Bregenzerwälderbahn kann auf eine spannende Geschichte verweisen – Zukunft offen

Die Bregenzerwaldbahn.
Die Bregenzerwaldbahn. (Bild: Wilfried Vögel)

Manche Bewohner des Bregenzerwaldes kamen noch im vorletzten Jahrhundert entweder nie oder höchstens selten aus ihren Dörfern an den Bodensee bzw. in die Landeshauptstadt Bregenz.  Erst der Bau der Wälderbahn brachte einen gewissen Wohnstand in den bis dahin abgelegenen Bregenzerwald. Und er brachte erste Touristen. Später machte der zunehmende Autoverkehr die Bahn immer unrentabler.

Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts war der „Wald“, wie er im Volksmund hieß, nur über Saumpfade erreichbar. Waren, meist Holz, beförderten die Wäldler verlustreich auf der Bregenzerache. Der sich europaweit ausbreitende Bahnverkehr machte den Ruf nach einer Bahntrasse von Bregenz nach Bezau, dem Hauptort des Bregenzerwaldes, immer lauter.

Noch 1871 lehnte eine Mehrheit der Bevölkerung ein bereits sehr detailliert ausgearbeitetes Eisenbahnprojekt wegen Zweifel an der Wirtschaftlichkeit in einer Volksversammlung ab. 1891 stellte dann ein Konsortium einen neuen Antrag. Dieser führte letztendlich im August 1899 mit der Konzession zum Bau und Betrieb der schmalspurigen Lokalbahn von Bregenz nach Bezau.

Baumeister Johann Bertolini übernahm die Leitung für den Bau von Teilstücken wie die Strecke Andelsbuch-Bersbuch sowie einige Brückenbauten. Meist waren es italienische Facharbeiter, die beim Bau Schwerstarbeit leisteten. Arbeiter kamen auch aus Slowenien, Kroatien und Ungarn.    

Die Strecke führte vom Bahnhof der Vorarlberger Landeshauptstadt Bregenz durch das Vorortgebiet Rieden nach Kennelbach. Der Tunnel Rieden besteht heute noch und dient als Geh-/Radweg. Von hier verlief die Trasse 19 Kilometer lang wildromantisch durch das enge Tal der Bregenzer Ach an deren nördlichem (rechtsseitigem) Ufer. Außer der Bahn gab es entlang des Flusses keine andere Verkehrsverbindung. Die hoch oben liegenden Dörfer waren mehrere Kilometer von den Bahnstationen entfernt und teilweise nur über Pfade und Steige angebunden. Zum Anschluss der Gemeinde Buch auf einer westlich der Bregenzerach liegenden Terrasse erbaute man sogar zwei Hängebrücken über den Fluss zu den Bahnhöfen Doren-Sulzberg (heute noch erhalten) und Langen-Buch (nur noch Ruinenreste). Diese Situation (Bahn unten, Ortschaften oben) führten immer wieder zu wirtschaftlichen Schwierigkeiten.

Erst in Egg erreichte die Strecke wieder erschlossenes bewohntes Gebiet und führte über Andelsbuch durch den Bersbucherwald zum Bahnhof Schwarzenberg (heute Beginn der Museumsbahn) und weiter bis Bezau. Von 1910 bis 1914 plante man eine Verlängerung der Bahn bis Schoppernau, konnte sie aber wegen des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges nicht verwirklichen.

Der Bau einer Straßenverbindung und die damit verbundene, bessere Erreichbarkeit der Orte machte der Bahn zu schaffen. Dazu kamen immer wieder Naturereignisse wie Murenabgänge, Hangrutschungen, Lawinen, Felsstürze und Hochwässer. Sie unterbrachen den Betriebsablauf und machten regelmäßig teure Reparaturarbeiten notwendig.

 „Am 21. April 1980 stellte die ÖBB den Zugverkehr wegen der Unterspülung der Rotachbrücke ein. Ab dem 16. Juni wurde der Personen- und Güterverkehr auf der Gesamtstrecke wieder aufgenommen. Außergewöhnlich lang anhaltende Niederschläge in den Sommermonaten verursachten am 3. Juli 1980 bei Streckenkilometer 7,45 eine Hangrutschung. Dadurch war die Strecke zwischen den Bahnhöfen Kennelbach und Egg bis zum 5. Juli unterbrochen. Am 14. Juli ereignete sich bei Kilometer 7,1 wiederum eine Hangrutschung im Ausmaß von rund 6000 Kubikmetern. Zwischen den Bahnhöfen Kennelbach und Egg wurde ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. Mit den Aufräumungsarbeiten im Achtal wurde begonnen. Am 13. August wurden diese Arbeiten jedoch erneut eingestellt, da es an derselben Stelle zu einem Nachrutschen der Erdmassen kam. Damit war das Schicksal der Strecke Kennelbach-Egg besiegelt.“

Im Oktober desselben Jahres wurde dann auch der verbleibende Restbetrieb zwischen Egg und Bezau und 1983 schließlich der restliche Gesamtverkehr von Bregenz nach Kennelbach aufgegeben. Das Ende des Bähnle war besiegelt.

Eine Ermächtigung des Vorarlberger Landesstatthalters brachte am 29. Januar 1985 die offizielle Einstellung der Bahn. Bereits kurz darauf begann man, in einzelnen Abschnitten die ersten Gleise abzutragen.

Zwischen den Orten Egg und Andelsbuch wurde die Bahntrasse nach langem Stillstand 1992 zu einem kombinierten Geh-/Radweg ausgebaut und 2013 bis Doren-Bozenau weitergeführt. Auch die ehemalige Trasse von Bregenz nach Kennelbach ist heute ein beliebter Wander- und Radweg.

Zum Bedauern vieler fehlt jetzt noch der Lückenschluss zwischen Kennelbach und Bozenau. Initiativen, auch dieses Tassenstück als Radweg auszubauen, scheiterten an den hohen Kosten. Heute ist von 50 Millionen Euro die Rede. Zu stark sind die Schäden an Brücken und Tunnels auf dem 14 km langen Teilstück.

Ein Bregenzer Pensionist begann 2010 in Privatinitiative, den stellenweise verschütteten, extrem den Naturgewalten ausgesetzten Abschnitt am Steilufer zwischen Doren und Kennelbach von Steinen, umgestürzten Bäumen und anderen Hindernissen zu befreien, baute Stege und eine Brücke aus alten Schwellen. Da dieser Abschnitt nun gern von Ausflüglern genutzt wird, die verfallenden Tunnel und Kunstbauten aber weiterhin eine Gefahr darstellten, begann man Anfang 2021 mit (aufgrund des mit Fahrzeugen kaum erreichbaren Geländes logistisch sehr aufwendigen) Sicherungsmaßnahmen, um z. B. die Gefahr des Herabstürzens von Felsbrocken aus den Ausmauerungen des Rickenbach- und Rotachtunnels zu bannen. Eine offizielle Freigabe dieses Abschnitts als Wander- bzw. Radweg ist aber dennoch kaum vorstellbar. Von einem Begehen dieses Abschnittes waren die Behörden ausdrücklich.

Auch private Initiativen, die Museumsbahn vom Bahnhof Schwarzenberg über Tunnels nach Dornbirn weiterzuführen sind bislang gescheitert. Das gilt auch für ein Seilbahnprojekt, das vom Bahnhof Schwarzenberg über das Bödele nach Dornbirn geführt werden sollte. Aber in beiden Fällen ist das letzte Wort wohl noch nicht gesprochen. Zu sehr ist das Wälderbähnle in den Köpfen verwurzelt.

Weitere Infos zur Geschichte der Bahn gibt es unter http://www.bregenzerwaldbahn-frueher-heute.at/