrssicherungspflicht des Eigentümers des Parks, der Stadt Lindau. In ihrem Eigentum befindet sich der Lindenhofpark seit 1956. Einigen der gefällten Bäumen trauert sie auch nicht besonders nach. Das gilt aber nicht für die zwei Linden im Lindenhofbad, die ihr besonders am Herzen lagen.
Täglich genießen hunderte von Besuchern die einmalige Lage dieses herausragenden Gartendenkmals, das im Übrigen auch mit Hilfe von zahlreichen Ehrenamtlichen gepflegt wird.
Der 1997 gegründete Förderverein „Gartendenkmal Lindenhofpark“ hat sich zum Ziel gesetzt, das Bewusstsein für die Besonderheit dieses einzigartigen Parks zu schärfen, bei seiner Erhaltung aktiv mitzuhelfen und für ein harmonisches Miteinander von Öffentlichkeit und Denkmalschutz einzutreten.
Fäll-Aktion war mustergültig – schwere Schäden wurden vermieden
Die Vorsitzende verteidigt auch die von manchen kritisierte Fällaktion per Hubschrauber: „Die ganze Aktion war mustergültig vorbereitet und hat bestens geklappt. Alternativ hätte man den Park mit schwerem Gerät befahren müssen. Dann wären enorme Schäden zu befürchten gewesen“.
Marigret Brass-Kästl weiß, dass sie mit diesen Problemen, die der Klimawandel hervorruft, nicht alleine ist. Beim schweizerischen Schloss Arenenberg und auf der Blumeninsel Mainau hat man mit derselben Situation zu kämpfen. Das erfüllt sie, den achtköpfigen Vorstand und ihre rund 150 Vereinsmitglieder mit großer Sorge.
Neupflanzungen sind vorgesehen. Aber es dauert viele Jahrzehnte, bis solche charakteristischen Bäume, wie die Nordmanntanne, wieder nachwachsen. Bei den Neuanpflanzungen achtet die Stadtgärtnerei natürlich ganz besonders darauf, welche Baumarten mit dem Klimawandel besonders gut zurechtkommen. Aber das alles braucht Zeit und kostet viel Geld.
Zustand der Lindenallee macht der Vorsitzenden Sorgen
Sorgen macht ihr auch der Zustand der Lindenallee direkt am Ufer. Die Bäume sind überaltert und müssen ständig kontrolliert werden. Das erledigen die erfahrenen Mitarbeiter der Stadtgärtnerei mustergültig.
Erst werden stets alle baumpflegerischen Maßnahmen ergriffen. Zur Säge greift man als allerletztes Mittel dann, wenn feststeht, dass ein Baum nicht mehr gerettet werden kann.
Alle Arbeiten im Park erfolgen streng nach den Vorgaben des im Jahr 2000 entstandenen Baumpflegwerkes, das Helmut Wiegel vom Büro für Landschaftsarchitektur und Gartendenkmalpflege aus Bamberg erstellt hat.
Erhalt des Parks als Herzensangelegenheit
Für Marigret Brass-Kästl, die aus der Familie des Parkgründers, Friedrich Gruber, stammt, ist es mehr als eine Herzensangelegenheit, den Park zu erhalten und der Nachwelt zur Verfügung zu stellen. Wurde sie selbst doch in der Lindenhofvilla geboren, die damals noch ihrer Familie gehörte und hat ihre Kinder- und Schulzeit hier verbracht.
Vom Park aus bietet sich ein fantastischer Blick über den See, auf die Insel Lindau und die Berge. Er gehört wohl zu den eindrucksvollsten am gesamten Bodensee.
Diese wohl einmalige Aussicht erinnert sie an den Comer See südlich der Alpen. Ein Besuch lohnt auf alle Fälle, auch wenn jetzt leider einige charakteristische Baumriesen fehlen und es lange dauert, bis das Bild, wie viele Jahr gewohnt, hergestellt sein wird.
Weitere Infos zum Lindenhofpark und zum Förderverein „Gartendenkmal Lindenhofpark“ gibt es hier.