Bei Überschwemmungskatastrophen waren alle THW-Ortsverbände im Einsatz

Gefährlich: Die THW-Hilfskräfte konnten nur gesichert in die Flussläufe steigen.
Gefährlich: Die THW-Hilfskräfte konnten nur gesichert in die Flussläufe steigen. (Bild: THW)

Peter Buß (Kommunikation/Öffentlichkeitsarbeit) vom THW-Landesverband blickt auf das Jahr 2021 zurück, das weitestgehend durch katastrophale Überschwemmungen und die Corona-Pandemie bestimmt war. Beispiellos der Einsatz im Ahrtal, dort waren alle 93 THW-Ortsgruppen des Landes im Einsatz.

Einschränkungen durch die Pandemie

Als besondere Herausforderung im Jahr 2021, sah Buß zunächst die Corona-Pandemie: „Besonders im Frühjahr hat diese noch zu zahlreichen Einschränkungen in den Ortsverbänden geführt. Dienste und Ausbildungen konnten oft nicht in voller Mannschaftsstärke stattfinden und nicht alles lässt sich in Online-Ausbildungen darstellen.“ Dank der Impfkampagne seien, so Buß, zu Beginn des Sommers deutliche Erleichterungen feststellbar gewesen. Er betont auch, wie wichtig für die ehrenamtlichen Einsatzkräfte der Umgang mit Technik und Geräten ist.

Größter Einsatz in der THW Geschichte

Kaum war Corona scheinbar im Griff, sorgte das Tief „Bernd“ für Überschwemmungen nicht gekannten Ausmaßes. Die damit verbundenen Anforderungen an das THW bewegen Buß auch heute noch: „Im Sommer hat der Einsatz im Ahrtal alles bestimmt. Es handelte sich für das THW insgesamt und auch für den THW Landesverband Baden-Württemberg um den größten Einsatz in der THW-Geschichte. Alle 93 baden-württembergischen THW-Ortsverbände waren an diesem Einsatz beteiligt, bundesweit alle 668 Ortsverbände.“

Zur Wiederherstellung der Infrastruktur wurden u. a. behelfsmäßige Stromleitungen verlegt.
Zur Wiederherstellung der Infrastruktur wurden u. a. behelfsmäßige Stromleitungen verlegt. (Bild: THW)

Ein besonderer Dank richtet Buß nicht nur an die Einsatzkräfte selbst, sondern auch an ihre Familien und Arbeitgeber, die das Ehrenamt unterstützt haben. Die Dimension des Einsatzes, der die Schlagkräftigkeit der THW-Organisation auf die Probe stellte, bringt er mit eindrucksvollen Zahlen auf den Punkt: „Dieser Einsatz hat deutlich gezeigt, dass wir auf die vielen Tausend ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer angewiesen sind, um solchen Lagen zu begegnen. Aus Baden-Württemberg waren über 2.500 Helferinnen und Helfer, vor allem im Ahrtal im Einsatz und haben mehr als 270.000 Einsatzstunden geleistet.“

Entlastend war, dass der THW-Landesverband im vergangenen Jahr keine größeren Hilfseinsätze im Ausland durchführen musste.

Reihenweise wurden geflutete Kellerräume und Tiefgaragen ausgepumpt.
Reihenweise wurden geflutete Kellerräume und Tiefgaragen ausgepumpt. (Bild: THW)

Erfreuliche Zahl an Neueintritten

Buß betont, dass es von großer Bedeutung sei, dass sich Menschen langfristig im THW engagieren wollen. Er belegt dies anhand der Ausbildungszeiten und Weiterqualifizierung: „Um in den Einsatz gehen zu können, brauchen Helferinnen und Helfer dazu die THW-Grundausbildung, die etwa 120 Ausbildungsstunden umfasst. Für die Arbeit in den Fachgruppen gibt es dann weiterführende Fachausbildungen.“ In diesem Jahr konnte das THW in Baden-Württemberg etwas mehr als 1.000 Neueintritte verzeichnen, rund doppelt so viele wie im Vorjahr.

„Neben der aktuellen Nachwuchswerbekampagne ‚Deine Zeit ist jetzt!‘ ist die Presse-Berichterstattung über Einsätze und Übungen des THW für die Gewinnung von Ehrenamtlichen besonders wichtig,“ so Buß. Er vergisst auch nicht zu erwähnen, dass es beim THW auch Jugendgruppen gibt, in denen Kinder ab 6 Jahren spielerisch an die Arbeit des THW herangeführt werden. Besondere Vorkenntnisse sind, so Buß; für ein Engagement im THW nicht erforderlich: „Ein bisschen Spaß an Technik und Teamwork reicht.“

Beeindruckende Leistungsvielfalt

In jedem THW-Ortsverband gibt es einen Technischen Zug mit einer Bergungsgruppe und mindestens einer weiteren Fachgruppe. Die Bergungsgruppen sind ausgebildet und ausgestattet, um zum Beispiel nach Überschwemmungen oder Stürmen Menschen, Tiere und Sachwerte zu retten oder zu bergen, kleinere Hindernisse und Trümmer zu beseitigen, Keller auszupumpen und allgemeine Unterstützung zu leisten.

Viele Hände braucht es, um die Hochleistungspumpen in Einsatz zu bringen.
Viele Hände braucht es, um die Hochleistungspumpen in Einsatz zu bringen. (Bild: THW)

Für größere Lagen gibt es spezialisierte Einheiten wie die Fachgruppen, Räumen mit schwerem Gerät oder die Fachgruppen Wasserschaden/Pumpen mit Großpumpen mit einer Leistung von bis zu 25.000 Litern/Minute. Andere Fachgruppen stehen bereit, um zum Beispiel Trinkwasser aufzubereiten, Notstrom bereitzustellen oder beschädigte oder zerstörte Infrastruktur instand zu setzen.

Bundesweit verfügt das Technische Hilfswerk über etwa 80.000 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer. In Baden-Württemberg sind in 93 Ortsverbänden etwa 10.500 Ehrenamtliche aktiv. Große Fortschritte gab es, so Buß, bei der Ausstattung: „Überalterte Ausstattung und Fahrzeuge konnten und können ersetzt werden. Um den Herausforderungen des Klimawandels auch in Zukunft zu begegnen, ist es jedoch notwendig, dass die auskömmliche Finanzierung des THW auch in Zukunft gesichert ist. Das THW passt sich dabei ständig neuen Rahmenbedingungen an und optimiert Einsatztaktik, Ausstattung und Ausbildung.“

Logistikzentrum bei Ulm in Betrieb

Im Jahresrückblick verweist Buß auf eine wichtige Zukunftsinvestition des THW-Landesverbandes: „Wichtig war die im Oktober erfolgte Inbetriebnahme des neuen THW-Logistikzentrums in Himmelweiler bei Ulm. Bundesweit hat das THW den Auftrag, vier Logistikzentren einzurichten. Gelagert werden dort dezentral Reserven an Schutzmaterialien, die im Katastrophenfall oder in Notsituationen zeitnah zur Verfügung stehen.“

Für den Aufbau stellte der Deutsche Bundestag bundesweit rund 42 Millionen Euro zur Verfügung. Bei Ulm ist nun seit Ende des Jahres das erste Logistikzentrum betriebsbereit. Es handelt sich dabei um einen angemieteten Interimsstandort, bis zum Bau des endgültigen Logistikzentrums in den nächsten Jahren.