„Chest Pain Unit“: OSK eröffnet Spezialstation für Herzerkrankungen

Sind stolz auf die neue Chest Pain Unit am St. Elisabethen-Klinikum in Ravensburg: Von links nach rechts: Frank Sauter, Leiter der medizinischen und operativen Intensivpflege, Prof. Dr. Florian Seeger, Chefarzt Kardiologie und internistische Intensivmedizin und der Leitende Oberarzt Dr. med. Stephan Dworzak.
Sind stolz auf die neue Chest Pain Unit am St. Elisabethen-Klinikum in Ravensburg: Von links nach rechts: Frank Sauter, Leiter der medizinischen und operativen Intensivpflege, Prof. Dr. Florian Seeger, Chefarzt Kardiologie und internistische Intensivmedizin und der Leitende Oberarzt Dr. med. Stephan Dworzak. (Bild: OSK)

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Auf der neuen Spezialstation am Ravensburger St. Elisabethen-Klinikum wird Herz- und Brustschmerzpatienten noch schneller geholfen

Ravensburg – Die Oberschwabenklinik hat seit Jahresbeginn eine neue Einrichtung, die eine schnellere und gezieltere Hilfe unter anderem bei akuten Herzinfarkten ermöglicht und damit die Sterberate weiter reduzieren soll. In der „Chest Pain Unit“ (CPU, wörtlich: Brustschmerzstation), die eng mit den Intensiv- und Intermediate-Care-Stationen zusammenarbeitet, soll den Patienten im St. Elisabethen-Klinikum in Ravensburg noch schneller und spezifischer geholfen werden.

Ziel ist eine optimale, perfektionierte Versorgung von Patienten mit Brustschmerzen, die häufig an akut lebensbedrohlichen Krankheitsbildern wie Herzinfarkt, Lungenembolie, Angina Pectoris oder Erkrankungen der Hauptschlagader leiden und für die zumeist jede Minute zählt. Durch standardisierte diagnostische Abläufe wird künftig sehr schnell überprüft, ob eine zeitkritische Herzerkrankung ursächlich für die Brustschmerzen ist. Zunächst werden die akuten Beschwerden in der zentralen Notaufnahme gesichtet, danach können die Patienten auf die Chest Pain Unit aufgenommen werden.

In der Ravensburger CPU stehen vier Überwachungsplätze mit Monitorüberwachung zur kontinuierlichen Kontrolle der Atem- und Kreislauffunktion der Patienten zur Verfügung. Die Spezialstation befindet sich in räumlicher Nähe zu den auch fachlich benachbarten Bereichen: zur Intensivstation, zum Herzkatheterlabor sowie zur radiologischen Diagnostik, etwa dem Computertomographen. All das macht eine schnelle und optimale Versorgung der Patienten rund um die Uhr möglich. Unterstützend stehen der Chest Pain Unit bei Bedarf die weiteren Fachabteilungen im St. Elisabethen-Klinikum zur Seite, insbesondere das Gefäßzentrum. Je nach Verlauf können Patienten direkt aus der CPU entlassen werden, bleiben dort zur Behandlung, werden bei schweren Verläufen auf eine Intensiv- oder Intermediate-Care-Station übernommen oder kommen auf eine Normalstation.

„Unser Ziel ist es, die Qualität in der Versorgung von Brustschmerzpatienten noch einmal zu steigern, noch schneller zu diagnostizieren und integrativ und interdisziplinär zu arbeiten. Wir kooperieren eng mit der Notaufnahme, mit der Radiologie, mit der Gefäßchirurgie, aber auch mit allen anderen Abteilungen, je nach Krankheitsbild“, sagt Prof. Dr. Florian Seeger, Chefarzt für Kardiologie und internistische Intensivmedizin am EK. „Die Patienten werden direkt kardiologisch untersucht, wir gewinnen an Qualität und Geschwindigkeit.“

Wichtig ist laut Seeger, dass bereits durch den Rettungsdienst diagnostizierte Myokardinfarkte (sog. ST-Streckenhebungsinfarkt, bei dem ein Herzkranzgefäß verschlossen ist) direkt vom Notarzt ins Herzkatheterlabor gefahren werden. Da es hier auf eine extrem schnelle Versorgung ankomme, dürfe keinerlei Zeit verloren werden.

Prof. Dr. Florian Seeger, Chefarzt Kardiologie und internistische Intensivmedizin am St. Elisabethen-Klinikum in Ravensburg, bei einer Ultraschalluntersuchung in der neuen Chest Pain Unit am EK.
Prof. Dr. Florian Seeger, Chefarzt Kardiologie und internistische Intensivmedizinam St. Elisabethen-Klinikum in Ravensburg, bei einer Ultraschalluntersuchungin der neuen Chest Pain Unit am EK. (Bild: OSK)

Prof. Seeger ist zuversichtlich, dass die Behandlung von Herzinfarkten in der Medizin weiter voranschreitet. „Die Reduktion der Sterberate beim akutem Myokardinfarkt ist eine langjährige Erfolgsgeschichte. Begonnen mit der Intensivüberwachung und Defibrillation ab den 60er-Jahren gefolgt von der Wiederherstellung der Durchblutung mit Medikamenten wie Aspirin, der medikamentösen Herz-schützenden Therapie etwa mittels Betablockern und zuletzt der Reperfusion im Herzkatheterlabor. Durch jeden dieser Meilensteine konnte die Sterblichkeit nach einem Herzinfarkt fast halbiert werden“, erläutert der Chefarzt der Kardiologie.

„Neuere Studien zeigen zudem, dass beim akuten Koronarsyndrom die Sterberate durch Behandlung auf einer CPU ebenfalls reduziert werden kann. Zudem scheint die Zufriedenheit der Patienten und zuweisenden Ärzte hier höher zu sein als bei der Behandlung in einer Notaufnahme.“ Auch die CPU in Ravensburg habe einen sehr guten Start hingelegt und werde von Pflegekräften und Ärzten extrem gut angenommen.

Auch für OSK-Geschäftsführer Prof. Dr. Oliver Adolph ist die neue Station ein großer Gewinn für die Patienten in der Region und auch die Klinik: „Bei akuten Brustschmerzen kann es eine Reihe von Indikationen und Problemstellungen geben“, sagt Adolph. „Die Zahl der interventionspflichtigen Herzinfarkte liegt unter 30 Prozent. Das ist eine relativ geringe Zahl, aber es handelt sich um eine medizinisch und menschlich existenzielle Frage.“

Umso wichtiger sei es, dass man die Beschwerden, die oft diffus sind, so schnell wie möglich standardisiert diagnostisch abkläre via EKG oder Laboruntersuchungen und bei einem kardiologischen Befund sofort Therapien in die Wege leite, etwa den Anschluss an den Herzkatheter, erläutert Adolph. „Gewonnene Zeit ist gewonnene Gesundheit in diesen Fällen, und ich bin froh, dass wir akuten Brustschmerzen künftig in einer Spezialeinheit noch besser begegnen können. Für mich ist eine interdisziplinäre Versorgung nach den neusten Standards entscheidend. Wir haben seit Januar praktisch eine eigene Notaufnahme für Brustschmerzpatienten, und das ist großartig.“

(Pressemitteilung: OSK)