Den Alno-Beschäftigten soll geholfen werden

Die Alno-Führungsmannschaft 2018 war beim Re-Start zuversichtlich, die Marke retten zu können
Die Alno-Führungsmannschaft 2018 war beim Re-Start zuversichtlich, die Marke retten zu können (Bild: MK)

Nach der Insolvenz im Jahre 2017, startete die Neue Alno GmbH im März 2018 neu durch. Das WOCHENBLATT titelte damals in seiner Print-Ausgabe vom 5. April 2018: „Alno setzt auf die schnelle Küche!“ Die Produktion war wieder angelaufen, etwa 300 Mitarbeiter wurden beim Re-Start beschäftigt. Andreas Sandmann und Thomas Kresser, die neuen Geschäftsführer, blickten erwartungsfroh in die Zukunft. Jetzt scheint sich das Endgültige Aus von Alno abzuzeichnen.

Die Entscheidungsträger waren zur Erkenntnis gekommen, dass die Sanierung in Eigenverwaltung nicht zustande kommt. Etwa 230 Mitarbeiter sind von dieser Entscheidung betroffen. Diesen Mitarbeitern gehört jetzt die Fürsorge der zuständigen Stellen.

Die IHK Bodensee-Oberschwaben, die Kreishandwerkerschaft haben schon konkrete Überlegungen angestellt, wie den Betroffenen geholfen werden kann. Das Wochenblatt fragte zusätzlich bei Bürgermeister Thomas Kugler und der Agentur für Arbeit nach, wie das mögliche Aus bewertet wird und was für die Mitarbeitenden von Alno getan werden kann.

Verlust einer Weltmarke

Kugler äußerte sich zu den Auswirkungen auf den Wirtschaftsstandort Pfullendorf: „Die schlimmste Auswirkung ist der Verlust von Arbeitsplätzen. Die Stadt verliert ein wirtschaftliches Aushängeschild, eine Weltmarke verlässt die Region, das schmerzt natürlich!“

Wie das Firmenareal zukünftig genutzt wird, kann Kugler noch nicht absehen: „Das kann zum jetzigen Zeitpunkt natürlich noch nicht gesagt werden, da wir zum einen den potenziellen Käufer und erst recht nicht seine Absichten kennen. Wir werden die Transformationsbemühungen konstruktiv und aktiv begleiten, da wir natürlich auch ein großes Interesse daran haben, dass eine sinnvolle Nutzung dieses Areals gegeben ist.“

Erste Komponenten wurden für die neue Konzeptions-Linie wurden montiert
Erste Komponenten wurden für die neue Konzeptions-Linie wurden montiert (Bild: MK)

Das Gebiet ist als Industriegebiet planungsrechtlich ausgewiesen, so dass eine breite Nutzungspalette im gewerblichen / industriellen Bereich möglich ist. Eine Wohnbebauung o. ä. scheidet, wegen der Ausweisung als Industriegebiet aus.

Kreishandwerkerschaft bereit zur Hilfe

Patricia Griener, Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft Sigmaringen, äußerte sich zur Nachfrage, ob eine „Vermittlung von Fachkräften“ der (ehemaligen) Mitarbeitenden von Alno möglich sei: „Gerne können, die in Frage kommenden Mitarbeitenden sich bei uns melden oder Bewerbungsunterlagen per E-Mail an uns senden, welche wir dann an unsere Innungsmitglieder weiterleiten. Meines Wissens ist die Neue Alno GmbH aber nicht in die Handwerksrolle eingetragen, sondern bei der Industrie- und Handelskammer.“

Griener befürchtet, dass die Insolvenz auch Handwerksbetriebe in der Region trifft, da diese zum Teil Zulieferer sind.

Patricia Griener, Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft Sigmaringen
Patricia Griener, Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft Sigmaringen (Bild: Kreishandwerkerschaft SIG)

IHK unterstützt Auszubildende

Die IHK Bodensee-Oberschwaben erklärte auf Nachfrage: „Wir unterstützen das Unternehmen Alno bei der Vermittlung der Auszubildenden an Ausbildungsbetriebe in der näheren Umgebung. Wir sind zuversichtlich, für alle Auszubildenden eine passende Lösung zu finden. Die IHK wird insbesondere dafür Sorge tragen, dass sich bei den anstehenden Abschlussprüfungen die Übergänge nicht nachteilig für die Auszubildenden auswirken.“

Um die klaren Zuständigkeiten und die damit verbundenen Kernkompetenzen der verschiedenen Akteure IHK, Jobcenter und Agentur für Arbeit zu wahren, fokussiert sich die IHK Bodensee-Oberschwaben nach eigenen Aussagen, auf die Beratung zur Qualifizierung der Beschäftigten – unter anderem mit niedrigschwelligen Angeboten im Betrieb.

Mit Mittelklasse-Küchen wollte Alno beim Neustart punkten
Mit Mittelklasse-Küchen wollte Alno beim Neustart punkten (Bild: MK)

Bei der Agentur für Arbeit steht man Gewehr bei Fuß, wartet einer Stellungnahme aber noch ab. Hintergrund dürfte sein, dass im Hintergrund noch immer Bemühungen im Gange sind, zu einer besseren Lösung als dem endgültigen Aus zu finden.

Großer Player im Küchenmarkt

Alno war lange Zeit einer der führenden Hersteller von Küchenmöbeln, bei fast allen Möbelhäusern und Fachhändlern war die Marke mehr als präsent. Noch 2015 wurde ein Umsatz von über 500 Millionen Euro erzielt. Beschäftigt waren damals rund 2000 Mitarbeiter. Nach der Insolvenz 2017 kauft Riverrock, eine britische Investmentfirma, den Betrieb in Pfullendorf für 20 Millionen Euro. Gehen die Lichter in Pfullendorf endgültig aus, verschwindet mit Alno eine Firma mit einer fast 100 Jahre alten Betriebshistorie.