Der Fußballprofi ist zwar Vorbild, aber kein Freiwild

Der Fußballprofi ist zwar Vorbild, aber kein Freiwild
Fan - Rückkehr in den Fußballstadien. (Bild: Andy03)

Dresden (tmy) – Am Rande des Erstrunden-Duells im DFB-Pokal zwischen der SG Dynamo Dresden und dem Hamburger SV ist es zu einem Eklat gekommen. Und das abseits des Feldes und erst nach dem Schlusspfiff, als die verdiente 1:4-Niederlage des HSV längst feststand. Hamburgs Toni Leistner tickte aus, nachdem er bereits zum TV-Interview bereit war.

Ein Kommentar.

Stellen Sie sich einmal vor, Sie wären Fußballprofi und haben gerade nicht ihre beste Leistung gezeigt oder müssen ihre Fehler erklären, die nun einmal passieren, weil wir alle nicht ohne Fehler sind. Und dann auch noch in der Heimatstadt an alter Wirkungsstätte beim ehemaligen Verein. Das sogenannte „zu Kreuze kriechen“ ist in einer solchen Situation schon schwer genug – na klar. Aber Sie sind eine Person der Öffentlichkeit und sollten das eigentlich abkönnen. Das wäre auch nicht das Problem gewesen, denn Toni Leistner kann das – Profis absolvieren meistens sogar Schulungen, wie sie sich verhalten sollen.

Aber – und da kommen wir zum Kern des Themas – auf andauernde Beleidigungen unter der Gürtellinie mitunter auch gegen die Frau, die Tochter und das noch ungeborene zweite Kind, gibt es keinen Maßnahmenkatalog oder einen Knigge. Dass der HSV-Fußballer in diesem Moment alles um sich herum vergisst, die Tribüne stürmt und den Mann, der vorgibt Dynamo-Fan zu sein, am Kragen packt, ist nachvollziehbar, obwohl es nicht hätte passieren dürfen.

In diesem Moment haben wir Toni Leistner als Vater und Ehemann erlebt, der „nur“ seine Familie (be)schützen wollte. Wie hätte denn dieser sogenannte „Fan“ wohl an seiner Stelle gehandelt? Ganz bestimmt doch genauso… Oder etwa nicht? Leistner hat sich entschuldigt und ist bereit, für sein Verhalten gerade zu stehen. Aber ist das der Mann, der ihn dazu gebracht hat, auch? Ich wage es sehr stark zu bezweifeln und hoffe, dass auch er seine / eine gerechte Strafe bekommen wird.

Fußballprofis sind – das sei betont – in erster Linie auch Menschen!