Jede Wanderung birgt ein gewisses Risiko Bergunfälle verhindern: Mit diesen Tipps wandern Sie sicher

Bergunfälle verhindern: Mit diesen Tipps wandern Sie sicher
Die Alpenvereinskarten helfen auch bei der Orientierung im Gelände. (Bild: DAV/Hans Herbig)

Bergsport ist gesund, faszinierend, aber auch gefährlich. Ein falscher Tritt reicht aus, um in eine missliche Lage zu kommen. Dann ist die Bergwacht gefordert. Was alles in den Rucksack gehört und im Notfall zu tun ist, hat uns Thomas Bucher, Pressesprecher des DAV München, erzählt.

Die Bewegung in der Natur hält fit, fördert das Gemeinschaftsgefühl und schafft bleibende Erlebnisse. Besonders jetzt im Herbst pilgern die Menschen gern und viel in die Berge, um Natur und Bewegung zu genießen. Schnell kann eine anfangs leichte Wanderung aber auch im Dilemma enden. Jetzt gilt es, einen klaren Kopf zu bewahren.

Der alpine Notruf: 112

„Bevor man überhaupt die Wanderschuhe schnürt, sollte man sich über die Tourenplanung Gedanken machen und wissen, dass man selbstverantwortlich unterwegs ist. Die Route muss im Kopf sein. Dann weiß ich im Gelände auch, auf welchen Wegen ich mich befinde, und kann im Notfall eine detaillierte Beschreibung abgeben. Das Gefühl der Freiheit in den Bergen verleitet leider viele Menschen dazu, immer höher und weiter zu wandern. Aber die Berge sind nicht das Tal. Ich kann nicht davon ausgehen, dass ich immer und überall gerettet werden kann. Wenn was passiert, setze ich einfach einen Notruf ab, dann kommt flux die Bergrettung. So einfach ist das nicht immer.“

Die Telefonnummer der Bergrettung sollte jeder Wanderer im Notfall parat haben.
Die Telefonnummer der Bergrettung sollte jeder Wanderer im Notfall parat haben. (Bild: picture alliance / Fotostand | Fotostand / Reiss)

Was ist, wenn das Wetter sich verändert, der Heli nicht so hochsteigen kann, um mich zu finden und keine Bergwacht kommen kann, weil es für die Einsatzkräfte im Moment zu riskant ist? „Viele Menschen sind sich nicht über den Grundsatz der Bergrettung bewusst: „Die eigene Sicherheit der Rettenden geht vor,“ so der Pressesprecher des DAV.

„Warum wir Bergretter nicht unser Leben riskieren“

Beim Einsatz am Hochkalter in den Berchtesgadener Alpen, wo seit dem 17. September ein 24-jähriger Bergsteiger vermisst wird, sind die vielen Hilfskräfte an die Grenzen des Machbaren geraten. Jetzt hat die Bergwacht Bayern auf die vielen lobenden, aber auch kritischen Rückmeldungen zum Risiko, dem sich die Einsatzkräfte aussetzen, auf ihrer Homepage reagiert.

Der Sucheinsatz am Hochkalter hat die Rettungskräfte in puncto Risiko-Management mehr als einmal an die Grenze des Machbaren geführt.
Der Sucheinsatz am Hochkalter hat die Rettungskräfte in puncto Risiko-Management mehr als einmal an die Grenze des Machbaren geführt. (Bild: Bergwacht Ramsau)

So heißt es in Schritt 3 = Grad der Schädigung: Im letzten Schritt wird die Schwere der zu erwartenden Verletzung mit der Eintrittswahrscheinlichkeit in Verbindung gebracht. Ist das Risiko hoch und nicht weiter reduzierbar, die Eintrittswahrscheinlichkeit Fehlerunabhängig und die zu erwartende Schädigung eine schwere Verletzung oder der Tod, so wird der Einsatz auf jeden Fall so lange unterbrochen, bis das Risiko wieder reduziert werden kann (z.B. durch Wetterbesserung).

Der Sucheinsatz am Hochkalter hat uns in puncto Risiko-Management mehr als einmal an die Grenze des Machbaren geführt. Bei akuter Lebensgefahr für den Patienten, ist ein höheres Risiko für die Einsatzkräfte vertretbar, jedoch ist unser Handeln nie unüberlegt oder gar Harakiri. So etwas machen wir in der Bergrettung nicht.

Packliste: Das gehört in den Wander-Rucksack

Um eine Notsituation in den Bergen überbrücken zu können ist es wichtig, einen Rucksack mit einer hilfreichen Grundausstattung dabei zu haben. „Der sollte nicht zu viel wiegen und unnötiger Gruscht hat hier nichts verloren,“ so Bucher. „Wichtig sind: Ein Biwacksack (am besten für 2 Personen, gegenseitig gibt man sich mehr Wärme), ein Handy, eine Pfeife (um auf sich aufmerksam zu machen, wenn das Handy keinen Empfang hat), ein Erste Hilfe Set, eine wasserdichte und atmungsaktive Jacke, ein T-Shirt zum Wechseln (mit einem nassen Shirt kühlt man schnell aus), im Herbst eine wärmende Zwischenjacke, reichlich Flüssigkeit und Essen.“

Ein richtig gefüllter Rucksack ist, neben der passenden Kleidung und den gut sitzenden Bergschuhen, das wichtigste Utensil eines Wanderers.
Ein richtig gefüllter Rucksack ist, neben der passenden Kleidung und den gut sitzenden Bergschuhen, das wichtigste Utensil eines Wanderers. (Bild: Pixabay)

Das hört sich nach viel Schlepperei an? „Biwacksäcke gehen beispielsweise klein zusammen, sind wasserabweisend, innen mit einer Wärme reflektierenden Aluschicht ausgestattet und können lebensrettend sein, wenn man ausharren muss, bis Hilfe kommt. Sie wiegen mittlerweile nur um die 100 Gramm. Ohne diesen wärmenden Schutz bei einer Verletzung ist schnell Schluss mit lustig. Wenn man liegt, kühlt man sehr schnell aus. Es gibt Menschen, die sind schon 100 Meter von einer Hütte entfernt erfroren, weil sie nichts im Gepäck hatten.“

Wie verhalte ich mich im Notfall?

„Der schlimmste Fall bei einer anspruchsvollen Tour ist der, wenn man alleine unterwegs ist. Das ist komplett blöd und sollte unbedingt vermieden werden. Ganz wichtig ist im Notfall auch zu wissen, wie ich vom Handy aus die Koordinaten bestimmen kann. Dass muss zuhause geübt werden, denn in einer Stresssituation klappt das nicht. Die Bergrettung will beim Eingang eines Notrufs einen Fragenkatalog beantwortet haben: Was ist passiert, wo bin ich, wie sieht das Gelände aus, könnte ein Heli landen… Die Position ist mit das Wichtigste. Wenn ich die Bergrettung am Handy habe, erhalte ich weitere Anweisungen. Wird ein Heli mit voller Besatzung hinzugezogen muss ich versuchen, auf mich aufmerksam zu machen. Sein Einsatz kostet schnell mal um die 6.000 EUR.“

Was mache ich, wenn der Worst Case eingetreten ist und das Handy nicht funktioniert?

„Das Wichtigste ist jetzt, Ruhe zu bewahren und bei einer Verletzung nicht in Panik zu geraten. Welche Optionen habe ich? Kann ich von der Stelle nicht weg muss ich schauen, ob es Sichtkontakt zu einer Hütte oder zum Tal gibt. War es eine gut begangene Strecke und ich habe zuvor einige Wanderer getroffen ist die Möglichkeit groß, dass bald jemand vorbeikommt. Wenn nein, muss ich entscheiden, was ich selbst tun kann, um auf mich aufmerksam zu machen. Hier kommt jetzt die Pfeife zum Einsatz. Oder ich gebe mit der Taschenlampe des Handys Lichtzeichen. Das alpine Notsignal: Sechsmal in der Minute ein sichtbares oder hörbares Signal, dann eine Minute Pause und in der nächsten Minute wieder sechs Zeichen.“

Klein, unscheinbar aber sehr wichtig: Eine Signalpfeife kann bei einem Funkloch in den Bergen das Leben retten.
Klein, unscheinbar aber sehr wichtig: Eine Signalpfeife kann bei einem Funkloch in den Bergen das Leben retten. (Bild: picture alliance / Ulrich Baumgarten | Ulrich Baumgarten)

Kostenpunkt: So teuer ist eine Bergrettung

Ohne eine entsprechende Zusatzversicherung kann man auf einer dicken Rechnung sitzenbleiben. Die Krankenkasse übernimmt einen Großteil, für etwaige Restkosten muss man selbst aufkommen. „Wer Mitglied im DAV ist, genießt über die DAV-Mitgliedschaft den Schutz einiger Versicherungen bei Unfällen während alpinistischer Aktivitäten (inkl. Skilauf, Langlauf, Snowboward). Erstattet werden Such-, Bergungs- und Rettungskosten bis 25.000 EUR je Person und Ereignis. Es lohnt sich auf alle Fälle, sich unverbindlich zu informieren.“

Auf der Homepage des DAV München gibt es aktuell tolle Tipps zu verschiedenen Herbst-Touren und hilfreiche Infos. Mehr unter www.alpenverein.de