Waldbegehung im Allgäu Der Osterwald ist in keinem schlechten Zustand

Gemeinsam unterwegs auf Waldbegehung in Eglofs (v.l.n.r.): Marijan Gogić, zuständiger Forstamtsleiter des Landkreises Ravensburg, Josef Jehle, der Vorsitzende der Osterwaldgenossenschaft Eglofs, Moritz Penning, Forstrevierleiter im Forstrevier Argenbühl, und der Bundestagsabgeordnete Axel Müller.
Gemeinsam unterwegs auf Waldbegehung in Eglofs (v.l.n.r.): Marijan Gogić, zuständiger Forstamtsleiter des Landkreises Ravensburg, Josef Jehle, der Vorsitzende der Osterwaldgenossenschaft Eglofs, Moritz Penning, Forstrevierleiter im Forstrevier Argenbühl, und der Bundestagsabgeordnete Axel Müller. (Bild: Abgeordnetenbüro Axel Müller MdB)

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Argenbühl – Axel Müller, direkt gewählter Bundestagsabgeordnete für Oberschwaben und das Allgäu, hat sich auf einer Waldbegehung im Forstrevier Argenbühl einen Eindruck vom Zustand des bewirtschafteten Waldes gemacht.

„Es ist eine Ehre, den Osterwald zu beförstern“, sagt Moritz Penning, Forstrevierleiter im Forstrevier 60 Argenbühl. Gemeinsam mit dem zuständigen Forstamtsleiter des Landkreises Ravensburg, Marijan Gogić, und dem Vorsitzenden der Osterwaldgenossenschaft Eglofs, Josef Jehle, begeht er mit dem Bundestagsabgeordneten Axel Müller den Osterwald. In Kontakt waren Müller und Penning getreten, als es zum 1. März 2022 einen Revierleiterwechsel gab.

In insgesamt 13 Forstreviere ist der Landkreis Ravensburg aufgeteilt. Das Forstrevier Argenbühl besteht aus 1176 Hektar Kleinprivatwald, 882 Hektar Großprivatwald sowie Körperschaftswald, der sich aus 80 Hektar Kirchenwald und 23 Hektar Gemeindewald zusammensetzt. Anhand einer Landkarte zeigt Forstamtsleiter Gogić zum Einstieg die Größe des Landkreises Ravensburg und dessen Waldungen – und er zeigt sich zugleich zufrieden mit seinem Zustand: „Der Wald ist in keinem schlechten Zustand, wir liegen nicht in einer Hauptschadenregion.“

Was allerdings verbessert und gefördert werden müsse, sei der Umbau von einer teilweisen Monokultur in einen Mischwald. „Wir haben seit 120 Jahren Douglasien hier. Es ist also gar nicht notwendig, auf komplett fremde Baumarten zu setzen“, so Gogić. Auch das Holz aus dem Kleinprivatwald
sollte aktiviert, also für den Markt zur Verfügung gestellt werden.

Josef Jehle vermittelt die Geschichte des Osterwalds, denn Eglofs war seit dem Hochmittelalter reichsfrei. Über die Jahrhunderte hinweg wurden die Rechte bestätigt, bis es gegen Ende des alten Reichs zu einem großen Rechtsstreit kam. Heute besteht die Osterwaldgenossenschaft aus 90 Mitgliedern mit jeweiligen Anteilen.

Dass es dem Wald gut geht, liegt auch daran, dass er nach neuesten Methoden bewirtschaftet wird. Das Holz wird selektiv geerntet und eine naturgemäße Waldwirtschaft gepflegt. Nach der Holznutzung spielt die bestehende Regiejagd eine wichtige Rolle bei dieser Form de Waldwirtschaft. Anteilhaber der Osterwaldgenossenschaft können so von jährlichen Gewinnern profitieren.

Die rund 1200 Hektar Privatwald im Forstrevier Argenbühl gehören ca. 700 Eigentümern. Im Landkreis Ravensburg gibt es etwa 6500 Kleinprivatwaldbesitzer. 2500 von ihnen haben bereits einen Waldbewirtschaftungsvertrag (Privatwaldvereinbarung) mit dem Kreisforstamt abgeschlossen. Das heißt, die betreuten Wälder werden vom Kreisforstamt fallweise gepflegt und fachkundig bewirtschaftet. Nachhaltigkeit und Naturnähe stehen dabei im Vordergrund.

Der Osterwald bei Eglofs verfügt über ein Alleinstellungsmerkmal. „Es ist ein wüchsiger, gesunder Wald, der regelmäßigen, wirtschaftlichen Erfolg abwirft und sehr stabil da steht“, beschreibt Josef Jehle den guten Zustand. Der Wald besteht zu 60 Prozent aus Fichten, zu 25 Prozent aus Tannen und zu 15 Prozent aus anderen Baumarten, wie Buche, Erle, Linde, Ulme, Douglasie, Kiefer, Lerche, Berg- und Feldahorn, Esche und Kirsche.

Moritz Penning ergänzt, dass im Osterwald verschiedene Altersklassen von Bäumen auf kleiner Fläche stehen. Der Wald profitiert von einer guten Regenmenge von 1200 bis 1400 mm pro Jahr. Auf die tiefen Reifenspuren im Waldboden angesprochen sagt er, dass man an großen Forstmaschinen nicht vorbeikomme, wenn man sichere, effiziente und bodenschonende Waldwirtschaft betreiben will.

„Jeder möchte Papier zum Schreiben haben und an einem Holztisch sitzen, dazu gehört dann aber auch die Bewirtschaftung des Waldes.“ Ein heißes Eisen ist das Thema Biosphärengebiet, das Axel Müller anspricht. Das sind großräumige Kulturlandschaften, die erhalten, gefördert oder entwickelt werden sollen. „Ich sehe es sehr kritisch, wie das vorangetrieben wird.

Die Bedenken der Waldbesitzer kann ich gut verstehen“, sagt Müller. Es käme darauf an, was das Biosphärengebiet beinhaltet, erwidert Josef Jehle. „Der Teufel steckt im Detail“, so der Vorsitzende der Osterwaldgenossenschaft Eglofs, und weiter: „Ich denke es ist falsch überall eine Käseglocke drüber zu stülpen.“ Marijan Gogić sagt dazu: „Im Biosphärengebiet wird es Beschränkungen geben.“

Die Großprivatwaldbesitzer seien dagegen, aber die Kommune entscheide. Und Jehle merkt an, dass das Thema in den Landgemeinden anders diskutiert werde als in einem Stadtrat. Wie wird der Rohstoff Holz aus dem Osterwald und den anderen Waldbesitzarten vermarktet? In der
Holzverwertungsgenossenschaft Oberschwaben eG sind vor allem Kleinprivatwaldbesitzender und Körperschaften mit geringem Waldbesitz Mitglied, aber auch die Osterwaldgenossenschaft. Die Genossenschaft bündelt kleinere Holzmengen und vermarktet diese über die Firma Genoholz in
Ravensburg. Die Haupternte entfällt auf die Baumart Fichte.

So genannte außerplanmäßige Holznutzungen entstehen, wenn lokale Schadensereignisse wie Gewitterstürme oder Borkenkäferbefall auftritt. So auch die zwei lokalen Gewitterstürme an Pfingsten und Fronleichnam 2022. Drei Jahre lang hat dann der Forstbesitzer Zeit für die Wiederaufforstung,
wenn der Sturmschaden eine Fläche von mehr als einem Hektar betrifft. Dann ist auch eine Förderung durch das Land Baden-Württemberg möglich

„Schadensereignisse machen eine planmäßige Forstwirtschaft zunehmend schwieriger“, erläutert Moritz Penning. Er empfiehlt heute einen Forst mit einem gemischten Baumbestand. So sollte mindesten 50 Prozent der wiederaufgeforsteten Fläche aus standortangepassten Laubhölzern bestehen. Es sollten immer mehr als zwei Baumarten gepflanzt werden, um das Risiko von Ausfällen einer Baumart zu streuen. Mehr Laubholz ist dabei
empfehlenswert.

Nicht zufriedenstellend ist sein Eindruck von einem Kleinprivatwald, der die nächste Station der Waldbegehung ist. „Hier wurden Durchforstungsdurchgänge verpasst, und die Bäume haben sehr dünne Stämme und kleine Kronen. Bei uns im Genossenschaftswald haben die Bäume gleichen Alters einen größeren Stammumfang.“ Fachkundig zeigt Penning Verbissschäden an Weißtannen und Buchen, die Zeiger für eine
überhöhte Schalenwildpopulation sind. Eine schärfere Bejagung von Rehwild unterstützt den Kleinprivatwaldbesitzer in seinem Bestreben zum Umbau hin zu einem klimastabilen Mischwald.

Natürlich verjüngte Bäume haben eine größere Chance Resilienzen gegen die anhaltenden Klimaveränderungen auszubilden. Ein anderes Waldstück wurde stark vom Sturm beschädigt. „Bei dieser Menge Sturmholz muss gehandelt werden“, erläutert Penning. Das Sturmholz müsse schnell aus dem Wald herausgebracht werden, damit es der Borkenkäfer schwer habe.

Nach der öffentlichen Bekanntgabe kann es auch zu einer Verfügung kommen, wenn die Besitzer ihrer Verantwortung und Pflege nicht nachkommen. Denn der Borkenkäfer vermehrt sich rasend schnell. Unter der Baumrinde gräbt er zahllose Gänge. Pro Mutterkäfer entstehen aus den Larven weitere 40 bis 50 Käfer, die das Holz schädigen und den Preis drücken.

Moritz Penning und Marijan Gogić schlagen Baumrinde ab und präsentieren den Übeltäter und sein Reich im Baumstamm direkt unter der Rinde. In Deutschland ist nur noch ein Insektizid gegen den Borkenkäfer zugelassen. Die Verlängerung der Zulassung ist daher sehr wichtig für die Forstbesitzer.

Beruflich tagein tagsaus unterwegs im Wald, das muss ein schöner Broterwerb sein, könnte man meinen. Doch tatsächlich sitzt auch Forstrevierleiter Moritz Penning in 40 Prozent seiner Arbeitszeit am Schreibtisch. Nach zwei Stunden der gemeinsamen Waldbegehung gab es ein Abschlussgespräch: „Ich bin Forstrevierleiter Penning, Forstamtsleiter Gogić und Josef Jehle sehr dankbar für diese informativen und anschaulichen Einblicke.

Obwohl ich schon viel zu diesem Thema gelesen habe und auch einen guten Überblick über unsere Forstgebiete im Landkreis Ravensburg habe, kann nur der Besuch im Wald einen echten Eindruck von dessen Zustand vermitteln. Diese persönlichen Einblicke helfen mir bei meiner Arbeit im Deutschen Bundestag sehr weiter“, fasst der direkt gewählte Bundestagsabgeordnete für Oberschwaben und das Allgäu, Axel Müller, diesen Termin zusammen.

(Pressemitteilung: Abgeordnetenbüro Axel Müller)