Corona stellt Frauenhaus vor doppelte Herausforderung

Unterstützung für den Frauenhausverein: Irmgard Dinkelaker (Bürgerstiftung), Karin Bacher und Juliane Schmieder (Frauenhaus) und Dr. Frank Breinlinger (Bürgerstiftung).
Unterstützung für den Frauenhausverein: Irmgard Dinkelaker (Bürgerstiftung), Karin Bacher und Juliane Schmieder (Frauenhaus) und Dr. Frank Breinlinger (Bürgerstiftung). (Bild: Frauenhaus Tuttlingen)

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Tuttlingen – Die Corona-Krise stellte das Frauenhaus vor unerwartete Auf- und somit auch Ausgaben. Eine Förderung der Bürgerstiftung half dabei, diese zu bewältigen.

Manche Probleme äußern sich erst zeitversetzt. Bei häuslicher Gewalt während des Lockdowns war es nicht anders. „Als alles dicht war, war es auch bei uns ziemlich ruhig“, berichtet Juliane Schmieder, Leiterin des Tuttlinger Frauenhauses. Kaum aber gab es die ersten Lockerungen, ging auch beim Frauenhausverein die Zahl der Beratungen spürbar in die Höhe. Warum der Anstieg mit Verzögerung einsetzte, kann Juliane Schmieder leicht erklären: „Viele Frauen hatten während des Lockdowns nicht einmal die Möglichkeit, ungestört zu telefonieren oder sich mit einer vertrauten Person auszutauschen, manche hatten auch einfach Angst, überhaupt rauszugehen.“ Umso mehr habe sich danach alles entladen, was sich während der März- und Aprilwochen aufgestaut hatte.

Den Frauenhausverein stellte dies vor doppelte Herausforderungen: Zum einen stieg die Zahl der in Not geratenen Frauen und Kinder. Zum anderen stand auch das Frauenhaus jetzt vor der Notwendigkeit, den Betrieb den Bedingungen der Pandemie anzupassen. Konkret hieß dies: Neuankömmlinge sollten erst einmal getrennt untergebracht werden, damit sie nicht möglicherweise die schon im Frauenhaus lebenden Bewohnerinnen mit ihren Kindern infizieren.

Die Lösung fand der Verein in einer separaten Wohnung in einer Kreisgemeinde. Hier können seit Mitte Mai jeweils zwei Frauen mit bis zu fünf Kindern für mehrere Wochen leben, bevor sie dann ins reguläre Frauenhaus umziehen. Neun Frauen und elf Kinder machten von dieser Möglichkeit bereits Gebrauch.

Für den Frauenhausverein bedeutete dies aber auch, dass ungeplante Ausgaben zu stemmen waren. Zwar ist die Miete relativ günstig und wird auch vom Landkreis bezuschusst, eine Erstausstattung aber musste der Verein selbst finanzieren: „Ob Waschmaschine, Betten, Bettwäsche oder Schränke – da kam einiges zusammen, sagt Vorstandsmitglied Karin Bacher.

An der Finanzierung beteiligte sich die Tuttlinger Bürgerstiftung, die den Frauenhausverein im Rahmen ihrer Corona-Sonderförderung unterstützte. „Der Verein leistet eine unwahrscheinlich wichtige Arbeit – das darf nicht am Geld scheitern“, so Stiftungs-Vorsitzender Dr. Frank Breinlinger.

Der Beratungsbedarf im Frauenhaus hat übrigens auch mehrere Monate nach den Corona-Lockerungen nicht nachgelassen. „Rund ein Drittel mehr Anfragen als früher haben wir nach wie vor“, so Juliane Schmieder. Folglich freut sich das Frauenhaus nicht nur über finanzielle Unterstützung, sondern hofft auch auf Verstärkung: „Frauen, die sich hier ehrenamtlich einbringen, sind herzlich willkommen.“