Historisches Gebäude auf der Insel Bahn saniert Lindauer Inselbahnhof

Das einst imposante Gebäude ist deutlich in die Jahre gekommen. Doch der Inselbahnhof soll bald in neuem Glanz erstrahlen.
Das einst imposante Gebäude ist deutlich in die Jahre gekommen. Doch der Inselbahnhof soll bald in neuem Glanz erstrahlen. Foto: Wilfried Vögel

Der Dornröschenschlaf des alten Inselbahnhofes dauert jetzt schon viele Jahre. Klemmende Türen, veraltete Toilettenanlagen, alles ein bisschen schmuddelig. Das soll sich ändern. Die DB plant eine umfangreiche Sanierung und teilweise auch Neunutzung des denkmalgeschützten Gebäudes.

Der Inselbahnhof war 1921/22 von der Deutschen Reichsbahn errichtet worden. Es folgte dem 1854 von der Königlich Bayerischen Staatseisenbahn gebauten, ersten Bahnhofsgebäude. War vor Jahren seitens der DB noch von einem Verkauf die Rede, geht es jetzt um Sanierung und Neugestaltung bzw. -nutzung. Der Bahnhof soll aber auf jeden Fall in seiner Funktion erhalten werden.

1994 waren die glorreichen Zeiten des Inselbahnhofes vorbei

1994, mit der Umwandlung der Deutschen Bundesbahn in die Deutsche Bahn AG, verließ ein Großteil der Verwaltung den Bahnhof. Für den langjährigen Bahnhofsvorsteher, Karl Oberdorfer, der in den Ruhestand trat, gab es keinen Nachfolger mehr. Rund 200 Beamte, Angestellte und Arbeiter  mussten umziehen.

Sieger von Bern trafen in Lindau am Inselbahnhof ein

1954 machte noch die siegreiche deutsche Fußballnationalmannschaft auf der Rückfahrt von Bern im Inselbahnhof halt, von einer jubelnden Menschenmenge begrüßt.

Der Weltmeisterzug - hier im Bahnhof von Mannheim - machte nach dem Sieg der Deutschen Elf auch am Inselbahnhof Halt.Bild: Wikipedia / Florian K. - de.worldcupwiki.org
Der Weltmeisterzug – hier im Bahnhof von Mannheim – machte nach dem Sieg der Deutschen Elf auch am Inselbahnhof Halt.
Bild: Wikipedia / Florian K. – de.worldcupwiki.org

Vorbei sind aber längst die Zeiten, als der Inselbahnhof, damals noch Hauptbahnhof genannt, ein wichtiger Stützpunkt der Bahn mit Ausbesserungswerk, Drehscheibe, Lokschuppen und sogar einer eigenen Kantine war. Vorbei die Zeiten, als es von Lindau aus noch Direktverbindungen nach Genf, Paris, Freiburg oder Kiel gab.

Bahn und Verkehrsminister wollten den Inselbahnhof aufgeben

1997 wurde seitens der Bahn und des Verkehrsministers, damals Otto Wiesheu, die Forderung laut, den Bahnhof ganz aufzugeben und aufs Festland nach Reutin zu verlegen.

Das hätte das vollständige Aus des wunderschönen Jugendstil-Bauwerks bedeutet, das allerdings zwischenzeitlich als Gebäude unter Denkmalschutz steht.

20 Jahre lang wurde geplant, diskutiert, ja sogar gestritten. Im Zuge eines Bürgerentscheides fand die sogenannte „Zweibahnhofslösung“ 2014 eine Mehrheit in der Lindauer Bürgerschaft.

Teile des historischen Gebäudes stehen unter Denkmalschutz. Das bedeutet in Sachen Sanierung mehr Planung und unter Umständen auch einen höheren Aufwand. Bild: Wilfried Vögel
Teile des historischen Gebäudes stehen unter Denkmalschutz. Das bedeutet in Sachen Sanierung mehr Planung und unter Umständen auch einen höheren Aufwand. Bild: Wilfried Vögel

Fahrgastaufkommen im Inselbahnhof ist nach wie vor hoch

Im Zuge der Elektrifizierung der Bahnstrecke zwischen Lindau und (Geltendorf) München verlor der Inselbahnhof allerdings den Fernverkehr komplett. Diese Züge, insbesondere der EC von München nach Zürich und zurück, halten seit der Fertigstellung des Fernbahnhaltes in Reutin nur noch dort. Auf die Insel fahren seither nur noch Regionalzüge. Allerdings ist die Anzahl der Fahrgäste, die auf der Insel ein-, um- bzw. aussteigen noch deutlich höher als in Reutin.

In der Bahnhofshalle auf der Lindauer Insel herrscht nach wie vor ein hohes Fahrgastaufkommen.Bild: Wilfried Vögel
In der Bahnhofshalle auf der Lindauer Insel herrscht nach wie vor ein hohes Fahrgastaufkommen.
Bild: Wilfried Vögel

Keine Verkaufsabsichten mehr – Bus, Bahn und Schiff in der „goldenen Mitte“

Hatte die Bahn ursprünglich geplant, den Inselbahnhof an Investoren zu veräußern, hat sich das Blatt seit ungefähr drei Jahren um 180 Grad gewendet.

Jetzt bekundet die Bahn, den historischen Inselbahnhof wieder zu neuem Glanz zu verhelfen und zu neuem Leben zu erwecken. Man hat erkannt, dass die geniale Verbindung von Bahn, Bus und Schiff auf engstem Raum unschätzbare Vorteile bringt. Von der „goldenen Mitte“ ist seitens der Bahn-Vertreter die Rede.

Das wurde auch bei einem Pressegespräch mit hochrangigen Bahnvertretern deutlich. Der Bahnsprecher für Großprojekte in Bayern, Anton Knapp, begrüßte Melanie Kuchenbecker, Leiterin des Bahnhofsmanagements Augsburg, Julia Harrandt, Projektentwicklerin der DB Station & Service AG aus Berlin sowie Michael Willumat, Leiter der Abteilung Vermietung im Bereich der Regionalbahn Süd.

Denkmalgeschützt Sanierung als historische Aufgabe

Frau Harrandt stellte die verschiedenen Sanierungsthemen vor:  Dazu gehörten rund 700 denkmalgeschützte Fenster im Gebäude (zumeist noch Maßanfertigungen  im Originalzustand), die denkmalgerechte Sanierung der Gebäudehülle in Abstimmung mit den Denkmalschutzbehörden, ein sogenannten „bauhistorisches Dokument“ (als Grundlage für die Planungen und die verschiedenen Nutzungskonzepte), die technische Gebäudeausrüstung (hier geht es u.a. um eine blubbernde, alles andere als zeitgemäße und umweltfreundliche Dampfheizung) und eine Neuerschließung der kompletten Elektroinstallation. Als Grundlage für die Fachplanung müsse eine Energiekonzept erstellt werde“.

Erste Mietflächensanierungen stehen an. Dabei soll der Bahnhof gesamthaft saniert werden. Dazu gehören auch die Sanierung des Marmorsaales, der Gastronomie und der Sanitäranlagen.

Die Fenster im Gebäude fallen unter den Denkmalschutz.Bild: Wilfried Vögel
Die Fenster im Gebäude fallen unter den Denkmalschutz.
Bild: Wilfried Vögel

Michael Willumat ergänzte:

Schrittweise Sanierung in enger Abstimmung mit der Stadt

Künftig solle auch die Touristeninformation im Bahnhofsgebäude untergebracht werden. Die Kernsanierung der Bahnhofsbuchhandlung sei bereits abgeschlossen. Sie werde an Ort und Stelle verbleiben. Alles erfolge in ständiger Rücksprache mit dem Stadtbauamt. Hier gehe es auch um die Planungen für die Westliche Insel, weil sich damit auch das Bahnhofsumfeld verändern werde. Alle Maßnahmen müssten im laufenden Betrieb und unter Beachtung der noch bestehenden Mietverhältnisse ergriffen werden. Dabei müssten die Planer schrittweise vorgehen.

Die Bahnplaner sind sich bewusst, dass dieser Bahnhof eine herausragende Stellung besitzt. Die Besonderheit ist – und das wurde noch einmal unterstrichen – das gleichzeitige Vorhandensein von Bus, Bahn und Schiff.

Viele Einzelmaßnahmen geplant –  Sanierung der Toilettenanlage hat Vorrang

Zusammen mit Tank&Rast soll im 4. Quartal vorrangig eine neue Sanitäranlage in Betrieb gehen, deren Nutzung künftig allerdings kostenpflichtig sein wird.

Weiter soll es auf der Seeseite mit dem Marmorsaal weitergehen. Dazu muss erst eine neue Konzession erteilt werden. Ein neuer Mieter bzw. Betreiber soll die Vorstellungen der Planer umsetzen.

Nutzung des Innenhofes und des Dachstuhles sind möglich

Einbeziehen will man auch den bestehenden Innenhof, der im Moment brach liegt. Auch hier ist eine gastronomische Nutzung, ggf. in Verbindung mit dem Marmorsaal denkbar, z.B. ein Biergarten. Auch der Ausbau des Dachstuhles wird erwogen. Aber das ist noch „Zukunftsmusik“.

Der Innenhof steht ebenso auf dem Sanierungsplan wie viele andere Gebäudeteile des Inselbahnhofes. Bild: Wilfried Vögel
Der Innenhof steht ebenso auf dem Sanierungsplan wie viele andere Gebäudeteile des Inselbahnhofes. Bild: Wilfried Vögel

Im kommenden Jahr könnte auch die Tourismusinformation im Bahnhof (anstelle der Modelleisenbahnanlage, neben der Buchhandlung) eine neue Heimat finden.

Neue Konzepte und Betreiber sucht man auch für die Bahnhofskneipe (neben dem Taxistand), die derzeit leer steht. Die Fläche muss dazu wieder in den Urzustand versetzt werden. Gespräche gab es auch schon mit Fahrradhändlern. Derzeit ist die Nutzung ausgeschrieben.

Gebäuderückseite wird aufgewertet – Sprachenschule soll bleiben

Das alles soll in den nächsten beiden Jahren passieren. Es entstehen so ganz neue Wegebeziehungen. So soll insbesondere die rückwärtige Seite des Gebäudes (zu den Stand-Gleisanlagen hin) aufgewertet werden. Hier wäre auch kleinflächiger Einzelhandel möglich.

Die Sprachenschule kann im Gebäude verbleiben. Dazu kommen zeitnah geeignete Übernachtungsmöglichkeiten für die Schüler*innen. Dafür will man ehemalige Wohnnutzungen verwenden.

Auch auf der Gleisseite gibt es die ein oder andere Baustelle.Bild: Wilfried Vögel
Auch auf der Gleisseite gibt es die ein oder andere Baustelle.
Bild: Wilfried Vögel

Große Schritte schon bis 2030 – zweistelliger Millionenbetrag im Raum

In diesem Jahr muss die Gesamtplanung vertieft werden. Bis 2030 könnte man schon ein großen Schritt weiter kommen. Die Bahn investiert hier grob geschätzt einen zweistelligen Millionenbetrag in den Inselbahnhof (Tendenz steigend). Aber niemand kann heute sagen, welche Mehrkosten durch mögliche Forderungen des Denkmalschutzes und der allgemeinen Preissteigerung entstehen können.

Bestandteil der aktuellen Planungen ist der Rückbau der Gleise auf Höhe der ehemaligen Hauptpost. Hier gibt es aber noch Diskussionen.

Die Fahrkartenschalter werden erstmals so bleiben, wie sie jetzt sind. Die prachtvolle Empfangshalle bleibt erhalten

Inselbahnhof soll in neuem Glanz erstrahlen

Die DB-Vertreter brachten ihrer Freude zum Ausdruck, dass es jetzt darum gehe, das Gebäude zu sanieren und wieder zu alten Glanz zu verhelfen.

Der Inselbahnhof soll auf alle Fälle in seiner Funktion erhalten werden, aber auch als Treffpunkt für Besucher*innen und Lindauer*innen dienen.