Bock auf Bau Bauboom, Bier und goldener Boden: Darum sind Handwerker gerade so begehrt wie nie

Bauboom, Bier und goldener Boden: Darum sind Handwerker gerade so begehrt wie nie
Handwerker sind dank Bauboom heiß begehrt. Firmen und Häuslebauer buhlen um qualifiziertes Fachpersonal. (Bild: pexels /Antoni Shkraba)

Oben ohne Bierchen zischen, während die Maurerkelle in der Sonne glänzt. So stellen sich viele Menschen immer noch die Arbeit eines Handwerkers vor. Dass sie mit diesem Bild aber voll daneben liegen, welche Verdienstmöglichkeiten man als Handwerker hat und was auf der Baustelle wirklich gebraucht wird, lesen Sie hier.

Maurer, Dachdecker, Fliesenleger, Maler, Sanitärinstallateur, Elektriker, Zimmerer… Es gibt unfassbar viele handwerkliche Berufe, die unmittelbar mit Bau zu tun haben. Und all diese Gewerke sind – nicht nur von Häuslebauern – seit Jahren heiß begehrt. Wer nach wochen- oder auch monatelanger Wartezeit endlich den Handwerker ins Haus bekommen hat, überschüttet ihn mit Aufmerksamkeiten. Kaffee, Leberkäs-Wecken, Bier? Alles kein Problem. Besorgt der Hausherr (oder die Hausherrin) meist ungefragt. Aus purer Dankbarkeit darüber, dass nun jemand da ist, der hilft.

Inzwischen gibt es in vielen traditionellen Handwerksberufen jede Menge Equipment, das die Arbeit erleichtern soll. Die Maler hier sind bestens ausgerüstet.
Inzwischen gibt es in vielen traditionellen Handwerksberufen jede Menge Equipment, das die Arbeit erleichtern soll. Die Maler hier sind bestens ausgerüstet. (Bild: pexels / Antoni Shkraba)

Doch braucht es den Kasten Bier auf der Baustelle wirklich?

Offiziell ist Alkohol während der Arbeitszeit verboten. Auch bei Handwerkern. Beziehungsweise VOR ALLEM bei Handwerkern. Denn wer mit schwerem Gerät zu Gange ist, extrem schwer hebt oder auf Dächern herum kraxelt, braucht vor allem eines: höchste Konzentration. Und die allermeisten Menschen in diesen Jobs achten darauf, sich diese auch zu bewahren. Deshalb gilt das Bier zur Bestechung von Handwerkern als längst überholt. Viel lieber gesehen sind ein Kühlschrank voller Getränke (gern auch mit Energy- und Softdrinks), eine Kaffeemaschine und vielleicht noch Snacks. Ein Teller belegter Semmeln, Hot Dogs und / oder Kekse erfreuen sich oft großer Beliebtheit. Mit diesem Rundum-sorglos-Verpflegungsprogramm haben Handwerker anderen Branchen gegenüber schon mal ein großes Plus. Denn Sachbearbeiter, Lehrer oder Ärzte dürfen sich oft mit hängendem Magen bis zur nächsten Pause quälen.

Das Bild der bierbäuchigen, Gerstensaft trinkenden Bauarbeiter, ist ein Klischee, das langsam aus den Köpfen verschwinden muss.
Das Bild der bierbäuchigen, Gerstensaft trinkenden Bauarbeiter, ist ein Klischee, das langsam aus den Köpfen verschwinden muss. (Bild: pixabay)

Begehrte Handwerker: In Privathaushalten UND bei Arbeitgebern

Überhaupt ist das Hofiert-Werden von Fachpersonal auf dem Bau eine sehr angenehme Angelegenheit. Nicht nur die Wertschätzung der Bevölkerung steigt. Sondern auch die der Arbeitgeber. Viele Firmen suchen europaweit händeringend nach Fachpersonal. Der anhaltende Bauboom scheint in absehbarer Zeit nicht abzuebben. Doch es fehlt an allen Ecken und Enden an qualifiziertem Personal, das all die geplanten Gebäude auch fertigstellen kann. Handwerker haben derzeit den Luxus, sich ihren Arbeitgeber aussuchen zu können. Und gerade hier in Süddeutschland werden sie für ihre Arbeit auch gut bezahlt.

Während es noch vor ein paar Jahren so gut wie keine Frauen im Handwerk gab, sind die Ladys jetzt in vielen handwerklichen Berufen auf dem Vormarsch. Und ihre Fähigkeiten werden hoch geschätzt.
Während es noch vor ein paar Jahren so gut wie keine Frauen im Handwerk gab, sind die Ladys jetzt in vielen handwerklichen Berufen auf dem Vormarsch. Und ihre Fähigkeiten werden hoch geschätzt. (Bild: pexels)

Verdienstmöglichkeiten im Handwerk und der Baubranche

Denn regional variiert das Gehalt von Handwerkern stark. Und hier in Baden-Württemberg ist es im bundesdeutschen Vergleich oft am höchsten. Nehmen wir zum Beispiel den Beruf des Elektrikers. Während er (oder sie) bei uns rund 38.000 Euro im Jahr nach Hause bringt, sind es in Thüringen fast 10.000 Euro weniger. Überhaupt lässt sich am Gehalt viel schrauben. Handwerker, die den Meister machen, dürfen mit mehrere Tausend Euro pro Jahr mehr rechnen, im Vergleich zu den Kollegen ohne Meistertitel. Wer sich dann eines Tages noch selbstständig machen sollte mit seiner eigenen Firma, sollte bei vollen Auftragsbüchern keine Geldsorgen mehr haben. Vorausgesetzt natürlich, er (oder sie) führt den Betrieb ordentlich. Aber das setzen wir einfach mal voraus. Es gibt zwei Vorurteile zum Verdienst von Handwerkern. Während die einen glauben, dass Handwerker bettelarm sind, denken die anderen, dass sie die Fachleute auf dem Bau eine goldene Nase verdienen. Doch schaut man sich die Rechnung genau an, wird oft sichtbar, WORAN der derzeit hohe Endpreis liegt. Das sind nämlich vor allem gestiegene Materialkosten. Wobei. Wenn die Meisterstunde bei 65 Euro liegt, zwei Meister für das Projekt kommen, die dann zwei Wochen an – sagen wir mal der Dachdämmung – arbeiten, dann kommt am Ende ein stolzes Sümmchen von 10.400 Euro zusammen. Reine Arbeitsleistung. Da stehen andere Branchen deutlich schlechter da.

Der Beruf des Maurers gehört zu den bestbezahltesten Jobs für Handwerker auf dem Bau.
Der Beruf des Maurers gehört zu den bestbezahltesten Jobs für Handwerker auf dem Bau. (Bild: pexels / Rodolfo Quirós)

Über das Glück, mit eigenen Händen etwas zu erschaffen, das bleibt

Wer sich jetzt immer noch fragt, ob man sein Glück wirklich im Handwerk findet oder ob es nicht doch netter wäre, einen eventuell doch leichteren Bürojob zu machen, der könnte auf seine Pro-Liste fürs Handwerk noch die Befriedigung am Ende des Tages schreiben. Denn wer auf einer Baustelle schafft, sieht am Ende des Tages, was er GEschafft oder sogar ERschaffen hat. Überhaupt VERschafft einem die körperliche Arbeit eine ganz andere Art der Auslastung als eine rein geistige Tätigkeit. Und da sind wir auch schon wieder bei einem wichtigen Punkt. Das Vorurteil, des tumben Handwerkers, der einfach nur Tätigkeiten nach Schema F ausführt, ist absolut falsch. Im Handwerk und auf der Baustelle braucht es so oft kreative Lösungsansätze, eigenen Stil und frische Ideen – so kommen Kopf UND Körper auf ihre Kosten.

Handwerk erfordert immer auch Kreativität und Planung. Das Vorurteil des tumben Arbeiters ist absolut falsch.
Handwerk erfordert immer auch Kreativität und Planung. Das Vorurteil des tumben Arbeiters ist absolut falsch. (Bild: pexels / Ivan Samkov)

„Auf dem Bau machst du dich kaputt!“ Stimmt das?

Apropos Körper: Je nach Gewerk ist der Job im Handwerk tatsächlich eine körperliche Herausforderung. Mit den Jahren kamen aber immer mehr Maschinen, die die Arbeit erheblich erleichtern. In kommender Zeit wird es sicher weitere Gerätschaften geben, die einem das Leben auf dem Bau erleichtern. Zudem fördern viele Handwerkskammern Fitnessprogramme zur Gesunderhaltung des Rückens. Außerdem sind die meisten Handwerker, im Gegensatz zu vielen „Schreibtischtätern“ schon von Berufswegen fitter, haben einen höheren Kalorienverbrauch und können entsprechend öfter in die Leberkässemmel beißen als andere.

In dem Sinne: Frohes Schaffen!