„Auszeit“ auf dem Ringgenhof- ein neues Projekt von Peter Deuß

Gemeinsam gestalten Kunsttherapeut Peter Deuß und seine Kollegin Ute Schöllhorn die „Auszeit“ in der Kapelle der Fachklinik Ringgenhof für die Patienten der Rehaklinik.
Gemeinsam gestalten Kunsttherapeut Peter Deuß und seine Kollegin Ute Schöllhorn die „Auszeit“ in der Kapelle der Fachklinik Ringgenhof für die Patienten der Rehaklinik. (Bild: Annette Scherer)

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Wilhelmsdorf – „Auszeit“ heißt das neue Projekt, das Kunsttherapeut Peter Deuß vom Ringgenhof, einer Reha-Fachklinik der Zieglerschen für suchtkranke Männer in Wilhelmsdorf, vor einigen Monaten gestartet hat. Alle zwei Wochen laden er und seine Kollegin Ute Schöllhorn alle Patienten abends für etwa 15 Minuten in die Kirche am Weg auf dem Klinikgelände ein.

„Wir wollen mit diesen kurzen Impulsen zum Nachdenken über das eigene Leben und auch über Gott anregen“, erklärt Peter Deuß zu seinen Beweggründen. Und ergänzt: „Manchmal ist es wichtig im Leben, auch mal innezuhalten, von sich selbst weg auf ein Du zu sehen und nicht durchgehend den eigenen Puls zu fühlen.“ Spannende Themen wie etwa: „Was ist Glück?“, „Highway to Hell or Heaven?“ oder: „Reiß dich zusammen!“ standen in den letzten Wochen schon auf dem Programm.

„Der Zulauf zu unserem neuen Angebot ist ganz verschieden. Manchmal kommen drei, manchmal zwanzig Patienten“, erzählt Deuß. Woran genau das liegt, kann er nicht sagen. Vielleicht am Thema? Heute lautet es: „Mit Hindernissen leben“. Dafür hat Peter Deuß eine Bildmeditation vorbereitet. In der abgedunkelten Kirche brennt eine Kerze, Stühle stehen mit entsprechendem Corona-Abstand im Kreis. Nach und nach füllt sich der Raum. Manche kennen sich und begrüßen sich kurz. Andere setzen sich wortlos auf einen Platz. Es ist still. Angenehm still nach einem vollen Tag.

Heute sind es sechs suchtkranke Patienten, die sich die Zeit nehmen für 15 Minuten Ruhe, stimmungsvolle beschwingte Klaviermusik mit Ute Schöllhorn, den Impuls von Peter Deuß und ein abschließendes Gebet.

Im Mittelpunkt der Bildbetrachtung steht eine kleine Pflanze. Entstanden ist sie wahrscheinlich durch den Samen einer Beere, der sich in einer Mischung aus Staub, Erde, Pflanzenresten und ein paar Steinen auf dem Boden eines Kellerschachts entwickelt hat. Schon bald stößt das Pflänzlein an das auf dem Lichtschacht liegende Gitter. „Wird das Gitter weichen? Wird die Pflanze das Gitter sprengen oder wird sie sterben?“ fragt Deuß.

Im nächsten Bild dann die große Überraschung: Gegen alle Erwartungen wächst der junge Trieb um die Gitterstäbe herum. Das Gitter wird regelrecht von ihm eingenommen. Und nicht nur das: Das anfangs unscheinbare Pflänzlein entwickelt sich im Laufe der Zeit zu einem großen Holunderstrauch. Es bildet Blüten und später sogar Früchte. Das Gitter, das zunächst wie ein großes und unüberwindbares Hindernis schien, trägt am Ende sogar zu seiner Stabilität bei.

„Ich wünsche mir, dass unsere Patienten wieder Vertrauen und Mut für ihr Leben gewinnen. Viele von ihnen sind mit ihren Lebensentwürfen gescheitert und stark von Schuldgefühlen aus ihrer Vergangenheit belastet“, erzählt Deuß zu seiner Motivation. Manchmal entsteht nach seinen „Auszeiten“ – zu denen übrigens alle Patienten egal aus welcher Glaubensrichtung willkommen sind- bei dem einen oder anderen Patienten größerer Gesprächsbedarf. Dann ist er dankbar um die gute Kooperation mit den umliegenden Kirchengemeinden, an die er dann weiterverweisen kann. „Echte Seelsorge kann ich in diesem Rahmen leider nicht anbieten und das würde auch nicht zu meiner Rolle als Therapeut passen, in der ich von den Patienten manchmal auch etwas fordern muss“, erklärt er.

(Pressemitteilung: Die Zieglerischen)