Aus dem Alltag im Winterdienst – „Wir räumen nicht mit Absicht Einfahrten zu!“

Aus dem Alltag im Winterdienst – „Wir räumen nicht mit Absicht Einfahrten zu!“
Nicht nur heftige Schneefälle wie im zurückliegenden Winter Mitte Januar stellen den Winterdienst vor Herausforderungen. (Bild: pixabay)

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Bad Wurzach – Nicht nur heftige Schneefälle wie im zurückliegenden Winter Mitte Januar stellen den Winterdienst vor Herausforderungen – diese reichen vom Umfang der zu räumenden Bereiche, ungünstig abgestellten Fahrzeugen bis hin zu Beschwerden von Bürgerinnen und Bürgern. Der stellvertretende Baubetriebshofleiter Dirk Fietkau berichtet stellvertretend für seine Kollegen zu Erfahrungen, Schwierigkeiten aber auch positivem Feedback im Räumdienst.

Bei entsprechender Witterung und Wettervorhersage steht das gesamte Winterdienstteam mit insgesamt rund 25 Mitgliedern in Bereitschaft“, erklärt Fietkau. Die vorgesehenen Mitarbeiter im Bauhof haben dann abwechselnd Weckdienst und beginnen in der Regel ab 3 Uhr morgens mit der Kontrolle ausgewählter Strecken, während die meisten Bürgerinnen und Bürger noch in ihren warmen Betten liegen. „Je nach Situation werden dann die weiteren Fahrer alarmiert und nehmen ihren Dienst rechtzeitig vor Beginn des einsetzenden Berufsverkehrs auf“.

Grundsätzlich werden hierbei zunächst Hauptstraßen und Gefahrenstellen wie Steigungen und enge Kurven geräumt. Nachrangig folgen dann Nebenstraßen, Wohngebiete oder Parkplätze. „Gerade bei starkem Schneefall kann es dann durchaus passieren, dass solche Strecken erst im Lauf des Tages oder im Extremfall sogar erst am nächsten Tag wirklich geräumt werden können“.

Auch sei die Stadt nicht für alle Bereiche selbst verantwortlich. „Die Zuständigkeit der Gemeinde umfasst beispielsweise nicht das Räumen der Bundesstraßen, hier muss die Straßenmeisterei des Landkreises tätig werden.“ Bei extremen Wetterlagen könnten dabei letztlich weder Straßenmeisterei noch Bauhof überall gleichzeitig sein. „Oft muss man hier mit der Runde der wichtigen Strecken gleich wieder von vorne beginnen, bevor Nebenstrecken an die Reihe kommen können“, wirbt der erfahrende Bauhofmitarbeiter um Verständnis.

Bei allem habe zunächst nämlich die Verkehrssicherheit Vorrang – entsprechend könne es durchaus vorkommen, dass viel befahrene Straßen oder Straßen mit entsprechendem Gefahrenpotential zunächst und ggf. sogar mehrfach geräumt werden, während andere Bereiche noch warten müssen. Wenn die entsprechenden Gefahrenbereiche und Hauptstrecken soweit frei sind, beginnt der Räumdienst in den Nebenstraßen und Wohngebieten. Gerade bei den ersten Schneefällen treffen die Fahrer dabei allerdings oft und gefühlt besonders gerne in verwinkelten und engen Straßen auf Hindernisse wie parkende Autos, Mülleimer usw.

„Das ähnelt manchmal einer regelrechten Slalomfahrt durch die Wohnbereiche“, berichtet der stellvertretende Baubetriebshofsleiter. „Gleichzeitig gibt es ständig wechselnde Hofzufahrten meist auf beiden Seiten“. Wenn man sich zusätzlich die Komplexität der Fahrzeuge mit oft vier getrennt steuerbaren Rädern, mehreren Vorwärts- und Rückwärtsgängen, Bedienung des Streubehälters im Heck usw. vorstelle bei dem gleichzeitig meist herrschenden Zeitdruck, sei dies laut dem erfahrenen Winterdienstexperten eine richtige Herausforderung. Manchmal sei es insofern unausweichlich, dass bereits geschippte Gehwege oder Garageneinfahrten wieder teilweise „zugeschoben“ werden.

Den Schnee im Wechsel immer punktgenau auf die „richtige Seite“ zu räumen, sei hier schlicht unmöglich. Sicher hätten die Räumfahrzeuge steuerbare Schneeschilder, aber es sei beispielsweise einfach nicht leistbar, sich in jeder Situation und jeder Straße in der gebotenen „Eile“ zu merken, wie und wo im vergangenen Jahr der Schnee am besten hingeschoben wurde, oder auf jede denkbare Situation zu reagieren. „Wir räumen jedenfalls sicherlich niemandem mit Absicht die Einfahrt zu“, so Dirk Fietkau. „Sofortige Reklamationen, die an solchen Tagen im Rathaus oder beim Bauhof häufig eingehen, beschleunigen den Einsatz hier leider nicht!“

Das Fahren der technisch hochwertigen Fahrzeuge sei dabei das eine. „Wir sollten aber alle Kollegen nicht vergessen, die zusätzlich von Hand an den verschiedensten Stellen im Winter ihren Dienst tun.“ Bis zu drei Tonnen Schnee würden hier in Spitzenzeiten von einem Mitarbeiter täglich von Hand bewegt an Fußgängerüberwegen, Bushaltestellen oder Zugängen zu öffentlichen Gebäuden. „Das ist gerade bei nassem Schnee schlicht und einfach schwerste körperliche Arbeit!“

Trotz vieler Beschwerlichkeiten und Reklamationen im Winterdienst ist Fietkau sicher, dass der Großteil der Bevölkerung regelmäßig froh über den Einsatz des Baubetriebshofs und der eingesetzten Subunternehmer ist. „Wir erhalten oft auch Lob – und wer ehrlich ist: es sind nur wenige Tage im Jahr, die wirkliche Einschränkungen mit sich bringen!“ Hier würde aus seiner Sicht manchmal eine gewisse Gelassenheit guttun. „Ich kann dabei insbesondere für mich persönlich sprechen: bei allen Herausforderungen bleibt es ein gutes Gefühl, den Mitbürgerinnen und Mitbürgern an solchen Tagen den Weg sprichwörtlich frei zu räumen.“

(Pressemitteilung: Stadt Bad Wurzach)