Butchers Tale: Sagen-Gestalten auf der Suche nach Metzger-Azubis

Butchers Tale: Sagen-Gestalten auf der Suche nach Metzger-Azubis
Fleisch ist Verantwortung: Fantasy-Figuren sollen jungen Leuten das Metzgerhandwerk näher bringen. (Bild: Metzgerhandwerk Bayern)

Lindau – Es war einmal… ein Metzger. Der zog aus, um auf kreative Weise Nachwuchs zu finden. Die bayerische Metzgerinnung geht neue Wege um Auszubildende für ihr Handwerk zu gewinnen. Die Kampagne erregt Aufsehen. Aber bringt sie auch den gewünschten Erfolg?

Lieber Influencer als Fleisch-Flüsterer

Viele Branchen kämpfen um ihren Nachwuchs. Noch vor einigen Jahren gab es zig Bewerber auf eine Lehrstelle als Mechatroniker, Friseur, Elektriker oder Metzger. Da hatten Arbeitgeber noch die Qual der Wahl. Heute ist es andersherum. Da gibt es unzählige freie Lehrstellen aber keine jungen Leute, die sich darauf bewerben. Zu wenig Gehalt, zu unsexy. Zu lange stehen und im Falle des Metzgers auch noch tote Tiere. Nein, danke!

Lars Bubnick ist Geschäftsführer des Landesinnungsverbandes für bayerisches Fleischerhandwerk. Er klagt: „Heute wollen alle Influencer werden. Der Beruf des Metzgers ist nicht mehr attraktiv. Das liegt daran, dass in den Köpfen so viele Vorurteile über den Beruf herumgeistern. Dabei hat sich das Berufsbild in den letzten Jahren krass gewandelt.“

Keulen-Krieger, Beef-Beschwörer und Filet-Fee

Es musste also eine Strategie her, den jungen Leuten das Handwerk des Metzgers und der Fleischereifachverkäuferin wieder „schmackhaft“ zu machen. Beim Skifahren mit seinem kleinen Cousin kam Lars deshalb auf eine Idee. Der Bub ist Fan von Fantasy-Rollenspielen, wie so viele Jugendliche. Und an dem Punkt hat Lars angesetzt.

Den Beef-Beschwörer bewirbt die Metzgerinnung mit geheimnisvoller Umschreibung. Er sei der Hüter der geheimen Rezepturen und Zauberer des wahren Fleischgenusses mit starkem Geist und großem Lernwillen.
Den Beef-Beschwörer bewirbt die Metzgerinnung mit geheimnisvoller Umschreibung. Er sei der Hüter der geheimen Rezepturen und Zauberer des wahren Fleischgenusses mit starkem Geist und großem Lernwillen. (Bild: Metzgerhandwerk Bayern)

Aus dem ersten Impuls entstand eine kreative Kampagne zur Nachwuchsgewinnung. Da geht es nicht mehr um einen hackebeilschwingenden Mann. Sondern es gibt den muskulösen Keulen-Krieger, den Beef-Beschwörer und die Filet-Fee. Die Fantasy-Figuren versuchen auf ihrer Reise mit Vorurteilen aufzuräumen.

Vorurteile vs. Gute Bezahlung und Benefits für Azubis

Die Filetfee zieht auf Azubi-Messen magisch an. Zwar denken die meisten erst einmal, dass es um ein Computerspiel geht und sind dann enttäuscht, wenn sie feststellen, dass Metzger gesucht werden. Aber indem man ins Gespräch kommt, ist der erste Schritt getan. Bubnick freut sich: „Als wir das Metzgerhandwerk vorgestellt haben, fiel nicht selten der Satz „Ja so cool hab ich mir das gar nicht vorgestellt.“ Metzger sind einfach die Rockstars der Ernährungsbranche. Cool, motiviert und alles andere als verstaubt.“

Über so eine Filet-Fee hinter der Theke würden sich wohl viele Kunden freuen.
Über so eine Filet-Fee hinter der Theke würden sich wohl viele Kunden freuen. (Bild: Metzgerhandwerk Bayern)

Ein weiterer Faktor ist natürlich immer wieder das Thema Geld. Da heißt es oft „dort verdienst du nichts.“ – VON WEGEN! Wir werden wohl in diesem Jahr im 1. Ausbildungsjahr mit 1.000 Euro, im 2. Ausbildungsjahr mit 1.100 Euro und im 3. Ausbildungsjahr mit 1.200 Euro im vorderen Bereich der Auszubildendenvergütungen landen. Da müssen wir uns vor niemandem verstecken. Viele Betriebe packen sogar noch was drauf oder geben ein Smartphone oder sogar das Geld für den Führerschein dazu. Also auch hier gilt, dass Klischees aus den Köpfen raus müssen.“

Bringt die Kampagne den gewünschten Nachwuchs?

So klar lasse sich das nicht sagen, meint Bubnick. Doch das Feedback ist positiv und aus manchen Messen ist er schon mit 15 unterschriebenen Praktikumsverträgen gegangen. „Wenn davon nur die Hälfte tatsächlich reinschaut und die Hälfte DAVON eine Ausbildung beginnt, dann war die Kampagne jeden Cent wert.“ In Zeiten wie diesen sicher nicht die schlechteste Entscheidung. Im Gegensatz zum Influencer ist der Metzger zumindest systemrelevant.

Schnuppertage und Praktika auch in Oberschwaben

Praktikum ist ohnehin ein gutes Stichwort. Falls du dir noch nicht ganz sicher bist, ob in dir ein Beef-Beschwörer oder eine Filetfee steckt, kannst du dir das Ganze auch erstmal anschauen. Viele Metzgereien bieten Schnuppertage an. Wie zum Beispiel auch die Metzgerei Kleiber. Die hat Standorte unter anderem in Lindau und Memmingen. Nutze doch die Faschings- oder die Osterferien für einen Test-Tag oder ein Praktikum! Hier werden nämlich sowohl Fleischereifachverkäuferinnen als auch angehende Metzger gesucht. Vielleicht bist du ja der nächste Keulen-Krieger? Oder die bezaubernde Filetfee.

Fachverkäufer Metzgerei Kleiber
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