Der Reiz der größten Gebirge der Welt

Abenteuer pur: Dieter Glogowski hat in Nepal viele Freundschaften geschlossen.
Abenteuer pur: Dieter Glogowski hat in Nepal viele Freundschaften geschlossen. (Bild: privat)

Der Himalaya ist ein Sehnsuchtsort und Todeszone zugleich. Die Menschen wollen die Gipfel erklimmen und werden mit eisigen Temperaturen konfrontiert. Die Ausrüstung dabei ist lebenswichtig. Nicht nur Bergsteiger, auch Filmemacher begeben sich in Gefahr. Fotograf und Filmemacher Dieter Glogowski fotografierte fünf Jahre an seinem visionären Himalaya-Projekt: Acht gesegnete tibetische Glückssymbole, alle in Form von Kupferplatten, an den Basislagern von Nepals Achttausendern in eisigen Höhen zu hinterlegen.

Dazu durchreiste der Fotograf mit acht ausgewählten nepalesischen Protagonisten die Bergwelt des Himalayas. Am 24. November, 19 Uhr, lädt der Foto-Journalist in der „Linse“ in Weingarten zu seiner spannenden Live-Reportage „Nepal – Acht, der Weg hat ein Ziel“ ein. Wir haben nachgefragt.

Was treibt Sie an, immer wieder nach Nepal zu reisen?

Ich arbeite als freier Fotojournalist seit fast 40 Jahren in der Himalaya-Region. Schon als Kind und Jugendlicher spürte ich, dass mich mein Weg in die östlichen Regionen unserer Erde führen wird. Die buddhistische und hinduistische Philosophie haben bis heute auf mich einen ebenso großen Reiz ausgeübt, wie das größte Gebirge der Welt. Körper und Geist hautnah im inneren und äußeren Focus, denn wie schon Herbert Tichy, der bekannte Himalaya-Forscher sagte „der Himalaya ist ein religiöses Gebirge“.

Welche Bedeutung haben die verschiedenen Glückssymbole?

Die acht tibetischen Glückssymbole bestehen aus dem Schirm, den zwei Fischen, dem Lotus, der Schatzvase, der Muschel, dem Rad und Siegesbanner und dem endlosen Knoten. Sie sind Sinnbilder für die Lehre des Buddhas Shakjamuni und dem spirituellen Pfad zur Befreiung von Leid und Erlangen von innerem Frieden. In all diesen Metaphern können wir uns als Menschen natürlich widerspiegeln, so wird der Zuschauer auch eine innerliche Reise am Abend erleben. Aber keine Sorge (Glogowski lacht), neben eindrucksvollen Bildern und vielen abenteuerlichen Geschichten, wird auch der Humor nicht zu kurz kommt.

War der Auslöser für das Projekt mit den Kupferplatten ein besonderes Ereignis in ihrem Leben?

Nach fast vier Jahrzenten der vielfältigsten Foto-Reportagen in Bhutan, Nepal, Tibet, Ladakh, Sikkim und in Dharamsala, reifte in mir der Wunsch nach einer letzten allumfassenden Reportage. Ich wollte meine Erfahrungen und Essenz der letzten 38 Jahre im Himalaya, meine Begegnungen und Freundschaften, in einer außergewöhnlichen Reportage widerspiegeln. In Nepal existieren acht der weltweit 14 Achttausender, die Acht ist eine mystische Zahl in allen Religionen der Erde: nehmen wir den achtfachen Weg im Buddhismus oder der achte Tag des Neubeginns in unserem christlichen Glauben – die Reprotage nahm seinen Lauf. Fünf Jahre haben wir daran fotografiert und gefilmt, es hat sich gelohnt!

Ohne Kamera geht bei dem Weltenbummler nichts.
Ohne Kamera geht bei dem Weltenbummler nichts. (Bild: privat)

Wie muss man sich ein Basislager vorstellen? Wie eine einfache Kleinstadt aus Zelten?

Viele haben Bilder vom Everest B.C. (Base Camp) im Kopf, mit den Massen an Zelten und Bergsteigern, Sauerstoff-Depots, Müllberge und Mail-Shop. Die anderen Basislager liegen sehr einsam, sind keine Touristen Attraktionen wie am Everest. Hier findet man größtenteils noch Ruhe und Stille, kann sich der grandiosen Bergwelt in Demut hingeben, wie zum Beispiel das weitabgelegene Basis-Lager am östlichsten Achttausender Nepals, dem Kanchenjunga auf 5.320 m Höhe, was auch sehr schwer erreichbar ist.

Sie sind mit Sadhus, Mönchen und Schamanen unterwegs gewesen, die sicherlich keine Funktionskleidung tragen, oder?

Wir haben jeden unserer Protagonisten natürlich winterfest ausgerüstet. Auf dem Weg zum Dhaulagiri B.C. erlebt man alle vier Jahreszeiten in vier bis fünf Wochen, vom feuchtheißen Dschungel bis weit über die eiskalte Schneegrenze. Eine sehr abenteuerliche Geschichte, voller Mut und Demut, aber auch einer großen Portion Achtsamkeit.

Was war für Sie das ergreifendste Erlebnis des Himalaya-Projekts?

Es sind die Begegnungen mit den Menschen, von denen wir sehr viel lernen können. Und da komme ich wieder zu den Themen Achtsamkeit und Demut. Vieles ist uns hiervon im westlichen Leben abhandengekommen. Gerade im Zeitalter der Corona-Pandemie vermisse ich das „Wir-Gefühl“ bei manchen Menschen, das gesättigte „Ich“ steht im Vordergrund. In den Ländern des Himalayas ist man täglich im Alltag auf den Straßen und Parks mit Krankheiten wie Lepra, Polio, Erblinden und unsagbar mehr konfrontiert. Eine einfache Impfung im Frühstadium könnte den Betroffenen so viel Leid ersparen. Die Menschen wären dankbar, wenn sie diese medizinische Versorgung und Standards wie bei uns zur Verfügung hätten.

Für Sie ist die kommende Vortrags-Reihe rund um den Bodensee seit 18 Monaten wieder das erste Mal, dass Sie auftreten können.

Das stimmt. Seit dem 15. März 2020 sind all meine Auftritte und Tourneen abgesagt worden. Das ist bitter und existentiell bedrohlich. Auch geht ein Teil unseres Honorars und des Buchverkaufs an Projekte vor Ort, was nun stark zum Erliegen kam. Um so mehr bin ich Immanuel Schulz vom Wunderwelten-Festival in Friedrichshafen sehr dankbar, dass er mich für die Bodensee-Tour mit meinem Nepal-Vortrag eingeladen hat. Er legt sehr großen Wert auf ein perfektes Hygiene-Konzept in den Vortragssälen, damit die Zuschauer den Abend optimal genießen können.

Weitere Termine:

  • 26.11., 19 Uhr: Traumpalast Biberach,
  • 27.11., 19.30 Uhr: GZH Friedrichshafen,
  • 28.11., 17 Uhr: Inselhalle Lindau.

Alle Termine finden unter 2G statt und die Sitzplatzkapazität wurde auf 2/3 reduziert. Infos: www.wunderwelten.org.