Schluss mit dem Leerstand? Café, Atelier & Seminarräume: So soll das Hoyerbergschlössle künftig genutzt werden

Der Förderverein kämpft um den Erhalt des Hoyerbergschlössles
Das Hoyerbergschlössle soll "ein Ort für alle" werden. (Bild: Wilfried Vögel)

Zwei junge Kulturschaffende haben ein Nutzungskonzept für das leer stehende Hoyerbergschlössle an einem der schönsten Flecken des deutschen Bodenseeufers vorgelegt, das schnell umsetzbare Lösungen verspricht und Resignation und Leerstand beenden will.

Friederike Kaufmann und Gianni Seufert nutzten die Gelegenheit, ein ausgearbeitetes Konzept für die künftige Nutzung des Hoyerbergschlössles unter dem Motto „Das Hoyerbergschlössle wachküssen – ein Ort für alle“ am Tag des offenen Denkmals, am 11. September, vor Ort vorzustellen.

Das seit zehn Jahren verlassene, leerstehende und dem Verfall preisgegebene Hoyerbergschlössle ist vielen eine Herzensangelegenheit. Nachdem alle Versuche der Stadt Lindau, das einmalige Gebäude zu veräußern, scheiterten und die städtische Wohnungsbaugesellschaft GWG auch ein Jahr nach der Beauftragung immer noch kein Nutzungskonzept vorlegen konnte oder wollte, liegt jetzt ein umfangreiches Konzept in Schriftform auf dem Tisch.

Dabei setzen die beiden, nach ihren Angaben, auf die Potentiale vieler, um gemeinsam zu versuchen, unmöglich scheinendes zu vollbringen.

Wie sehr der Zahn der Zeit an diesem Kleinod nagt, verdeutlicht, dass die Stadt Lindau dem Förderverein Hoyerbergschlössle an diesem sonnigen Nachmittag den Zugang zum Gebäude verwehrte. Es bestünde Einsturzgefahr, hieß es von städtischer Seite. Ein Grund mehr für die beiden engagierten kunstbeflissenen Tüftler, dran zu bleiben. Das Studium hat die beiden an den Bodensee gelockt. Und jetzt haben sie ihr Konzept einer breiteren Öffentlichkeit präsentiert.

Neue Wege zur künftigen Nutzung – jeder soll „sein Plätzle“ finden

Sie gehen dabei neue Wege, weg von einer rein gastronomisch orientierten Nutzung, wie sie viele Jahre im Schlössle zu finden war.

Dort, wo die Folgen des langen Leerstandes deutlich sichtbar sind, soll ein lebendiger Ort entstehen, der Lindau, den See und die weite Welt verbinden soll. An diesem Ort soll jeder „sein Plätzle“ finden, ob im inklusiven Café oder auf der wunderschönen, aussichtsreichen Terrasse bei einem Glas Wein oder im Kino in einer lauen Sommernacht. Dabei räumen sie unumwunden ein, dass am Anfang zwar wenig Geld vorhanden, dafür umso mehr Engagement und Unterstützung nötig sei.

Das Konzept sieht diverse Nutzungsmöglichkeiten des alten Schlössle vor.
Das Konzept sieht diverse Nutzungsmöglichkeiten des alten Schlössle vor.
(Bild: Wilfried Vögel)

Umweltschutz & Nachhaltigkeit: Ein Ort, der Lindau gut tut

Es solle ein Ort entstehen, der Lindau gut tue. Jeder Raum im Schlössle solle einzigartig werden und die Handschrift aller Akteure sichtbar machen. Durch Kunst und Kultur wollen sie einen Ort der Begegnung für alle schaffen und auch soziale Angebote schaffen. Dabei sollen Umweltbildung, Klimaschutz und Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle spielen.

Zahlreiche Nutzungsformate sind angedacht

Folgende Veranstaltungsformate sind angedacht: Ein inklusives Café, abwechselnde Kulturprogramme und Ausstellungen, Workshops zu verschiedensten Themen, Kurse für Yoga, Tanz, Musik und vieles mehr, ein Reparatur- und Nähcafé, eine offene Werkstatt, Ateliers, ein offener Gemeinschaftsgarten, Programm für Kinder und Jugendliche, Märkte, Platz für Konferenzen und Tagungen, Raum für Feierlichkeiten wie u.a. Hochzeiten, Geburtstage und viele mehr, sowie historische Führungen.

Das Grundstück befindet sich, allen Lindauerinnen und Lindauern bekannt, innerhalb eines öffentlichen Parks und ist bis heute ein bekanntes und beliebtes Ausflugs- und Aussichtsziel. Der historische Teil des Schlössles steht unter Denkmalschutz.

Hinter den altehrwürdigen Mauern des Hoyerbergschlössle soll bald wieder reges Leben stattfinden.
Hinter den altehrwürdigen Mauern des Hoyerbergschlössle soll bald wieder reges Leben stattfinden.
(Bild: Wilfried Vögel)

Kritik, Diskussion und eine Weiterentwicklung sind erwünscht

Das vorgelegte Konzept versteht sich als „offener Vorschlag“, welcher nach Ansicht der beiden Initiatoren gerne auch kritisch diskutiert und selbstverständlich auch weiterentwickelt werden kann und soll.

Alle vorhandenen Flächen sollen so ausgerichtet werden, dass sie multifunktional genutzt werden können. Das Nutzungskonzept verspricht Nachhaltigkeit, Klimafreundlichkeit und Energieeffizienz.

Alles in allem könnte das Schlössle kreative und produktive Kräfte zusammenführen. Damit könnte eine Inspirationsquelle über die Grenzen der Stadt Lindau hinaus entstehen.

Auch an die Finanzierung hat man gedacht

Auch über eine mögliche Finanzierung hat man sich ausführliche Gedanken gemacht. Als erster Schritt ist an eine sogenannte „Crowdfunding Kampagne“ gedacht. Benefizveranstaltungen und ein „Schlössle-Merchandising“ sollen die nötigen Mittel beschaffen. Langfristige Einnahmequellen sehen die beiden in der Vermietung der verschiedenen Räume und durch Erlöse bei Kulturveranstaltungen und Workshops. Als erstes ist aber vorgesehen, das Hoyerbergschlössle wieder in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken.

Weiter solle sich die Stadt um öffentliche Fördermittel bemühen. Unter dem Motto „Nostalgie trifft Zukunft“ soll jetzt endlich wachgeküsst werden, was zehn Jahre brach lag.

Durchbruch ist in Sicht

Vielleicht gelingt ja jetzt der Durchbruch und es heißt: „Wer nicht im Hoyerbergschlössle war, war nicht in Lindau“.

Weitere Informationen zum Erhalt und dem Nutzungskonzept des Hoyerbergschlössle finden Sie hier.