Brief von Matthias Erzberger im Stadtarchiv

Ein Brief von Matthias Erzberger.
Ein Brief von Matthias Erzberger. (Bild: Michael Tassilo Wild)

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Das Stadtarchiv Bad Waldsee verfügt in seiner Sammlung auch über historische Briefe. Ein Beispiel ist dieser Brief von Matthias Erzberger. Er wurde an einen Waldseer Bürger adressiert, der Erzberger vorwarf, einen „Frieden um jeden Preis“ zu wollen, um den ersten Weltkrieg zu beenden. Matthias Erzberger wurde vor 100 Jahren ermordet.

Matthias Erzberger ist als „Märtyrer der Weimarer Republik“ in die Geschichte eingegangen und war einer der bedeutendsten Politiker Oberschwabens. Ab 1903 saß er für Waldsee, genauer den Wahlkreis Württemberg 16, im deutschen Reichstag. Als Mitglied der katholischen Zentrumspartei war er Experte für Militär, Kolonial- und Finanzpolitik. Innerhalb der Partei war er auch als einer der größten Kritiker der deutschen Kolonialpolitik bekannt. Als Finanzminister führte er schließlich die größte Steuerreform der deutschen Geschichte durch.

Als sich 1918 Minister und Generäle geweigert hatten, nach der Niederlage im ersten Weltkrieg den Waffenstillstand zu unterzeichnen, war es Erzberger, der als neuer Vorsitzender der Waffenstillstandskommission den Vertrag von Compiègne unterschrieb und damit faktisch das massenhafte Töten des ersten Weltkriegs beende. Diese Tat brachte ihm den Hass rechtsextremistischer Kräfte ein, die ihn als einen der „Novemberverbrecher“ sahen, und die im Rahmen der Dolchstoßlegende behaupteten, Erzberger wäre den angeblich siegreichen deutschen Truppen in den Rücken gefallen. Zu diesem Zeitpunkt waren fast 10 Millionen Soldaten gefallen.

Erzberger wurde am 26. August 1921, also vor fast genau 100 Jahren, von Mitgliedern der rechtsextremen Organisation Consul ermordet. Beide Mörder wurden von Adolf Hitler begnadigt.

Er liegt in Biberach begraben.

(Pressemitteilung: Stadt Bad Waldsee)