Gewitter, Trockenheit, Bade-Tage Das sagt der Meteorologe: So wird das Sommerwetter 2022

Ein Getreidefeld im Frühsommer. In Süddeutschland haben wir laut Meteorologe keine große Dürre zu befürchten.
Ein Getreidefeld im Frühsommer im Landkreis Sigmaringen. Die große Dürre bleibt hier glücklicherweise wohl aus.

Wird es häufig gewittern? Droht die große Trockenheit oder fallen die Sommerferien hierzulande gar ins Wasser? Wochenblatt-Jung-Meteorologe Niklas Kaa gibt im Interview einen Ausblick auf den Sommer.

Wochenblatt: Lieber Niklas. Der Sommer hat ja gerade schon so richtig Gas gegeben. Sind Temperaturen bis 35 Grad Mitte Juni noch normal oder war es tatsächlich die viel erwähnte Rekord-Hitze?

Niklas: „Es war durchaus eine Rekord-Hitze, die ziemlich verbreitet sogar um 35 Grad und mehr brachte. Dabei wurden einige neue Rekorde aufgestellt, darunter auch Allzeitrekorde. Dresden und Cottbus erreichten am Sonntag jeweils 39,2 Grad und stellten für die Jahreszeit Hitzerekorde auf.

Prinzipiell sind 30 bis 35 Grad an einem Junitag allerdings nichts ungewöhnliches. Hitzetage (ab 30,0 Grad) verzeichnen wir im Juni öfter. Meteorologisch gesehen gehört der Juni ja auch schon zum Sommer. Die Bezeichnung „Rekord-Hitze“ passt zu den Temperaturrekorden und für die aktuelle Jahreszeit allerdings recht gut und ist daher voll berechtigt.“

Fast 40 Grad zeigte das Thermometer vergangene Woche an. Vor allem im Osten des Landes wurde es heiß.
Fast 40 Grad zeigte das Thermometer vergangene Woche an. Vor allem im Osten des Landes wurde es heiß.


Wochenblatt: Viele sagen, dass es jetzt erstmal wieder kalt wird. Stimmt das und wenn ja, wie lange hält diese Periode an bevor das Quecksilber wieder nach oben steigt?


Niklas: „Kalt wird es definitiv nicht. Da wurde von ein paar Kollegen aus der Branche etwas übertrieben. Obwohl die große Hitze mit über 35 Grad verschwand, bleibt es trotzdem sommerlich warm. Die Nächte können wieder zum Durchlüften genutzt werden. Schauer und Gewitter treten in diesen Tagen häufiger auf. Von Mittwoch dieser Woche bis zum Wochenende pendeln die Temperaturen meist zwischen 25 und 30 Grad. Im Westen und Osten des Landes sind am Samstag und Sonntag sogar wieder bis zu 35 Grad möglich.“

Wochenblatt: Kannst du etwas zur weiteren Entwicklung des Sommers sagen? Wird es oft gewittern, regnen oder werden die nächsten Monate heiß, heiß, heiß?


„Das kann man im Vorfeld nie genau beantworten, weil die Groß- und Grundwetterlage vieles hergibt. Das hat dann hauptsächlich was mit den Positionierungen der Hochs und Tiefs zu tun. Zuletzt hatten wir es mitunter wegen einem Tiefdruckgebiet westlich von Portugal und einem Hochdruckgebiet bei uns so heiß. Ich persönlich schätze die Entwicklung so ein, dass der Sommer auf ganz Deutschland bezogen zu warm ausfällt. Dabei verstärkt sich die Trockenheit regional weiter. Besonders in Ostdeutschland haben wir bereits eine vergleichbare Dürre wie im Sommer 2018. Gewitter wird es häufiger im Alpenraum geben, die aufgrund der gegebenen Energie auch unwetterartig ausfallen können. Ich gehe davon aus, dass der Hochsommer (Mitte Juli bis Mitte August) uns einige warme bis heiße und sonnige Hochdrucktage bringen wird.“

Hier droht ein Gewitter
Dunkle Gewitterwolken türmen sich am Himmel auf.


Wochenblatt: Kann ich meinen Urlaub nach der Prognose planen? Indem ich sage, ach der August wird so verregnet, da fahre ich lieber nach Italien?

Niklas: „Nein, auf gar keinen Fall! Wenn man schon versucht, so weit in die Zukunft zu blicken, dann sollte man nie vergessen, dass es mit einer seriösen Wettervorhersage nichts zu tun hat. Es handelt sich vielmehr um grobe Wahrscheinlichkeiten und Strukturen, die die Wetterlagen an sich hergeben.

Den Urlaub oder sonstige Aktivitäten sollte man keinesfalls auf Basis dieser Langzeitprognosen planen.“


Wochenblatt: Bei den derzeitigen Spritpreisen sind manche vielleicht auch ganz froh, dass sie nicht in den Urlaub fahren müssen, um eine extra Portion Sonne zu bekommen. Aber die Natur findet langanhaltende Trockenheit nicht so prickelnd. Wird das diesen Sommer noch zu einem Problem?

Niklas: „Die Trockenheit ist regional bereits ein großes Problem. Vor allem im Osten haben wir eine extreme Trockenheit und Dürre. Die meisten Seen und Flüsse führen starkes Niedrigwasser. Durch die trockenen Böden, Wiesen und Sträucher entfachen derzeit immer wieder Waldbrände.

Ich gehe davon aus, dass die Trockenheit auf regionaler Ebene Thema bleiben wird. In Richtung Alpenrand, also bei uns, ist die Lage in den Bodenschichten glücklicherweise entspannter.  In Süddeutschland droht bis auf absehbare Zeit keine große Dürre.

Sonnenblume in der Hitze.
Die Sonnenblume würde sich über einen kräftigen Regenguss freuen.


Wochenblatt: Wie entwickeln sich die Sommer insgesamt? Wenn man im Bekanntenkreis nachfragt, haben viele Menschen oft im Kopf, dass der letzte Sommer verregnet war. Stimmt das oder ist das eher eine gefühlte Wahrheit?


Niklas: „Die Sommermonate wurden im letzten Klimazeitraum (1991 bis 2020) tendenziell immer wärmer. Die Hitzesommer 2003 und 2018 kommen einem da direkt in den Kopf. Der letzte Sommer war, obwohl das die wenigsten dachten, ein recht warmer Sommer. Bei uns in Deutschland war es über die Monate Juni, Juli und August rund 1,6 Grad wärmer als üblich. Das lag besonders an den bewölkten Nächten: Nachts konnten die Lufttemperaturen durch die vielen Wolken nicht allzu sehr abkühlen. Das ist in hochdruckgeprägten Sommern teilweise ganz anders, weil die Temperaturen in den Nächten stark auskühlen konnten. Es ist also ein Irrtum zu sagen, dass der vergangene Sommer nur kühl war. Trotzdem: Solch einen unbeständigen Sommer wie 2021 mit ausreichenden Niederschlägen hatten wir schon länger nicht mehr.“

Die Sommerferien dürften warm und sonnig ausfallen.
Die Sommerferien dürften warm und sonnig ausfallen. Perfekte Voraussetzungen für viel Zeit am See.


Wochenblatt: Dein vorläufiges Fazit zum Sommer-Wetter 2022?

„Wenig überraschend rechne ich mit einem insgesamt zu warmen Sommer. Bereits in den Langzeitprognosen erwartete ich in den letzten Monaten einen deutlich beständigeren Sommer mit tendenziell mehr Hochdruck und phasenweise größerer Trockenheit. Dass die Trockenheit im Osten sich erneut so ausbreitet, sollte uns Sorgen machen. Voraussichtlich wird der Sommer im deutschlandweiten Durchschnitt auch zu trocken ausfallen.“

Wochenblatt: Danke für deine Einschätzung Niklas! Wer sich jetzt schon den nächsten Badesee für einen erfrischenden Sprung ins Wasser aussuchen mag, wird hier fündig.