Alpakas als Entschleuniger Alpaka-Wandern: Unterwegs mit flauschigen Gesellen

Auf einer geführten Tour mit den Alpakas kann man runterkommen und erfährt viel Interessantes über die Tiere aus den südamerikanischen Anden.
Auf einer geführten Tour mit den Alpakas kann man runterkommen und erfährt viel Interessantes über die Tiere aus den südamerikanischen Anden. (Bild: Daniela Leberer)

Wer unterhalb der Waldburg vorbeiwandert, kommt automatisch bei Susanne Finke und ihren neun Alpakas vorbei. Schon von Weitem sieht man auf der Wiese die Wuschelköpfe mit dem langen Hals. Wer die neun Jungs näher kennenlernen möchte, kann das bei einem gemeinsamen Spaziergang tun.

Alpakas kommen aus den südamerikanischen Anden, fühlen sich aber auch in unserer Region sehr wohl. Susanne Finke hat sich mit alpakASfriends am Fuße der erhabenen Waldburg, Habnitweg 16, einen kleinen Traum erfüllt und sich über ihre Liebe zu Alpakas ein neues berufliches Standbein geschaffen. Als Sozialarbeiterin, Alpaka-Coach und Fachkraft für Alpaka- und Lama gestützte Pädagogik bietet sie nicht nur Wanderungen für Interessierte an, sondern setzt die kuscheligen Gesellen auch als Therapietiere ein.

Wir fühlen uns hier pudelwohl: Die kuscheligen Alpakas freuen sich auf Spaziergänger.
Wir fühlen uns hier pudelwohl: Die kuscheligen Alpakas freuen sich auf Spaziergänger. (Bild: Daniela Leberer)

Mensch und Tier im Einklang

Finn, Camano, Gimly, Leon, Locke, Taj Mahal, Louvre, Anouk und Cheyenne sind also nicht nur kuschelige Hingucker und Produzenten besonders weicher Wolle, die Tiere helfen durch ihre spezielle Art bei gemeinsamen Spaziergängen mit, beim Gegenüber beispielsweise Stress abzubauen und entschleunigen auf wundersame Weise.

Jeden Freitagmittag bietet Susanne Finke eine offene Gruppe an. Hier können Interessierte, die sich gerne einer Gruppe anschließen, nach telefonischer Vereinbarung einen Termin ausmachen, bekommen ein Alpaka an die Hand und los geht’s mit Kuscheln und einer dicken Portion Streicheleinheiten. Aber Halt, so einfach geht das nicht!

Susanne Finke mit ihren Lieblingen.
Susanne Finke mit ihren Lieblingen. (Bild: Daniela Leberer)

Alpakas sind keine Kuscheltiere

Erst muss man sich die Zuneigung der Paarhufer mit den großen Kulleraugen erst mal verdienen. „Alpakas sind scheu und streicheln sowie kuscheln ist nicht ihr Ding. Das muss man wissen. Wenn sich Mensch und Tier nach gegenseitigem Beschnuppern auf dem Spaziergang so langsam nähergekommen sind, ist ein zartes Streicheln mit dem Handrücken kein Problem. Den Zeitpunkt entscheidet aber das Alpaka. Das oberste Gebot auf einem Spaziergang ist: Mindestes einen Meter Leinenabstand – mehr Nähe lassen die Gesellen nicht so gerne zu. Wenn allerdings mit der Zeit die Chemie stimmt, dann rückt das Tier ganz langsam näher an den Menschen ran“.

Wer bei Susanne Finke einen Spaziergang mit ihren Jungs bucht, bekommt genaue Instruktionen. Auch während der Tour ist sie immer mit dabei und schaut ganz genau, dass es ihren Lieblingen gut geht. „Die Chemie muss gleich beim ersten Kennenlernen stimmen. Das geht aber meistens ganz automatisch und schnell kristallisiert sich heraus, welcher Mensch zu welchem Tier passt“.

Wanderung holt runter und ist interessant

Auf den verschiedenen Routen – mit Blick in die Alpen – erzählt die Sozialarbeiterin nette Anekdoten über ihre Tiere und ist ein wahres Lexikon, wenn es um das Leben der Alpakas geht. Den Ton und den Rhythmus geben die Tiere selbst an. Wenn sie müssen, dann müssen sie und das kann schon mal einige Minuten dauern. Sie stellen sich anstandsvoll an den Wegesrand und erledigen dort ihr Geschäft in Ruhe. Interessant ist, wenn einer muss, dann steckt er die anderen im Kollektiv an und dann müssen einige andere auch. „Alpakas sind eben Synchrontiere“, so die Spezialistin.

Alpakas haben auf ihrer heimatlichen Wiese eine Art Toilettenbereich. In diesen Parzellen wird das Geschäft erledigt und nicht auf der ganzen Wiese verteilt. Anders als bei Pferden oder Eseln sehen beispielsweise auch die Wege auf den Spaziergängen sauber aus. Übrigens – die Sache mit dem Spucken wird überbewertet. „Das gehört bei Lamas und Alpakas zum normalen Sozialverhalten. So sagen sie sich gegenseitig, dass der andere in einer Situation nicht gerade erwünscht ist. Entweder, weil einer das Gras am Wegesrand nicht teilen will oder weil er sich vordrängt. Aber Alpakas spucken immer nur andere Alpakas an und niemals Menschen.“

Etwas Besonderes: Durch die Wälder rund um Waldburg mit einem Alpaka an der Leine.
Etwas Besonderes: Durch die Wälder rund um Waldburg mit einem Alpaka an der Leine. (Bild: Daniela Leberer)

Delphine der Weide

„Alpakas sind durch ihre arttypischen Eigenschaften die idealen Begleiter für Menschen mit Autismus-Spektrum-Syndrom, ADHS und traumatischen Störungen. Die Tiere nehmen jeden Menschen so wie er ist und gehen unvoreingenommen auf sie zu. Sie reagieren auf Verhalten und Körpersprache und ermöglichen durch diese Eigenschaften die Regulation von beispielsweise auffälligem Verhalten.“

„Durch ihre summenden, sanften und ruhigen Lautäußerungen auf uns Menschen wirken sie entspannend und beruhigend. Sie spiegeln ihre Gegenüber durch unmittelbare, direkte, eindeutige und ehrliche Reaktionen. Sie reagieren auf Verhalten und Körpersprache und ermöglichen durch diese Eigenschaften die Regulation von z.B. auffälligem Verhalten.“ Darum werden sie auch als „Delphine der Weide“ bezeichnet.

Etwas Besonderes

Wer möchte, kann bei Susanne Finke auch einen Kindergeburtstag (ab 8 Jahre) der besonderen Art buchen. Die Kinder erfahren bei einer kleineren Wanderung spannende Geschichten über die Alpakas. Natürlich müssen ein paar Mütter zur Unterstützung mitlaufen.

Weitere Infos zu Spaziergängen (nicht nur am Freitagmittag, andere Termine sind auch möglich) und dem Therapieangebot gibt es unter www.alpakafriends.de und Tel. 0151 / 61511434.

Im kleinen „Lädele“ gibt es neben der flauschigen Wolle der Tiere auch warme Socken und peruanische Handwerkskunst.
Im kleinen „Lädele“ gibt es neben der flauschigen Wolle der Tiere auch warme Socken und peruanische Handwerkskunst. (Bild: Daniela Leberer)

Interessantes

Die Fohlen der Alpakas kommen fast immer vormittags zwischen 6 und 14 Uhr auf die Welt. Das liegt daran, dass die Mamas ihre Jungen nicht trockenlecken können, weil ihre Zunge dafür einfach viel zu kurz ist. So müssen die Fohlen also tagsüber abtrocknen, bevor es abends wieder kühl wird. Und ist mal eine längere Schlechtwetterperiode angesagt, dann verschiebt die werdende Mutter die Geburt schon mal um bis zu zwei Wochen.