Beim Kita-Einstieg zählt das System Familie

Angelika Siller ist als pädagogische Fachkraft vom DRK-Kreisverband Ravensburg zuständig beim Bundesprogramm „Kita-Einstieg: Brücken bauen in frühe Bildung“. Bundesweit beteiligen sich 200 Einrichtungen an dem Programm.
Angelika Siller ist als pädagogische Fachkraft vom DRK-Kreisverband Ravensburg zuständig beim Bundesprogramm „Kita-Einstieg: Brücken bauen in frühe Bildung“. Bundesweit beteiligen sich 200 Einrichtungen an dem Programm. (Bild: Deutsches Rotes Kreuz Kreisverband Ravensburg e.V.)

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Ravensburg – Nicht immer ist ein guter Start leicht, meistens aber umso wichtiger: Das gilt auch beim Thema Bildung.

Das Bundesprogramm „Kita-Einstieg: Brücken bauen in frühe Bildung“ will Kindern früh eine langfristige Perspektive für Kindergarten und Schule bieten. Besonders bildungsferne Familien oder Familien mit Migrationshintergrund können profitieren.

Angelika Siller ist als pädagogische Fachkraft im Raum Ravensburg für den DRK-Kreisverband Ravensburg zuständig. Das Programm wurde aktuell um zwei Jahre bis 2022 verlängert. Gut so, findet Siller, denn die Wirkung solcher Projekte ist erst langfristig zu erkennen.

Hintergrund mit vielen Facetten

Die Vesperdose gefüllt mit süßem oder wenig gesundem Essen, das Verhalten außergewöhnlich auffällig: Anzeichen für Erzieherinnen in der Kita, ein Kind und schlussendlich seine Familie genauer in den Blick zu nehmen und womöglich Rat einzuholen. „Ich bin die neutrale Person, sie sich an diesem Punkt einbringen kann“, sagt Angelika Siller, pädagogische Fachkraft im Rahmen des Bundesprogramms.

Ihre Einzelfallhilfe ist individuell für Kinder von null bis sechs Jahre zugeschnitten. Ihre Beratung für die Familie kann umfassend sein: nicht nur zur Ernährung, sondern auch zu Frühförderung, bezüglich Kinderärzten, Förderangeboten, speziellen Schulen oder besonderen Hilfen, wenn Behinderungen drohen. „Wenn es sein muss, helfe ich bei schwierigen Anträgen.“

Etwa die Hälfte der Familien, die sie unterstützt, haben Migrationshintergrund. Hier hilft ihr die Ausbildung zum Coach für Kulturkommunikation. Andere Familien sind von Armut betroffen, unter ihnen auch häufig Alleinerziehende.

Kontaktaufnahme als Türöffner

Der Kontakt zu den Familien kann sich über ihre Kolleginnen und Kollegen von der Flüchtlingshilfe ergeben, die ihre Büros Tür an Tür mit Angelika Siller in der Kuppelnaustraße haben. Die Übersiedlung ihres Büro von der Villa Kunterbunt in der Herrenstraße in Ravensburg sieht sie als Vorteil: „Die Hürde für Familien aus dem Sozialraum ist dadurch niedriger,“ sagt sie.

Für die Kindertageseinrichtung des DRK-Kreisverbandes steht sie aber weiterhin beratend zur Verfügung, ebenso wie für andere Kitas und Familien aus dem städtischen Einzugsgebiet, die sich direkt an sie wenden können.

In engem Austausch ist die Fachfrau mit den anderen drei „Brückenbauerinnen“, die in den Städten Bad Waldsee, Isny, Wangen tätig sind, sowie Melanie Dittus, der verantwortlichen Koordinierungsstelle am Landratsamt Ravensburg.

Wirkung kommt mit Langfristigkeit

Angelika Siller kennt inzwischen manche Familien seit Beginn des Programms im Herbst 2017. Seit Projektstart hat sie 18 Familien mit 25 Kindern begleitet. Ihre Aufgaben sind aber weitaus umfassender.

Sie begleitete zehn Menschen, die pädagogische Ausbildungen machten, sieben Frauen, die sich mit ihrem Lehrerinnenberuf aus ihrem Heimatland für den deutschen Arbeitsmarkt nachqualifizierten. Ein syrischer Lehrer etwa, den sie bei seiner Anpassungsausbildung zum Erzieher begleitete, fungiert ihr inzwischen bei Bedarf als Dolmetscher und sensibilisiert sie zu interkulturellen Themen.

Von Beratung bis Sprachkurs

Mehrere hundert einmalige persönliche Beratungsgespräche kommen hinzu, aber auch die Beratung von Partnern im Netzwerk und von pädagogischen Fachkräften in interkultureller Kompetenz, ein Sprachkurs für Migrantinnen.

Weil persönliche Besuche im privaten Umfeld coronabedingt kaum möglich sind, ist das Mobiltelefon derzeit Angelika Sillers wichtigstes Werkzeug: Unter anderem hält sie mit einem regelmäßigen Newsletter Kontakt zu den Familien. Es gilt die geschaffene Vertrauensbasis langfristig zu erhalten, um möglichst jedem einzelnen Kind einen guten Start auf seinem persönlichen Bildungsweg zu bereiten.

(Pressemitteilung Deutsches Rotes Kreuz Kreisverband Ravensburg e.V.)