Ausbildungsverträge: Im Kreis Biberach gibt es noch gute Chancen

Ausbildungsverträge: Im Kreis Biberach gibt es noch gute Chancen
Ein Schild mit der Aufschrift «Lehrling gesucht Ausbildung mit Zukunft» ist vor einem Zaun eines Handwerksbetriebes aufgestellt. (Bild: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Patrick Pleul)

Zum 1. August bzw. 1. September hat das neue Ausbildungsjahr begonnen. Doch noch längst sind nicht alle Ausbildungsstellen besetzt.

Für die Betriebe und Ausbildungswilligen beginnt jetzt der Endspurt, um die letzten Plätze füllen. Um die Ausbildungsbetriebe und Lehrstellensuchende zusammen zu bringen, hat das Wochenblatt Auskünfte zur aktuellen Situation bei Frank Stumm; Leiter Ausbildung bei der IHK Ulm, und Fabian Bacher, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Biberach befragt. Beide haben für die Lehrstellensuchenden gute Nachrichten, es gibt noch eine Vielzahl an Ausbildungsplätzen. Die IHK Ulm und die Handwerkskammer Biberach unterstützten die Ausbildungswilligen und Betriebe gerne, sie geben auch praktische Tipps für Schüler und Betriebe, wie sie erfolgsversprechend zueinander finden.

Gute Zahlen der IHK

Von einem sich stabilisierenden Ausbildungsmarkt kann die IHK Ulm berichten. Frank Stumm, Leiter Ausbildung der IHK Ulm, dazu: „Zum Start der Ausbildung am 1. September 2021 beginnen 1 .889 junge Menschen bei unseren regionalen Unternehmen aus Industrie, Dienstleistung und Handel ihre berufliche Ausbildung. Das sind zwar 1,9 Prozent weniger als vor einem Jahr, aber die Ausbildungsmarktzahlen stabilisieren sich.“ Die Zahlen der IHK Ulm sind im Vergleich zum Landesdurchschnitt besser. Hier ist die Veränderung zum Vorjahr mit minus 5,5 Prozent deutlich höher.

Noch über 160 freie Ausbildungsplätze

Stumm weist trotz der erfreulichen Zahlen darauf hin, dass es in der IHK-Region Ulm noch eine Vielzahl offener Ausbildungsstellen über alle Branchen hinweg gibt: „In der IHK-Lehrstellenbörse sind aktuell mehr als 160 freie Ausbildungsplätze für den Ausbildungsbeginn Herbst 2021 eingetragen. Selbst einige beliebte und üblicherweise frühzeitig besetzte Ausbildungsberufe im kaufmännischen oder elektrotechnischen Bereich sind in diesem Jahr noch unbesetzt.

Ausbildungsverträge noch machbar

Stumm bestätigt, dass noch immer Ausbildungsverträge abgeschlossen werden können. Der Grund dafür sei, dass auch in diesem Jahr viele Vertragsabschlüsse erst nach der Sommerpause zustande kämen. Zudem suchten noch zahlreiche Betriebe nach Auszubildenden, weshalb im Laufe der nächsten Monate mit weiteren Neuverträgen zu rechnen sei. Grundsätzlich sei der Start in eine Ausbildung in Abstimmung mit dem Ausbildungsbetrieb das ganze Jahr über möglich. Stumm empfiehlt Ausbildungssuchenden deshalb: „Es gilt immer die Augen nach einer passenden Ausbildungsstelle offen zu halten.“

IHK hilft bei der Suche

Für Ausbildungssuchende bietet die IHK Ulm einen breit aufgestellten Service, um einen Ausbildungsplatz zu ergattern. Für Jugendliche stellt die IHK u. a. eine Lehrstellenbörse (www.ihk-lehrstellenboerse.de) zur Verfügung. Stumm weist auch darauf hin, dass es bei der IHK Ulm Informationen zu allen Ausbildungsberufen gibt: „Unser Beratungsteam hilft mit Rat und Tat unter der Telefonnummer 0731 173-166 weiter. Zusätzliche Informationen gibt es auch auf www.400chancen.de und auf www.ulm.ihk24.de.“

Eine weitere Informationsmöglichkeit bietet die erste virtuelle Ausbildungsmesse der IHK Ulm. Pünktlich zum Schulstart (13. September) geht diese auf ulm.ihk-ausbildungsmesse.de online. Hier stehen zahlreiche Informationen rund um die Ausbildung zur Verfügung.

Nicht zaudern, handeln

Stumm richtet an die Ausbildungssuchenden noch einen Appell: „Jugendliche sollten auf jeden Fall die vielfältigen Berufsorientierungs- und Beratungsangebote nutzen, um sich über die unterschiedlichen Berufe zu informieren. Es gibt auch keinen Grund mehr, mit dem Beginn einer dualen Ausbildung abzuwarten. Die Ausbildungsunternehmen und Berufsschulen haben sich auf die Ausbildungssituation unter Pandemiebedingungen gut eingestellt.“

Frank Stumm, Leiter Ausbildung bei der IHK Ulm
Frank Stumm, Leiter Ausbildung bei der IHK Ulm (Bild: IHK Ulm/Martina Dach)

Handwerk: Noch 112 Ausbildungsstellen im Kreis Biberach zu vergeben

Bis zum 31. August haben 394 junge Menschen im Landkreis Biberach einen Lehrvertrag im Handwerk abgeschlossen. Das sind 15 Prozent mehr als im Corona-Jahr 2020, wobei dieses wegen geschlossener Schulen und erschwerter Berufsorientierung durch fehlende Ausbildungsmessen und eingeschränkte Praktikumsmöglichkeiten ein deutliches Minus gegenüber der ansonsten seit Jahren positiven Entwicklung hatte. Fabian Bacher, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Biberach, führt dazu aus: „Klassischerweise bewerben sich Haupt- und Realschüler, mittlerweile auch zunehmend Abiturienten. Aktuell haben über15 Prozent der Auszubildenden ein Gymnasium besucht. Dennoch gibt es im Landkreis Biberach derzeit noch 112 unbesetzte Stellen.“

Das Handwerk sucht noch Ausbildungswillige

Nach wie vor große ist das Interesse an Bau- und Holzgewerken sowie an Elektro- und Metallgewerken – aber auch wieder zunehmend, an den Gesundheitshandwerken. Besonders beliebt sind, so kann Bacher berichten, dieses Jahr die Berufe Kraftfahrzeugmechatroniker, Elektroniker, Zimmerer, Schreiner, Stuckateure, Maurer und Friseure.

Gesucht sind dagegen Auszubildende in den Bereichen Nahrungsmittel, Anlagenmechaniker Sanitär, Heizung und Klima, Metallbauer und Feinwerker, Orthopädieschuhtechniker oder kaufmännische Berufe Auszubildende gesucht. Leicht rückläufig sind, entgegen den Zahlen der letzten Jahre, die Nachfrage nach Ausbildungsstellen als Maler und Lackierer, Schornsteinfeger, Raumausstatter, Orthopädieschuhtechniker, kaufmännische Berufe sowie Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk. Bacher weiß um die besondere Problemstellung bei Fleischern und Bäckern: „Die Mitarbeiter müssen oft zeitig ran, ähnlich wie bei einer Frühschicht in der Industrie. Wer sich aber damit anfreundet, hat den Vorteil: Der Nachmittag ist frei, während andere noch arbeiten.“

Noch Chancen auf Ausbildungsverträge

Im Handwerk ist die Suche vieler Betriebe und der jungen Bewerber für das neue Lehrjahr noch nicht abgeschlossen. Die meisten die Lehrverträge beginnen zwar am 1. September, Nachzügler können aber gerne noch später einsteigen. Sie müssen verpasste Lerninhalte dann nachholen.

Vielschichtige Suche und Informationen

Bacher beschreibt, dass die Handwerksbetriebe – und Organisationen über verschiedene Möglichkeiten versuchen passende Bewerber zu finden: „Das geht von Zeitungsanzeigen über digitale Lehrstellenbörsen bis hin zur persönlichen Kontaktaufnahme bei Online-Bildungsmessen oder bei Präsenzveranstaltungen, durch Bildungspartnerschaften oder Angebote für Praktika.“

Bacher hat für Lehrstellensuchende Tipps: „Junge Menschen, die eine Ausbildung im Handwerk beginnen möchten, können sich online über die neue Ausbildungsbörse (https://hwk-ulm.odav.de/68,0,jobboardoffersearch.html) oder die dazugehörige App „Lehrstellenradar“ der Handwerkskammer Ulm über freie Ausbildungsplätze in ihrer Nähe informieren (www.lehrstellen-radar.de).“

Bei weiteren Fragen zum Thema Ausbildung im Handwerk helfen, so Bacher, die Ausbildungsberater der Handwerkskammer Ulm gerne weiter. Viele Betriebe veröffentlichten zudem auf ihrer Homepage oder auf Social-Media-Seiten Informationen zu freien Ausbildungsplätzen. Bacher appelliert: „Interessierte Bewerber können sich zudem auch gerne an die Kreishandwerkerschaft Biberach wenden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Geschäftsstelle sind gerne dabei behilflich, Ausbildungs- und Praktikantenplätze zu vermitteln.“

Fabian Bacher, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Biberach
Fabian Bacher, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Biberach (Bild: Kreishandwerkerschaft)

Praktika sind hilfreich

Lehrstellensuchende empfiehlt Bacher zudem, beim Wunsch-Ausbildungsbetrieb anzufragen. Empfehlenswert seien alle Formen von Praktika. Praktika biete jungen Menschen den Beruf und den Betrieb (und die Betriebe die jungen Menschen) am besten kennenzulernen.

Tipps für Ausbildungsbetriebe

Bach weiß, dass heutzutage ein ganzes Bündel von Maßnahmen notwendig ist, um die Lehrstellenplätze zu besetzen. Er empfiehlt u.a.:

  • Praktika-Plätze anbieten
  • Eine Stellenanzeige kann man neben Zeitung auch auf die eigene Homepage oder Social-Media-Kanäle nehmen (Zielgruppengerechte Ansprache der Bewerber)
  • Es ist auch eine Beratung durch die Agentur für Arbeit für unversorgte Bewerber möglich
  • Machen Sie eine Analyse, wie Sie als Arbeitgeber wahrgenommen werden
  • Werden Sie (Senior-) Ausbildungsbotschafter und stellen sich und sein Gewerk an Schulen vor
  • Es gibt die Möglichkeit, Bildungspartnerschaften mit Schulen einzugehen – diese ermöglichen einen Einblick in den Beruf. Man kann auch Praktika und Ausbildungsstellen anbieten
  • Es lohnt sich, materielle und immaterielle Bindungsinstrumente zu überdenken, beziehungsweise sie anbieten, wie zum Beispiel Urlaubsgeld oder Mitarbeiterevents
  • Man sollte dem Bewerber beispielsweise über die Homepage die Chance geben, zu erfahren, was der Betrieb ihm als Arbeitgeber bietet („Was ist besonders/ wo hebt sich der Betrieb ab?“)
  • Offene Stelle können in die Lehrstellenbörse der Handwerkskammer Ulm eingetragen werden
  • Auf die passgenaue Besetzung der Handwerkskammer Ulm zugehen (mögliche Bewerber sind vielleicht bereits registriert)

Chancen für einen Ausbildungsplatz sind gut

Jugendliche haben derzeit beste Aussichten auf eine Lehrstelle im Handwerk. Denn die Suche nach Auszubildenden und Fachkräften bleibt im Handwerk ein zentrales Thema. „Unsere Fachbetriebe in den Innungen stellen sich dieser Herausforderung mit großem Engagement“, sagt Fabian Bacher, Geschäftsführer der Kreishandwerksmeister in Biberach.

„In Corona-Zeiten war und ist es teilweise noch schwierig, Ausbildungswillige und Handwerksbetriebe zusammenzubringen, aber wo ein Wille ist, ist bekanntlich auch ein Weg“, betont Fabian Bacher. „Und weil es im Landkreis Biberach aktuell noch über 100 offene Lehrstellen im Handwerk gibt, sind die Chancen auf einen Ausbildungsvertrag jedenfalls so gut wie vor der Pandemie – man muss sich nur darum kümmern“.

Handwerk macht stolz

Die Kreishandwerkerschaft setzt sich sehr dafür ein, dass auch Jugendliche mit Migrationshintergrund oder schwächeren Schulabschlüssen im Handwerk unterkommen. „Dabei haben sich Praktika besonders bewährt. Auch die Einstiegsqualifizierung führt in mehr als zwei Drittel der Maßnahmen direkt zum Abschluss eines Ausbildungsvertrages“, ergänzt der Geschäftsführer weiter: „Abends siehst Du, was Du den Tag über geschafft hast – dafür ist das Handwerk bekannt und das macht stolz!“ fügt er hinzu.

Chancen für motivierte Schüler

Bacher macht all denen Mut, die in ihrer Schulausbildung nicht übermäßig glücklich und erfolgreich waren: „Ob Hauptschule oder Gymnasium, ob gute oder schlechtere Noten: Für die Betriebe zählt nicht, woher man kommt, sondern wohin man will.“ Während ihrer Lehrstellensuche sollten Bewerberinnen und Bewerber vor allem in der Praxis zu überzeugen. „Die Noten sind kein K.o.-Kriterium“, meint Fabian Bacher. Die jungen Leute können aber ihre Motivation und Bereitschaft, Leistung bringen zu wollen, deutlich machen“.

Neben dem Fachwissen – zum Beispiel in Mathematik – gibt es Grundtugenden wie Fleiß und Pünktlichkeit, die über die Zusage für eine Lehrstelle entscheiden. Bewerber müssen zeigen, dass sie im Team arbeiten können und kommunikativ sind. „Gute Noten allein nützen nichts, wenn die anderen Schlüsselqualifikationen fehlen“, unterstreicht Bacher weiter.

Interessenten können sich gerne an die Kreishandwerkerschaft Biberach wenden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Geschäftsstelle sind gerne dabei behilflich, Ausbildungs- und Praktikantenplätze zu vermitteln.