Arbeitsmarkt auf Erholungskurs: Fachkräfte dringend gesucht

Ein Schild steht vor einem Standort der Agentur für Arbeit.
Ein Schild steht vor einem Standort der Agentur für Arbeit. (Bild: Julian Stratenschulte/dpa/Symbolbild)

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Nach einem leichten Anstieg im Januar geht die Zahl der Arbeitslosen wieder zurück. Von mehr freien Stellen profitiert eine Gruppe nicht. Sorgenkinder sind nach wie vor die Langzeitarbeitslosen.

Stuttgart (dpa/lsw) – Der Arbeitsmarkt im Südwesten ist auf Erholungskurs: Im Februar waren knapp 219.000 Menschen arbeitslos gemeldet, 2,6 Prozent weniger als im Januar. Damit fällt der Rückgang der Arbeitslosenzahlen nach Angaben der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit ungewöhnlich hoch aus. Die Arbeitslosenquote sank auf 3,5 Prozent nach 3,6 Prozent.

Auch im Vergleich zum Vorjahr ergab sich eine deutliche Besserung. Im Februar 2021 hatte die Quote noch 4,4 Prozent betragen. «Am Arbeitsmarkt lässt sich ein erfreulicher Aufwärtstrend feststellen», sagte Behördenleiter Christian Rauch am Mittwoch in Stuttgart.

Ein Zeichen für wirtschaftliche Erholung von den Folgen der Corona-Pandemie sei die Zahl der gemeldeten Stellen; diese liege mit gut 105.000 deutlich über dem Niveau der vergangenen beiden Jahre. Gerade im für Baden-Württemberg wichtigen Maschinenbau sowie in Branchen, die von den Pandemiefolgen besonders betroffen seien wie Einzelhandel, Gastgewerbe und Zeitarbeitsfirmen, habe die Zahl der Stellen stark zugenommen.

Davon profitieren die Langzeitarbeitslosen aber nicht: Der Anteil der Männer und Frauen, die länger als ein Jahr arbeitslos gemeldet sind, lag im Februar bei 34,7 Prozent. Das ist ein deutlich höherer Prozentsatz als noch vor einem Jahr (28,8 Prozent).

Das hängt auch damit zusammen, dass die freien Stellen vorwiegend für Fachkräfte angeboten werden. Es klafft eine Lücke zwischen Angebot und Nachfrage. Rauch: «Knapp die Hälfte der Arbeitslosen sucht eine Helferstelle, aber nur gut 20 Prozent der gemeldeten Stellen richten sich an unqualifizierte Menschen.» Es würden also vor allem Fachkräfte, Spezialisten oder Experten gesucht. Rauch verwies auf die Hilfen für Unternehmen und Betriebe, wenn sie Ungelernte zu dringend benötigten Fachkräften qualifizieren wollen.

Stichtag der aktuellen Erhebung war der 14. Februar. Rauch sieht trotz der Erholungstendenz am Arbeitsmarkt Wolken am Horizont aufsteigen: «Der Krieg in der Ukraine bringt jedoch neue Unsicherheiten für die Betriebe und den Arbeitsmarkt mit sich.» Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) warnte angesichts der politischen Entwicklung vor zuviel Euphorie. Welche Auswirkungen der Ukraine-Konflikt haben werde, lasse sich derzeit schwer einschätzen.

Der DGB verwies auf die Lage der Minijobber im Südwesten. Landeschef Kai Burmeister sagte: «Immer mehr Beschäftigte in Baden-Württemberg sind gezwungen, neben ihrer Hauptbeschäftigung noch zusätzlich nach Feierabend oder am Wochenende zu jobben, um die steigenden Miet-, Energie- und Lebenshaltungskosten bestreiten zu können.»