Bauernhaus-Museum soll barriereärmer werden: Neuer Arbeitskreis „Inklusion“ wurde gegründet

Für mehr Barrierearmut und Teilhabe wählt das Team des Bauernhaus-Museums einen partizipativen Weg: Es sucht den direkten Dialog mit Menschen, die mit unterschiedlichen Handicaps leben, und möchte im Miteinander tragfähige, nachhaltige Umsetzungsideen entwickeln.
Für mehr Barrierearmut und Teilhabe wählt das Team des Bauernhaus-Museums einen partizipativen Weg: Es sucht den direkten Dialog mit Menschen, die mit unterschiedlichen Handicaps leben, und möchte im Miteinander tragfähige, nachhaltige Umsetzungsideen entwickeln. (Bild: Bauernhausmuseum/Presse)

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Wolfegg (wb/le) – Zum ersten Mal trafen sich Mitglieder des neuen Arbeitskreises „Inklusion“, den das Museumsteam ins Leben gerufen hat. Mit dabei waren unter anderem Vertreter des Blinden- und Sehbehindertenverbands Baden-Württemberg e.V., des Landesverbands der Gehörlosen Baden-Württemberg e.V., der Integrations-Werkstätten-Oberschwaben gGmbH, der OWB sowie des Kreisseniorenrats Ravensburg e.V.

Gemeinsam wollen sie das Museum, wenn auch nicht gänzlich barrierefrei, so doch zumindest barriereärmer gestalten. Dass das keine leichte Aufgabe ist, dessen sind sich alle Beteiligten gleichermaßen bewusst.

Kreative Lösungen werden gesucht

„Ein Freilichtmuseum, dessen Herzstück die historischen Häuser und ihre Bewohnergeschichte sind, wird nie vollständig barrierefrei sein können, einfach weil in den Zeiten, als die Gebäude gebaut wurden, die Inklusion von Menschen mit Handicap leider noch keine Rolle gespielt hat. Als Museum mit dem Auftrag des ‚Bewahrens‘ sind wir jedoch dem weitestgehenden Erhalt genau dieses historisch gewachsenen Zustands unserer Ausstellungsstücke verpflichtet.“, erklärt Museumsleiterin Tanja Kreutzer. „Das heißt aber nicht, dass wir nicht kreative Lösungen finden müssen und wollen, um das Museum und seine Inhalte im Hier und Heute für Besuchende mit unterschiedlichen Handicaps leichter zugänglich zu machen.“

Viele Mitwirkende engagieren sich

Einen ersten wichtigen Schritt in diese Richtung hat das Team nun getan ­­– und es muss seine Ideen nicht alleine entwickeln: „Wir sind extrem dankbar, dass sich so viele engagierte Mitwirkende gefunden haben, die uns mit ihrer je eigenen Expertise bei der Suche nach Möglichkeiten begleitend und beratend zur Seite stehen wollen!“, so die Museumsleiterin.

Von Anfang an war klar, dass sinnvolle und nachhaltige Arbeit in Richtung barrierearmes Museum nur gelingen kann, wenn auch Betroffene und damit auch deren jeweils spezifische Perspektive frühzeitig eingebunden werden.

Unterstützung von vielen zugesagt

Die wissenschaftliche Mitarbeiterin Christine Brugger hat sich auf die Suche nach möglichen Unterstützern für einen Arbeitskreis „Inklusion“ gemacht.
Die Bereitschaft von Betroffenen aus der Region, sich in den neuen Arbeitskreis aktiv einzubringen, war groß und hat das Team auch überrascht. „Wir haben über verschiedene Kontakte – auch über unsere Kreisbehindertenbeauftragten ­– verschiedene Personen aus den diversen Verbänden kontaktiert und mit ihnen gesprochen, erklärt, was wir vorhaben. Alle waren sofort bereit, uns zu unterstützen und mit uns zusammenzuarbeiten! Das hat uns sehr gefreut.“, sagt die Museumsmitarbeiterin.

Unterschiedliche Erfahrungen helfen

Nach intensiven Vorgesprächen, die – auch coronabedingt zunächst einzeln stattfinden mussten – konnte am vergangenen Dienstag endlich ein erstes Kennenlernen aller Mitglieder des neuen AKs „Inklusion“ im Museum stattfinden. Der Austausch zwischen Menschen mit ganz unterschiedlichen Erfahrungen war für alle Beteiligten sehr bereichernd. „Sich etwa in eine blinde Person hineinzuversetzen, wenn man selbst nicht sehbeeinträchtigt ist, das fällt schwer. Das fiel mir schwer.“, meint Christine Brugger. „Durch den Erfahrungsaustausch aber können wir alle jeweils unseren eigenen Erfahrungshorizont erweitern – lernen die spezifischen Bedürfnisse und Perspektiven des jeweiligen Gegenübers besser kennen und verstehen.“

Das nächste Treffen wurde schon für Mitte/Ende November vereinbart, weitere werden in re)gelmäßigen Abständen im Museum folgen.

(Quelle: Bauernhausmuseum