Frech, verrückt und sooo sympatisch Bauchredner Sebastian Reich und seine vorlaute Amanda

Sebastian Reich und seine Amanda sind immer am Puls der Zeit.
Sebastian Reich und seine Amanda sind immer am Puls der Zeit. (Bild: Alexey Testov)

Sebastian Reich und die kesse Nilpferd-Dame Amanda haben sich seit Jahren einen festen Platz im Herzen der vielen Fans ergattert. Keine Lady flirtet so hingebungsvoll mit dem bayerischen Landesvater Markus Söder bei „Fastnacht in Franken“ wie Amanda. Im Interview plaudert der bekannte Bauchredner und Comedian aus dem Nähkästchen.

Als Team unschlagbar

Seit 2002 steht Sebastian Reich auf der Bühne und begeistert immer wieder aufs Neue das Publikum. Dabei nimmt ihn Amanda selbst gerne mal auf die Schippe und hält den Finger in so manche Wunde. Als Team sind die beiden unschlagbar und auch politisch immer am Puls der Zeit.

Ich habe gelesen, dass Bauchredner eine äußerst flinke Zunge haben müssen, da die Töne ja nicht aus dem Bauch, sondern aus dem Kehlkopf kommen. Wie muss man sich das genau vorstellen?

Der Bauch hat tatsächlich lediglich mit der Atemtechnik zu tun. Das Sprechen an sich passiert mit den Stimmorganen. Kehlkopf, Stimmbänder & Co spielen hierbei eine wichtige Rolle. Es waren 3 Jahre hartes Training für die ersten Worte, fast ein bisschen, wie wenn man das Sprechen neu lernen würde. 

Wie sind Sie zum Bauchreden gekommen und wann haben Sie Ihr Talent und die Liebe dazu entdeckt?

Mein Patenonkel stand 30 Jahre lang als Bauchredner auf der Bühne und hat mir zu meinem 4. Geburtstag ein Zauberkunststück geschenkt. Mit sechs Jahren stand ich dann zum ersten Mal gemeinsam mit meinem Onkel auf der Bühne: Er als Bauchredner, ich als „Zauberlehrling“. Ab dem Moment war die Bühne meine Welt. Das Bauchreden hat mich bei ihm immer fasziniert, so dass es dann mein großer Traum war, dies auch mal zu machen.

Jeder kann anscheinend das Bauchreden erlernen. Geht das auch ohne ein gewisses Talent und was würden Sie einem Anfänger für Tipps mit auf den Weg geben?

Ich vergleich das gerne mit dem Profifußballer. Fußball spielen kann man auch „lernen“. Es gehören aber auch eine gewisse Portion Talent, Leidenschaft und Herzblut dazu. So ist es auch mit dem Bauchreden. Anatomisch gesehen kann es jeder lernen, es ist kein Geburtsfehler, was hier und da schon mal gefragt wurde (lacht).

Amanda lästert gerne über das Gewicht von Ihnen, obwohl die Dame selbst ein paar Pfunde zu viel auf den Rippen hat. Ist das ein wunder Punkt bei Ihnen? 

Nein! Ich kann mit meinem Gewicht umgehen und Amanda ist da ein perfektes Gegenstück dazu. Mich begleiten ein paar Pfunde mehr schon viele Jahre, mal mehr, mal weniger. Ich bin ein Genussmensch und stehe dazu. Auch wenn aktuell das ein oder andere Corona-Pfund glücklicherweise trotz Genuss wieder purzelt.

Ihre Stimme ist Ihr Kapital. Sind Sie da in der Freizeit nicht eingeschränkt, sich bloß keine Erkältung einzufangen?

Einschränken tue ich mich deswegen nicht. Aber das Augenmerk liegt schon darauf, im Winter stets einen Schal zu tragen und im Sommer immer darauf zu achten, dass die Klimaanlage im Auto mir nicht den Rest gibt.

Haben Sie ein Ritual, wie Sie Stimmbänder und Stimme täglich oder vor Auftritten pflegen?

Das gibt es tatsächlich: 30 Minuten vor der Show koche ich mir eine Tasse heißes Wasser mit Fenchel-Honig-Sirup, ein bisschen Meerwasser-Nasenspray in die Nase und eine Lutschpastille mit Kräutern, die den Rachen „putzen“. Für die Stimmbänder gibt es zudem noch ein paar Übungen kurz vor dem Gang auf die Bühne.

Kommen die treffsicheren Pointen aus Ihrer Feder?

Alle meine Programme, bzw. die Ideen stammen aus meiner Feder. Alles andere wäre für mich undenkbar. Es beginnt meistens mit einer verrückten Idee, welche sich dann Stück für Stück entwickelt. Viele Dinge sind aus dem alltäglichen Leben, lustige Situationen, die man zu Gags umgestalten kann. Und in jedem Programm steckt inhaltlich somit auch immer etwas Sebastian Reich mit drin. Bei dem letzten und auch dem aktuellen Programm habe ich mit einem Regisseur zusammengearbeitet, der dann der Show noch den letzten Schliff gegeben hat.

Werden Sie auf der Straße nach dem aktuellen Wohlbefinden von Miss Amanda gefragt und gibt’s öfters Geschenke?

Tatsächlich wird sehr oft nach Amanda gefragt. Egal ob beim Einkaufen, auf der Straße oder in der Sauna. Ich habe mich aber längst daran gewöhnt und finde die Gespräche sogar immer recht lustig. Geschenke und Fanpost bekommt Amanda tatsächlich sehr regelmäßig. Da ist auch schon mal Schokolade dabei. Die wiederum isst Amanda nicht persönlich, wobei wir wieder bei der Frage mit dem Gewicht wären. Ein Teufelskreis (lacht).

Wenn wir schon bei Amanda sind. Wie sind Sie gerade auf eine Nilpferddame gekommen?

Ich habe tatsächlich nach einem passenden Gegenstück zu mir gesucht, bzw. nach einer Bühnenpartnerin, mit der ich mich identifizieren kann. Es geht ja doch hier und da mal wieder in den Programmen auch ums Gewicht. Und da kann man sich herrlich mit einem Nilpferd die Bälle zuwerfen. Zudem ist Amanda die wohl charmanteste und ungefährlichste Nilpferddame der Welt. Nilpferde in freier Wildbahn gehören tatsächlich zu den gefährlichsten Tieren.

Geste und Mimik von Amanda und Ihnen selbst passen immer zu 100 Prozent zur Stimme. Ist dieses exakte Umsetzen nicht sehr schwierig?

Das ist tatsächlich mittlerweile ein gewisser Automatismus. Sobald ich die Bühne betrete, erwecke ich Amanda zum Leben und dann lebt sich auch für mich. Das ist in den all den Jahren in Fleisch und Blut übergegangen. Wobei es auch mal einen unkonzentrierten Moment gibt, was dann wiederum zu herrlich skurrilen Situationen fürs Publikum führt.

Neigen Sie privat nicht auch öfters dazu, die Menschen durch Ihre Fähigkeit auf den Arm zu nehmen?

Abseits der Bühne habe ich das Bauchreden noch nicht wirklich verwendet, um andere Menschen auf den Arm zu nehmen. Wobei es schon Situationen gibt, in der man gerne mal eine Stimme von oben aus dem Nichts hören könnte. Das wäre mit Sicherheit lustig, aber da bin ich konsequent.

Bei „Fastnacht in Franken“ sind Sie ein absolutes Highlight. Das Publikum wartet gespannt, was für Schmeicheleinheiten und Sticheleien Amanda wieder für Markus Söder parat hat. Sind sie da nicht manchmal aufgeregt vor seiner Reaktion?

Die Nummer für „Fastnacht in Franken“ zu proben ist das eine, wenn dann aber die originalen Politiker im Publikum sitzen, ist es eine ganz andere Welt. Meistens schaue ich mir erst im Nachhinein die Sendung an und merke dann erst so richtig die Reaktionen. Auf der Bühne ist man im „Live-Moment“ zu sehr konzentriert. In diesem Jahr war ich tatsächlich aufgeregt, weil Amanda ja doch etwas schärfere Worte in Sachen Corona-Politik für die Kultur angesprochen hat. Da ist es dem einen oder anderen dann doch nicht zum Lachen zumute gewesen. Was wiederum dafür spricht, dass die Message angekommen ist.

Müssen Sie das Bauchreden regelmäßig „trainieren“ oder ist das wie beim Fahrradfahren – wenn man es einmal kann, dann für immer?

Das Bauchreden an sich muss ich nicht mehr täglich trainieren. Da wir jede Woche mindestens dreimal auf der Bühne stehen, ist das mein bestes Training. Trainieren muss ich aber, wenn es neue Figuren gibt, neue Stimmen, Stimmlagen oder auch neue Lieder, wie jetzt im aktuellen Programm „Verrückte Zeit!“, wo u.a. unser Glücksschwein einen Song rappt.

Wie groß ich die Gefahr, sich beim regen Austausch mit Amanda zu verhaspeln und die Stimmen zu vertauschen?

Auch diese Situation hat es schon gegeben. Mal fängt man sich dann ganz schnell wieder, mal wird daraus dann eine eigene Nummer. Ich hatte mal eine Show, wo sowohl das Publikum, als auch ich 5 Minuten lang Tränen in den Augen vor Lachen hatten, weil Amanda und ich uns dann hochgeschaukelt haben, wer jetzt etwas falsch gemacht hat. Und spätestens jetzt bei meiner Aussage merke ich selbst wieder, dass Amanda gerne mal ein Eigenleben entwickelt, so verrückt sich das anhören mag (schmunzelt).

Aktuell sind Sie mit Ihrem neuen Programm „Verrückte Zeit“ unterwegs. Auf was dürfen sich die Zuschauer freuen?

Unser neues Programm ist wieder ein Spaß für die ganze Familie. Das ist das Schöne, wenn wir auf Tour sind. Im Publikum finden sich Familien mit Kindern neben Rentnern, Studenten oder Paaren. Für jeden ist was dabei. Natürlich ist und bleibt Amanda der Star, aber wir haben auch eine ordnungsliebende Elefantendame auf der Bühne, einen Pinguin im Duett und unser Marzipanschwein „PigNic“ gibt’s in einer ganz neuen Rolle plus viele Überraschungen.

Technisch haben wir erstmals eine Möglichkeit geschaffen, Amanda mal ganz privat zu erleben. Und dann holen wir noch einen echten Fernsehklassiker auf die Bühne zurück. Diese Nummer hat sich mittlerweile zu einem Highlight entwickelt, was auch für mich immer wieder neu und spannend ist, weil viel improvisiert wird in diesem Part der Show. Und wenn dann die Leute mit einem Lachmuskelkater nach Hause gehen, haben wir unser Ziel erreicht!