Biberacher mit Ukraine-Hilfstransport unterwegs in die polnische Partnerstadt Schweidnitz

Am vergangenen Wochenende wurde ein Hilfstransport nach Schweidnitz, Biberachs polnischer Partnerstadt, auf den Weg gebracht.
Am vergangenen Wochenende wurde ein Hilfstransport nach Schweidnitz, Biberachs polnischer Partnerstadt, auf den Weg gebracht. (Bild: Hans-Bernd Sick)

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Nach einem Spendenaufruf der Stadt Biberach kamen unheimlich viele Sachspenden für die Menschen in der kriegsgebeutelten Ukraine zusammen. Die Sachen wurden jetzt mit einem Hilfstransport an ihr Ziel gebracht. Die Dankbarkeit war überwältigend.

Bewegende Eindrücke und tiefe Dankbarkeit der Schweidnitzer Freunde

Unter der Woche wurden viele Spenden im Feuerwehrhaus abgegeben. Dort wurde für diese Sammelaktion Platz angeboten. Zahlreiche Freiwillige halfen mit, die Sachspenden anzunehmen und in die jeweiligen Boxen zu verteilen. Die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung war überwältigend.

Decken, Schlafsäcke, Isomatten, Luftmatratzen: Im Minutentakt wurde notwendiges Spendenmaterial in die Halle gebracht. Die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung war riesengroß.
Decken, Schlafsäcke, Isomatten, Luftmatratzen: Im Minutentakt wurde notwendiges Spendenmaterial in die Halle gebracht. Die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung war riesengroß. (Bild: Hans-Bernd Sick)

Im Minutentakt brachten Bürgerinnen und Bürger und auch einige Unternehmen frisch gewaschene Decken und Schlafsäcke, Isomatten, Luftmatratzen, Gäste- und Feldbetten, Verbandskästen, Taschenlampen, Batterien, Powerbanks und Konserven. Das Material türmte sich am Freitag in der Halle, während die Feuerwehrleute im Hintergrund bereits den Transport vorbereiteten.

Zahlreiche Freiwillige halfen mit, die Sachspenden anzunehmen und in die jeweiligen Boxen zu verteilen.
Zahlreiche Freiwillige halfen mit, die Sachspenden anzunehmen und in die jeweiligen Boxen zu verteilen. (Bild: Hans-Bernd Sick)

Um 6 Uhr am Samstagmorgen ging es mit zwei Fahrzeugen los, beladen mit 24 Paletten und zwei Rollwagen. Die Zwischenräume vollgestopft mit weiteren Schlafsäcken, Isomatten und Hygieneartikeln. Ohne Stau und Dank den erfahrenen Fahrern der Freiwilligen Feuerwehr ging es gut voran. Je mehr sie sich der polnischen Grenze näherten, desto mehr andere Hilfsfahrzeuge, die an den entsprechenden Plakaten und Aufklebern erkennbar waren, tauchten auf.

Der Biberacher Hilfstransport wurde einmal von einer langen Kolonne von PKWs überholt. Alle mit spanischem Kennzeichnen und den Aufklebern nach, ebenfalls Freiwillige im Einsatz, den Ukrainern zu helfen. Solche Begegnungen schürten das Gefühl der Solidarität mit einem Land, das so brutal überfallen wird.

Tausende Ukrainer in polnischer Stadt Schweidnitz

Der Transport landete sicher in Schweidnitz, der polnischen Partnerstadt Biberachs. In der dortigen Eissporthalle wurden die Sachspenden zwischengelagert. Im Anschluss daran führten Szymon Chojnowski, der Vizepräsident der Stadt Schweidnitz, und Grzegorz Szwegler aus der Stadtverwaltung und Mitglied im dortigen Partnerschaftsverein, die Biberacher Gruppe zu zwei Flüchtlingsunterkünften und informierten über die momentane Situation. Schweidnitz hat rund 60.000 Einwohner, davon rund 5.000 Ukrainer. Eintausend ukrainische Flüchtlinge waren an dem Samstag in der Stadt Schweidnitz registriert. Die reale Zahl dürfte ein Mehrfaches höher sein, da die privat Untergekommenen wohl größtenteils noch nicht registriert sind. Da Schweidnitz früher ein sowjetischer Militärstützpunkt war, in dem viele Ukrainer stationiert waren, vermutet Grzegorz Szwegler, dass es dadurch viele ukrainische Flüchtlinge in die von früher her bekannte Stadt zieht. Die Unterstützung durch die Bevölkerung ist riesengroß, dürfte aber in Bälde an ihre Grenzen stoßen.

Polnische Städte zur Aufnahme ukrainischer Flüchtlinge verpflichtet

Von der Warschauer Regierung wurden Schweidnitz bereits weitere dreihundert Flüchtlinge zugeteilt. Die Kosten für die Flüchtlingshilfe, muss die Stadt bislang alleine stemmen, es gibt derzeit (noch) keine staatlichen Zuschüsse. Die Verabschiedung des entsprechenden Gesetzes in Warschau zieht sich hin… Eine riesige Herausforderung für Biberachs Partnerstadt!

So kommen die Flüchtlinge in Schweidnitz unter

Die erste Unterkunft liegt über der dortigen Freiwilligen Feuerwehr. Auf zwei Stockwerken verteilt wohnten zu diesem Zeitpunkt 22 Personen, es soll auf 40 Personen aufgestockt werden. Noch während des Besuchs der Biberacher Gruppe wurden bereits erste Betten aus der gerade ausgeladenen Hilfslieferung in diese Unterkunft gebracht. Die zweite Unterkunft ist in einer Jugendherberge, etwas außerhalb der Stadt gelegen. Hier sind 49 Personen – 22 Frauen und 27 Kinder – untergebracht. Auch hier wird aufgestockt werden müssen.

Waschmaschine im Dauereinsatz

Ukrainischen Frauen berichteten über ihre anstrengende Flucht; dass sie froh seien, in Schweidnitz so viel Hilfsbereitschaft zu erfahren. Sie waren erfreut zu hören, dass auch aus Biberach Hilfe ankam. Aber ihr Ziel sei, möglichst bald wieder zurück in ihre Heimat zu reisen. Und natürlich ihre Männer wieder zu treffen, ihre Familien in einer friedlichen Ukraine wieder zu vereinen. Aktuell steht in der Jugendherberge nur eine einzige Waschmaschine ohne Trockner zur Verfügung. Bei der Anzahl der oft sehr kleinen Kinder läuft sie ununterbrochen und deckt bei weitem den Bedarf nicht ab. Hier könnte mit den Biberacher Spendengeldern Abhilfe geschaffen werden. Die Flüchtlinge können sich teils ihr Essen selbst kochen mit gespendeten Lebensmitteln, teils wird Essen angeliefert.

Große Dankbarkeit

Vorort wurde, noch bis Sonntagmorgen kurz vor der Abreise, mit den Zuständigen über die konkrete weitere Hilfe aus Biberach gesprochen. Die Dankbarkeit für die Hilfe aus Biberach, für die Unterstützung durch die hiesige Bevölkerung ist überwältigend. Und höchst willkommen, da dringend notwendig. Davon konnten sich die Biberacher ein Bild machen. Das Ausmaß der Dankbarkeit der Ukrainerinnen ist schwer in Worte zu fassen.