Biberach: Kampf dem Hochwasser

Hochwasser, wie hier im Juni am Jordanbad, wird es wohl auch in Zukunft geben. Die Stadt Biberach plant ein Investitionsprogramm, um die Folgen besser aufzufangen.
Hochwasser, wie hier im Juni am Jordanbad, wird es wohl auch in Zukunft geben. Die Stadt Biberach plant ein Investitionsprogramm, um die Folgen besser aufzufangen. (Bild: Stadt Biberach)

Biberach – Biberach rüstet sich für künftige Hochwasser-Ereignisse. Die Stadt plant neue Rückhaltebecken und Überschwemmungsflächen, nimmt aber auch Hausbesitzer in die Pflicht: Sie sollen ihre Immobilien gegen Wasserschäden absichern, betonte Baubürgermeister Christian Kuhlmann bei einem Informationsabend am Dienstag. Die Stadt helfe ihnen dabei.

Der 23. Juni war ein schwarzer Tag für Biberach. Tagelang schon hatte es schon geregnet, die Böden waren aufgeweicht, die Gewässer und die Rückhaltebecken voll. Da brachte am späten Abend eine Schlechtwetterfront weitere Regengüsse mit über 70 Litern pro Quadratmeter binnen nur eineinhalb Stunden.

Das war zu viel: Im ganzen Biberacher Stadtgebiet traten Gewässer über die Ufer, Straßen und Wege wurden überschwemmt oder unterspült, Unterführungen liefen voll, Wasser drückte aus dem Kanalnetz in die Häuser. Die Rettungsdienste kamen nicht mehr hinterher, aus dem Stadtteil Mettenberg wurden allein 70 Wassereinbrüche gemeldet, in Rindenmoos kam nicht mal mehr die Feuerwehr auf den überfluteten Straßen durch.  Das einzig Positive war, wie OB Zeidler tags darauf in einer Pressekonferenz feststellte, dass niemand ernsthaft zu Schaden kam und die Arbeit der Rettungsdienste gut funktionierte.

Die Erkenntnis: Die Stadt will den Hochwasserschutz in den nächsten Jahren stärker voranbringen. Überschwemmungen sind in Biberach eigentlich nicht neu, Baubürgermeister Kuhlmann und Tiefbauamtsleiter Peter Münsch zeigten bei ihrem Online-Vortrag auch ein Schwarzweiß-Foto aus dem Jahr 1926 mit einem Marktplatz unter Wasser. Aber: „Die Ereignisse werden zunehmen“, sagte Münsch mit Verweis auf den Klimawandel. Und Biberach werde sich darauf vorbereiten. Schon vor einigen Jahren wurden einige Hochwasserschutzmaßnahmen begonnen, sie sollen nun ausgeweitet werden.    

Nun muss man sich das nicht so vorstellen wie etwa in einer Stadt wie Köln am Rhein, wo ein großer Fluss seine Umgebung großflächig unter Wasser setzt. Vielmehr gibt es in Biberach über die ganze Stadt verteilt viele gefährdete Stellen. Gewässer wie der Wolfentalbach können bei entsprechendem Regen ohne lange Vorwarnzeit schnell anschwellen. Und es gibt Abwasserkanäle und Rückhaltebecken, die irgendwann das viele Wasser nicht mehr aufnehmen können und überlaufen.

Biberachs Baubürgermeister Kuhlmann ruft die Hausbesitzer auf, für Hochwasserschutz zu sorgen. Die Stadt könne dabei helfen.
Biberachs Baubürgermeister Kuhlmann ruft die Hausbesitzer auf, für Hochwasserschutz zu sorgen. Die Stadt könne dabei helfen. (Bild: Uli Landthaler)

Erster Schritt ist daher die Gefahrenkarte: Die Stadt dokumentiert, welche Gebiete besonders von Überschwemmungen gefährdet sind. Dann werden dort passende Vorsorgemaßnahmen getroffen. Das können neue Rückhaltebecken für Regenwasser sein, neue und größere Abwasserkanäle oder Schutzmauern. Und Überschwemmungsflächen, auf denen sich das Wasser gefahrlos sammeln kann.

In Rindenmoos etwa könnte der Sportplatz für diesen Zweck eingeplant werden. Auch das Entsiegeln von Flächen sei ein wichtiges Thema, deutete Kuhlmann an: Nicht jeder Parkplatz muss asphaltiert werden. Straßen und Wege könnten so angelegt werden, dass das Wasser hier kontrolliert abläuft anstatt in Richtung der Häuser zu fließen.

Denn das wichtigste Ziel sei es, das Wasser von den Häusern fernzuhalten. Dazu müssten aber die Hausbesitzer aktiv werden und sich passende Maßnahmen überlegen: Schutzwände, drucksichere Fenster und Eingangstüren oder eine Geländemodellierung, bei der das Regenwasser in sicherem Abstand vom Haus wegfließt. Und Ventile, die verhindern, dass Wasser aus der Kanalisation in den Keller drückt. Dabei lasse die Stadt die Hausbesitzer nicht alleine: „Wir beraten Sie, Sie können kurzfristig einen Termin mit dem Tiefbauamt vereinbaren, wir kommen auch ins Haus“.

Und es soll auch Geld für die Hausbesitzer geben. Im Herbst werde der Biberacher Gemeinderat über Hochwasserschutzmaßnahmen beraten und auch ein Zuschussprogramm für Hausbesitzer beschließen. Im November soll es einen Info-Abend in der Gigelberghalle geben, wo die Hochwasserschutzmaßnahmen in der Stadt näher vorgestellt werden.