Besonderes Gespür: DRK-Therapiehunde schenken unbeschwerte Momente

Das DRK-Therapiehundeteam Christina Santherr und Kiro bereitet mit seinen Besuchen der Seniorin Margareta Kiekhäfer schöne Momente.
Das DRK-Therapiehundeteam Christina Santherr und Kiro bereitet mit seinen Besuchen der Seniorin Margareta Kiekhäfer schöne Momente. (Bild: DRK BC)

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Bewegungsanreize schaffen, Emotionen erleichtern oder Einsamkeit lindern ­– all das und noch viel mehr ermöglicht die DRK-Therapiehundegruppe.

Der DRK-Kreisverband Biberach hat acht Teams im Einsatz, darunter auch Christina Santherr und den vier Jahre alten Australian Shepherd namens „Kiro“. Bei ihren Besuchen im Charleston Pflegeheim „Haus am Gigelberg“ in Biberach zeigt sich, wie besonders die Beziehung zwischen Tier und Mensch ist.

Sanft weckt der Vierbeiner Margareta Kiekhäfer aus dem Mittagsschlaf. Er stupst sie mit seiner Nase immer wieder vorsichtig an. Als die 97-Jährige die Augen öffnet und erkennt, wer da vor ihr steht, hört sie gar nicht mehr auf zu strahlen. Genau dieser Moment fasziniert Christina Santherr immer wieder aufs Neue. „Tiere können solch starke Emotionen auslösen, was uns als Menschen unmöglich ist“, sagt die 28-Jährige, die auch Mitglied in der DRK-Bereitschaft Biberach ist. „Kiro kommuniziert mit Frau Kiekhäfer auf einer ganz anderen Ebene.“

Seit Sommer 2022 besucht das Duo die hilfebedürftige Seniorin circa alle zwei Wochen. Ein Treffen dauert etwa eine Stunde, je nachdem, wie lange Klientin und Rüde mitmachen. Der Kontakt kam über den Betreuer der Pflegeheimbewohnerin zustande. „Frau Kiekhäfer ist sehr dankbar für die lieben Hundebesuche“, sagt ihr ehrenamtlicher Betreuer Karl-Heinrich Gils. „Sie war selbst 50 Jahre mit Hunden unterwegs. Die Begegnung mit einem Hund öffnet ihr das Herz. Deswegen habe ich mich beim DRK gemeldet und den Hundebesuch arrangiert. Ich bin froh, dass wir ihr damit etwas Schönes ermöglichen können.“ Wie sehr Hunde zu ihrem Leben gehören, verdeutlichen viele Fotos, Stofftiere und Figuren in ihrem Zimmer.

Für die Besuche hat Christina Santherr mehrere Spiele vorbereitet. Unter anderem Kommando-Karten, ein großer Würfel und ein Schnüffelteppich für Kiro sollen die Seniorin zur Aktivität animieren. „Dadurch tut sie spielerisch etwas für ihre Motorik und ihr Gedächtnis“, schildert Christina Santherr. „Kiro ist ein großer Motivator für sie.“ Sobald eine Aufgabe erfolgreich gemeistert ist, greift Margareta Kiekhäfer freudestrahlend in einen Beutel, um Kiro ein Leckerli zu geben.         

Diesmal kommt auch eine selbst gebastelte Kette mit Papprollen zum Einsatz. Darin versteckt die Seniorin Leckerli, die sich Kiro anschließend holen darf. „Wir haben diese Kette gemeinsam bei einem unserer vorherigen Termine gebastelt“, sagt Christina Santherr, die als Lehrerin an einer Gemeinschaftsschule arbeitet. „Ich habe immer einen Plan B, sollte Kiro mal eine längere Pause brauchen oder keine Lust haben.“ Während des Termins verwickelt sie die Seniorin immer wieder in Gespräche; ihre volle Aufmerksamkeit gehört der Klientin.  

Möglich ist das nur, weil Kiro sehr gut erzogen ist. Er weiß genau, was er darf und was eben nicht – eine wichtige Voraussetzung für die Arbeit als DRK-Therapiehund. Hierfür hat das Duo ein Ritual entwickelt: Vor jedem Treffen streift Christina Santherr dem Australian Shepherd das blaue Halstuch der DRK-Therapiehunde über und zeigt ihm mit dem Kommando „Arbeit“ den Einsatz an. „Dann weiß er: Jetzt gilt’s“, sagt die 28-Jährige. „Ich muss mich auf ihn verlassen können und er auf mich.“

Seit 2020 gibt es das Projekt der Therapiehundegruppe beim DRK Biberach. Alle Teams absolvieren einen Lehrgang mit theoretischen und praktischen Unterrichtseinheiten. Dadurch werden sie auf verschiedene Situationen in den sozialen Einrichtungen optimal vorbereitet. Die Ausbildung endet mit der Abschlussprüfung „geprüfter Therapiehund“. Anschließend besuchen die Teams Kindergärten, Seniorenheime, Kliniken und Hospize im Landkreis Biberach. Regelmäßige Treffen ermöglichen über die Ausbildung hinaus einen Erfahrungsaustausch.

In der Ausbildung lernen sie auch, dass es nach jedem Einsatz eine Belohnung zur Teamstärkung geben sollte. „Wir machen immer einen ausgedehnten Spaziergang“, erzählt Christina Santherr. „Kiro kann sich richtig austoben und ich kann neue Kraft tanken.“ Der Spaziergang steht auch nach diesem Besuch bei Margareta Kiekhäfer wieder an. Nach gut einer Stunde ist das Treffen vorbei. Um noch ein paar Minuten mehr mit Kiro verbringen zu können, begleitet die Seniorin die beiden zum Aufzug, obwohl sie schlecht zu Fuß ist. Doch diese Kraftanstrengung nimmt sie aus Liebe zu Kiro gerne auf sich.

(Pressemitteilung: DRK-Kreisverband Biberach)