Bürgermeister gewählt: Weitere acht Jahre für Schafft

Marcus Schafft bei seiner Dankesrede
Marcus Schafft bei seiner Dankesrede (Bild: MK)

Bei der Bürgermeisterwahl in Riedlingen blieb eine Überraschung aus, der alte und neue Bürgermeister heißt Marcus Schafft. Er erreichte rund 67 Prozent der abgegebenen gültigen Stimmen. Für Ralf Kasiske stimmten 25 Prozent, drei Prozent für Rainer Schaaf, Dauerbewerber Speitelsbach erhielt 28 Stimmen (0,8 Prozent). Die restlichen Stimmen waren ungültig (3 Prozent), oder gingen an andere Personen (4,35 Prozent).

Enttäuschend verlief die Wahlbeteiligung. Von 8280 Wahlberechtigten stimmten lediglich 3467 ab. Mit knapp 42 Prozent war dies ein bemerkenswert schlechtes Ergebnis.

Vor dem Rathaus hatten sich Bürger*innen, eine Feuerwehrabordnung, Gemeinderäte, die mit Musikanten aus den Teilorten verstärkte Stadtkapelle, die Bürgerwehr, alle Bürgermeister der Raumschaft, MdL Thomas Dörflinger (CDU), die Ehrenbürger Dr. Wilfried Steuer mit Gattin und Prof. Winfried Assfalg eingefunden.

Josef Martin verkündete als Vorsitzender des Wahlausschusses das Endergebnis
Josef Martin verkündete als Vorsitzender des Wahlausschusses das Endergebnis (Bild: MK)

Sie alle verfolgten die Ergebnis-Grafiken auf den Bildschirmen, bevor der Wahlleiter Josef Martin das vorläufige Wahlergebnis verkündete.

Schafft sieht Ergebnis als Folge einer Gemeinschaftsleistung

Der wiedergewählte Schafft wandte sich in einer kurzen Ansprache, in Dankbarkeit an die Wähler* innen, wobei er eingangs betonte, dass ihm durch das Ergebnis ein Stein vom Herzen gefallen sei. Er führte weiter aus: „Herzlichen Dank für das Vertrauen aller Wählerinnen und Wähler. Die Nähe zu den Bürgern hat mich die letzten 8 Jahre getragen und wird mich auch die kommenden 8 Jahre leiten. Ich sehe das Ergebnis bei aller persönlichen Freude als Folge einer Gemeinschaftsleistung von Familie, Mitarbeiter, Gremien mit Ortsvorstehern und Stadtrat, den Kollegen der Raumschaft, den Vertretern der Kirchen – Vereinen und der Jugend. Ich freue mich unsere Stadt, mit ihren schönen Ortsteilen und die Raumschaft weiter begleiten zu dürfen.“

Auf den Leinwänden konnten die Bürger*innen die Entwicklung des Wahlergebnisses ablesen
Auf den Leinwänden konnten die Bürger*innen die Entwicklung des Wahlergebnisses ablesen (Bild: MK)

Reaktion des Hauptkonkurrenten

Ralf Kasiske, der sich achtbar geschlagen hatte, wird mit seinem Fazit deutlich: „Die letzten Wochen waren für mich sehr aufregend und sind abschließend als positiv zu bewerten. Hiermit möchte ich mich bei allen Wählern bedanken. Ausdrücklich bedanke ich mich für die 841 Stimmen, die ich bekommen habe. Das sind über 10 Prozent der Wahlberechtigten. Ungefähr 60 Prozent der Wahlberechtigten ist es leider völlig egal, was in und um Riedlingen geschieht. Der Amtsinhaber Marcus Schafft erhielt 2248 Stimmen von allen Wahlberechtigten. Dies sind nur 27,15 Prozent.  Darüber sollten sich alle Gedanken machen.“

Kommentar

Es ist Bürgermeisterwahl, aber kaum einer geht hin. So, oder so ähnlich könnte man das Verhalten der Wahlberechtigten bei der Riedlinger Bürgermeisterwahl bewerten. Lag es an den Kandidaten, oder hatten die Riedlinger einfach keinen Bock auf die Wahl. Erfreulich ist, dass sich mit Ralf Kasiske und Rainer Schaaf, wenigstens zwei „Außenseiter“ trauten, gegen den Amtsinhaber in den Ring zu steigen. Das sorgte wenigsten für ein wenig Spannung.

Dass Schafft, der Bürgermeistererfahrung hat, als Favorit in dieses Rennen ging war klar. Trotzdem verkauften sich vor allem Kasiske mehr als respektabel. Ihm gelang es, die eine oder andere Schwäche bei und in der Stadt auf den Punkt zu bringen. Es darf gemutmaßt werden, welches Ergebnis ein erfahrener Verwaltungsfachmann oder gar eine Frau als Herausforderer erzielt hätten.

Fest steht jedenfalls, dass die Strahlkraft von Riedlingen recht übersichtlich ist, denn sonst hätten sich Bewerber gemeldet, die mit ihrer Erfahrung und Ausbildung zu einem noch größeren Prüfstein für Schafft geworden wären.

Der Sieg vom wiedergewählten Amtsinhaber fiel keineswegs glamourös aus.

Vielleicht löst dieses Ergebnis in einer Selbstreflektion einen Weckruf bei Schafft aus. Zulegen könnte er sicher im Umgang mit dem Gemeinderat. Zu viele Räte haben im Streit das Gremium verlassen und immer wieder, wird von ihnen dessen Informationspolitik kritisiert. Zeit wäre es auch, endlich entschlossen die Themen Wirtschaftsförderung, Schaffung von Arbeitsplätzen, Stärkung der Innenstadt energischer anzugehen. Bisher gab es leider viele Worte, Absichtserklärungen, Arbeitskreise und Umfragen, die Erfolge bleiben letztlich aus. Dabei wären sie dringend notwendig, denn Riedlingen braucht Wirtschaftskraft und deren Steuerabgaben, um seine Aufgaben erfüllen zu können.

Alleine auf die Gartenschau im Jahre 2035 zu vertrauen, ist zu wenig. Sie kostet zunächst einmal viel Geld und die Zeit bis dorthin ist auch viel zu lang, um die auf den Nägeln brennenden Probleme vor sich her zu schieben. Die Ergebnisse der Bürgerbefragung waren ja eindeutig genug.

Übrigens: Unsere Demokratie muss bekanntermaßen ja einiges aushalten. Ob aber solche Dauerbewerber wie Speitelsbach dazu gehören, darf mindestens bezweifelt werden. Er will einerseits partout nicht gewählt werden, bewirbt sich aber trotzdem landauf und landab. Dies ist allein schon ein Ärgernis, seine politische Gesinnung erst recht. Die Behörden sollten schnell die Grundlage dafür schaffen, dass solche „Spassvögel“ nicht mehr auf den Wahlzetteln auftauchen.