„Das Schlosshof-Areal war das Glanzstück der ersten acht Jahre“ – Ein Interview

Werner Binder konnte bei den Bürgern der Gemeinde Uttenweiler punkten. Am vergangenen Sonntag wurde er mit einem beachtlichen Ergebnis wiedergewählt.
Werner Binder konnte bei den Bürgern der Gemeinde Uttenweiler punkten. Am vergangenen Sonntag wurde er mit einem beachtlichen Ergebnis wiedergewählt. (Bild: Werner Binder)

Uttenweiler wählte vor acht Jahren Werner Binder zum Bürgermeister. Am vergangenen Sonntag stellte er sich zur Wiederwahl. Binder wurde nicht nur im Amt bestätigt, sondern wurde mit einem großartigen Ergebnis von fast 92 Prozent der abgegebenen gültigen Stimmen für seinen Einsatz für die Gemeinde belohnt.

Binder stellte sich nach der Wahl unseren Fragen, zog eine Bilanz der ersten acht Jahre und wagte einen Blick nach vorne.

Herr Binder, sind Sie mit Wahlergebnis und der Wahlbeteiligung zufrieden?

Ich möchte mich bei allen Wählerinnen und Wählern bedanken, die mir erneut das Vertrauen ausgesprochen haben, sodass ich meine Arbeit für die Gesamtgemeinde Uttenweiler fortsetzen darf. Mit dem Wahlergebnis bin ich sehr zufrieden. Die Wahlbeteiligung ist aufgrund meiner Einzelkandidatur immer noch sehr ansprechend. Natürlich ist die Wahl in unserem demokratischen Rechtssystem das Instrument, welches leider nicht mehr von allen so gesehen und wahrgenommen wird.

Wo lagen die Aufgabenschwerpunkte in der ersten Amtsperiode? 

Eine Gemeinde hat vielfältige Aufgaben und die Aufgabenfülle wird sogar immer mehr. In den vergangenen Jahren konnten wir rund 25 Millionen Euro investieren, dabei sind Fördergelder von rund neun Millionen Euro in die Gemeinde geflossen. Schwerpunkt war sicherlich die Fertigstellung/Sanierung/Umbau des denkmalgeschützten Brauereigebäudes im Schlosshofareal in Uttenweiler mit tollen Nutzungen und Räumlichkeiten für einen Arzt, einer Zahnärztin, neun Wohnungen, einer Tagesbetreuung und einer selbstverantworteten ambulant betreuten Wohngemeinschaft. In der Tagesbetreuung und in der Wohngemeinschaft wirkt der Verein Bürgergemeinschaft Schlosshof Uttenweiler e. V.,der in diesem Jahr sein 10-jähriges Bestehen feiert. Darauf kann die Gemeinde wirklich stolz sein.

Weitere Schwerpunktthemen sind und werden bleiben, der Ausbau der Breitbandinfrastruktur und die Kinderbetreuung. Hier konnten wir mit dem Neubau der Villa Rasselband die Betreuung über 3 Jahren erweitern und eine Krippenbetreuung aufbauen. Im April diesen Jahres wurde der Naturkindergarten eröffnet. Bei der Feuerwehr ist es gelungen, eine Jugendfeuerwehr zu gründen. Die Struktur zur Gesamtfeuerwehr mit Abteilungen konnte der Rechtslage angepasst werden. Weiter wurden in sechs Teilorten Bebauungspläne beschlossen. Einige sind umgesetzt, andere in der Erschließungsplanung. In Dentingen wird das bestehende Gewerbegebiet für zwei örtliche Unternehmen erweitert. Derzeit setzen wir mit dem Flurneuordnungsamt in einem Verfahren ein Modellprojekt am Tobelbach auf 2,8 Kilometer Länge um. Ziel ist es den Konflikt zwischen Grundstückseigentümern und dem Biber zu befrieden. Der Gemeinderat beschloss eine Vereinsförderrichtlinie und ein gemeindliches Förderprogramm zur Aktivierung der innerörtlichen Baupotenziale. Es wurden Straßen saniert. Die Einführung der Doppik im Jahr 2018 konnten wir endlich mit der Eröffnungsbilanz abschließen. Es gäbe noch so viel zu berichten, aber diese würde den Rahmen sprengen.

Welche besonderen Herausforderungen warten auf in der neuen Amtszeit auf Sie?

Wie schon erwähnt, muss der weitere Ausbau der Breitbandinfrastruktur erfolgen. In den ehemaligen Schulräumen der Turn- und Festhalle in Uttenweiler werden die Räumlichkeiten derzeit für eine neue Kindergartenregelgruppe umgebaut. Die Gemeinde wird ein Starkregenrisikomanagement durchführen. Das gemeinsame interkommunale Gewerbe- und Industriegebiet der Verwaltungsgemeinschaft Riedlingen sollte weiterentwickelt werden. Die Kläranlage in Uttenweiler soll eine Photovoltaikanlage erhalten. Gemeindliche Gebäude und die Heiztechniken müssen ebenfalls auf den Prüfstand und erneuert werden. In Dieterskirch soll ein neues Feuerwehrgerätehaus entstehen. Die andern Feuerwehrabteilungen müssen ebenfalls teilweise ertüchtigt und das Material und Fahrzeuge ersetzt werden. Beim kirchlichen Kindergarten aus den 70-Jahren steht ebenfalls eine Investition aus. Auch hier könnte die Liste noch weiter ausgeführt werden. Wichtig ist für mich, dass die Umsetzungen von Investitionen im Verhältnis zu geordneten Finanzen stehen.

Gibt es einen Traum bei der Weiterentwicklung von Uttenweiler, den Sie gerne verwirklichen möchten?

Wenn ich einen Traumwunsch äußern darf, dann würde ich mir wünschen, dass wir es schaffen, die Bürokratie mit den enormen verwaltungstechnischen Hürden zu verringern. Es sollten aus meiner Sicht die Zuständigkeiten zwischen Kommunen, Land, Bund klar eingehalten werden. Und es sollte auch klar kommuniziert werden, was die öffentliche Hand zu leisten vermag. Viele Aufgaben werden den Gemeinden übergestülpt. Die Konsequenz ist, dass Aufgaben schon allein aus finanziellen Gründen nicht erledigt werden können und auch das nötige Personal nicht oder nur begrenzt zur Verfügung steht. Der Wunsch ist zwar nicht speziell auf Uttenweiler formuliert, würde aber auch unserer Gemeinde helfen.

Betrachten Sie Ihr Kreistagsmandat als hilfreich für die Gemeinde und die Raumschaft?

Absolut! Vertreter von Kommunen müssen im Gremium Kreistag mitreden können. Der Landkreis ist unter anderem die nächsthöhere staatliche Behörde. Auch hier werden schon Entscheidungen getroffen oder umgesetzt, die die Kommunen betreffen. Im Hinblick auf meine Gemeinde kann ich mich auf Kreisebene ebenfalls positiv mit einbringen. Dies gilt auch für die Raumschaft. Klar ist aber auch, als Kreisrat hat man den ganzen Landkreis im Blick zu haben. Ich freue mich auch auf die zukünftige Zusammenarbeit mit unserem neuen Landrat Mario Glaser.

Welche Aufgaben des Landkreises sehen Sie als besonders herausfordernd an?

Der Landkreis ist in vielen Bereichen sehr gut aufgestellt. Was sicherlich besonders weiter herausfordernd sein wird, ist die Flüchtlingsbewältigung, die auch den Kommunen viel abverlangt. Wenn man den Kreishaushalt sieht, dann steigen die sozialen Transferaufwendungen immer weiter. Diese Transferaufwendungen machen den größten Haushaltsanteil aus. Die vom Land Baden-Württemberg gerne gewollte, aber bis dato nicht finanzierte Mobilitätsgarantie ist auch ein Thema, welches den Landkreis beschäftigen wird.