Vogel des Jahrs 2023 Das Braunkehlchen ist am Federsee heimisch

Das Braunkehlchen ist im Sommer am Federsee zu beobachten.
Das Braunkehlchen ist im Sommer am Federsee zu beobachten. (Bild: Frank Derer)

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In Baden-Württemberg ist der kleine Wiesenvogel selten geworden. Die Hälfte von ihnen brütet am Federsee in Bad Buchau, dem mit Abstand bedeutendsten Brutgebiet im Land. Das Braunkehlchen (Saxicola rubetra) hat sich die Krone geholt.

Es löst den Wiedehopf ab. Bei der dritten öffentlichen Wahl des NABU und des bayerischen Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) haben insgesamt 134.819 Menschen mitgemacht. 58.609 Stimmen (43,47 Prozent) entfielen dabei auf das Braunkehlchen, 24.292 (17,99 Prozent) auf den Feldsperling, 22.059 (16,36 Prozent) auf den Neuntöter, 21.062 (15,62 Prozent) auf den Trauerschnäpper und 8.797 (6,53 Prozent) auf das Teichhuhn.

Das Braunkehlchen baut Bodennester

„Auch aus Baden-Württemberg haben viele Menschen abgestimmt und das Braunkehlchen mit zum Sieger gekürt. Damit haben sie eine europaweit stark gefährdete Vogelart gewählt und ihr so die dringend nötige Aufmerksamkeit beschert“, sagt NABU-Vogelexperte Dr. Stefan Bosch. Der kleine Wiesenvogel mit der braun-orange gefärbten Brust und Kehle fühlt sich wohl, wo er ungestört sein Bodennest bauen kann, etwa auf blütenreichen Wiesen und Brachflächen. Dort findet er auch Insekten und Würmer als Nahrung. Die meisten Paare brüten im Nordosten der Republik. Bundesweit singt der kleine Vogel nur noch halb so oft wie in den 1990ern, denn als Insektenfresser, Langstreckenzieher und Feldvogel ist er besonders gefährdet.

Vom Allerweltsvogel zum Aussterbe-Kandidaten

In Baden-Württemberg ist der Wiesenbrüter vom häufigen Allerweltsvogel innerhalb weniger Jahrzehnte zum Aussterbe-Kandidaten geworden. „1950 lebten noch rund 5.000 Brutpaare bei uns, 1970 waren es fast nur noch halb so viele (2.600) und 1990 dann noch etwa 1.500. Innerhalb der letzten 30 Jahre sind 2.400 Brutvögel verschwunden, das ist dramatisch“, so Bosch.

Den Absturz des Bestands zeigt die neueste Rote Liste: Landesweit sind noch 200 bis 320 Paare zu finden, die Hälfte davon brütet am Federsee, weitere Schwerpunkte liegen am Oberrhein, im Südschwarzwald und auf der Schwäbischen Alb. Obwohl die Ursachen und Bedürfnisse bekannt sind, geht der Schwund der Feld- und Wiesenvögel ungebremst weiter“, so Bosch.

Federsee ist wichtigstes Brutgebiet im Land

Das Braunkehlchen ist zwölf bis 14 Zentimeter groß. Sein Lebensraum sind Wiesen, Brachen und Feldränder oder Feuchtwiesen wie am oberschwäbischen Federsee, dem mit Abstand bedeutendsten Brutgebiet im Land. Dort findet es nach seiner Rückkehr aus dem 5.000 Kilometer entfernten Winterquartier südlich der Sahara alles, was nötig ist. Das Feuchtgebiet ist von April bis August Lebensraum für 115 Braunkehlchen-Paare (Stand 2020).

Der „Vogel des Jahres“ wurde in Deutschland erstmals im Jahr 1971 gekürt. Seit 2021 wird er durch eine öffentliche Wahl bestimmt. 1987 trug es in Deutschland schon einmal diesen Titel.

(Quelle: NABU)